Der neue elektrische Kleinstwagen von Nissan Silence 04 füllt die Lücke, die der Smart ForTwo EQ hinterlassen hat. Zumindest ein wenig.
- 149 Kilometer Reichweite
- Batteriewechsel in wenigen Minuten
- 85 km/h Höchstgeschwindigkeit
- Vollwertiges Auto im Kleinformat
- Preise beginnen bei knapp 12.000 Euro
So mancher Autofahrer trauert noch dem Smart Fortwo nach. Erinnern Sie sich noch? Jenes Auto, mit dem man auch quer zur Straße einparken durfte und so auch in überfüllten Großstädten immer einen Stellplatz fand. Diese Zeiten sind längst vorbei. Was einmal Smart war, ist heute ein deutlich größerer Elektro-Crossover aus China. Alles schön und gut, aber eben kein Auto, das in jede Parklücke passt.
„Der Silence S04 darf auch quer einparken“, strahlt Nissan-Deutschland-Chef Vincent Ricoux. Ein Blick auf die Abmessungen lässt uns innerlich nicken. Mit einer Länge von 2,28 Metern und einer Breite von 1,27 Metern hat der Nissan-Manager nicht zu viel versprochen. Der Nissan Silence 04 ist der wahre Nachfolger des Ur-Smart. Das zeigt: Wo sich eine Lücke auftut, stoßen andere gerne hinein. Auch im übertragenen Sinne. Zumal viele Autohersteller die Kombination aus Kleinwagen und Elektromobilität meiden wie der Teufel das Weihwasser. Zu teuer und nicht rentabel, lautet die Begründung,
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149 Kilometer Reichweite
„Wir erweitern die Mobilität für jeden, der Bedarf hat“, erklärt Ricoux. Deswegen bietet der japanische Hersteller den Silence 04 auch in zwei Versionen an: Als Leichtfahrzeug der Klasse L6e mit einer Höchstgeschwindigkeit von 45 km/h und als L7e-Version 85 km/h Topspeed. Mit einer oder zwei Batterien. Die von uns gefahrene größere Version hat zwei Batterien an Bord und kommt damit bis zu 149 Kilometer weit. Auch Pizzaboten und Pflegedienste dürften bei diesem Silence S04 gerne zugreifen.
Akkus im Doppelpack Das L7e-Modell verfügt über zwei Batterien von jeweils 5,6 Kilowattstunden Speicherkapazität. Macht zusammen 11,2 kWh, die an einer Steckdose spätestens nach acht Stunden wieder geladen und für 149 Kilometer gut sind.
„Der Silence 94 ist Teil eines Mobilitätsservices“ erklärt Projektleiter Gareth Dunsmore. Daher haben die Kunden die Wahl. Entweder kaufen sie das Nanocar samt Batterien – zu den Preisen kommen wir später noch. Oder sie nutzen die Option „Battery as a Service“ (BaaS), die in Deutschland allerdings erst im ersten Halbjahr 2025 erhältlich sein wird. Die Preise hierzulande stehen also noch nicht endgültig fest. Deshalb nehmen wir Spanien als Anhaltspunkt, wo das Angebot bereits aktiv ist. Wer sich hier für BaaS entscheidet, erhält einen Rabatt von rund 40 Prozent auf das Fahrzeuge – und zahlt nur die Energie, die er benötigt.
Batteriewechsel in wenigen Minuten
Beim S04 reserviert man sich per App aufgeladene Energiespeicher und fährt zur entsprechenden Wechselstation. Dort entriegelt man mit zwei Hebeln vorne am Fahrersitz die zwei Batterien, zieht sie mit einem Griff seitlich so weit aus dem Auto heraus, bis die integrierten Räder herausklappen. Dann fährt man den Akku wie einen Bordtrolley beim Fliegen einzeln zur Ladestation, um ihn dort neu mit Energie füllen zu lassen. Sobald das System erkennt, dass der Energiespeicher mit der Tankstelle verbunden sind, wird der mit dem höchsten Ladestand entriegelt. Nun klingt man die neuen Akkus in das Auto ein.
Mit ein wenig Übung gelingt dieses Manöver mit den jeweils 40 Kilogramm schweren Paketen problemlos und ohne großen Kraftaufwand in wenigen Minuten. Man muss einfach nur mit den eingeklappten Rädern die Schienen treffen und dabei nicht verkanten. Wem das System bekannt vorkommt, der täuscht sich nicht: Der Elektroroller Seat Mó ist technisch identisch mit dem Silence S01. Denn auch hinter dem S04 steckt das spanische Start-up Silence.
85 km/h Höchstgeschwindigkeit
Das nur nebenbei. Wir sitzen in einem L7e-Modell mit zwei Batterien von je 5,6 Kilowattstunden Kapazität. Macht zusammen 11,2 kWh, die an einer Steckdose spätestens nach acht Stunden wieder geladen sind. Denn die Energiespeicher können auch daheim gefüllt werden. Das soll für die bereits erwähnten 149 km reichen. Mit den zwei Radnabenmotoren hinten, die 14 kW oder 19 PS als Dauerleistung freisetzen (maximal 22 kW/ 30 PS) . Das reicht für einen Sprint des 519 Kilogramm schweren Mini-Stromers von null auf 50 km/h in weniger als sieben Sekunden und eine Höchstgeschwindigkeit von 85 km/h.
Nur das Nötigste Für lange Strecken und hohen Fahrkomfort ist der zweisitzige Nissan Silence 04 nicht ausgelegt. Immerhin gibt es Fensterheber und eine Klimaanlage. Airbags allerdings nicht. Fotos: Nissan
Die erreicht allerdings nur die Version mit zwei Akkus, sonst sind es 70 km/h. Aber auch die genügen völlig, um in der Stadt und auf Verbindungsstraßen locker mit den anderen Verkehrsteilnehmern mitzuhalten. Drei Fahrmodi stehen zur Auswahl: Eco, City und Sport, wobei der Unterschied im Antritt zwischen Eco und City größer ist, als der zwischen City und Sport.
Vollwertiges Auto im Kleinformat
Auch das Rekuperieren beherrscht der Silence 04: Bei Eco sobald man den Gasfuß lupft, sonst beim Bremsen. Die Wahl des Fahrprogramms wirkt sich natürlich auf die Reichweite aus: Nach zurückgelegten 34,6 Kilometern, meldete das System im Eco-Modus noch 85 Kilometer, im City-Modus 67 Kilometer und im Sport-Modus 54 Kilometer Restreichweite.
Rollator Die Stromspeicher befinden sich unter den Sitzen und sind per Griff und ein wenig Fingerspitzengefühl ruckzuck ausgebaut.
In der Stadt fühlt sich der Silence 04 logischerweise am wohlsten. Mit einem Wendekreis von 3,5 Metern wieselt er um jede Ecke und selbst enge Straßen verlieren ihren Schrecken. Innen sorgen zwei versetzte Sitze dafür, dass auch zwei Erwachsene nebeneinander Platz nehmen können. Kuschelig wird es natürlich schon, einen Möbelpacker möchte man aber nicht unbedingt neben sich haben. Das Gestühl mit der schmalen Lehne ist zudem nicht für lange Strecken geeignet sind.
Aber darum geht es beim Nissan Silence 04 auch gar nicht. Was dieses Nanocar aber von Konkurrenten wie dem Opel Rocks e oder dem charmanten Fiat Topolino unterscheidet ist die Tatsache, dass der Nissan ein vollwertiges Auto anbietet – mit Klimaanlage, elektrischen Fensterhebern und einem richtigen Fahrwerk, das auch Unebenheiten wegbügelt. Natürlich nicht so wie in einem richtigen Pkw. Aber der Komfort-Unterschied zu den beiden Stellantis-Fahrzeugen ist deutlich spürbar. Dazu kommt noch ein Kofferraum mit einem Volumen von 247 Litern, das durch das Flachstellen des Beifahrersitzes noch vergrößert werden kann.
Preise beginnen bei knapp 12.000 Euro
Bleibt noch der Preis: Mindestens 11.995 Euro für das L6e-Modell sind schon eine Ansage, ebenso wie 16.745 Euro für die von uns gefahrene L7e-Variante. Citroën hat für das nächste Jahr eine Version des ë-C3 angekündigt mit einer Reichweite von rund 200 Kilometern angekündigt, die 19.990 Euro kosten soll. Bei diesem Vergleich zieht der Nissan Silence S04 den Kürzeren. Anders sieht die Sache schon aus, wenn Battery as a Service ähnlich umgesetzt wird, wie das in Spanien der Fall ist. Auf jedenfalls ist der kleine Nissan eine feine Bereicherung des Angebots.