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Nissan Qashqai (2024): Facelift im ersten Test

Hey Nissan, lass uns googeln! Der Bestseller geht mit frischer Optik in die zweite Lebenshälfte

nissan qashqai (2024): facelift im ersten test

Mit den Qashqai hat Nissan im Jahr 2006 voll ins Schwarze getroffen. Damals entwickelte sich das kompakte SUV, der komplett in Europa designt und gebaut wurde, zum hierzulande wichtigsten Modell der Japaner und ist es bis heute.

Die mittlerweile dritte Generation, die seit 2021 auf dem Markt ist, erfuhr deshalb nun eine Auffrischung. Dabei gingen die Verbesserungen tiefer, als es auf den ersten Blick scheint. Wir haben den Qashqai in Portugal ausführlich fahren dürfen und waren durchaus angetan.

Exterieur | Interieur | Konnektivität | Motor | Fahrwerk | Preise | Fazit

Früher war Nissan der Draufgänger unter den japanischen Herstellern. Statt Brot-und-Butter-Autos wie die meiste lokale Konkurrenz baute Nissan lieber solch ikonische Sportwagen wie die Z-Serie oder gar Legenden wie den GT-R “Godzilla”.

Bildergalerie: Nissan Qashqai 2024 Facelift

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Und auch in der Neuzeit möchte der traditionelle japanische Anbieter frecher und offensiver als der Wettbewerb sein, was Modelle wie der Juke beweisen. Auch der Qashqai definiert sich eher über sein unkonventionelles Äußeres, kann aber auch mit durchaus innovativer Technik dienen. Umso mehr nach dem Facelift, das wir uns angesehen haben.

Exterieur

An der Außenhaut fielen die Änderungen relativ überschaubar aus. Das ist kein großer Verlust, denn der Qashqai kommt auch nach fast vier Jahren Bauzeit noch sehr modern um die Ecke. Nur den Kühlergrill schärften die Designer deutlich nach und modifizierten auch die in adaptiver Ausführung erhältlichen LED-Scheinwerfer. Noch ein paar angepasste Stoßfänger vorn wie hinten sowie neu gestylte Heckleuchten – fertig ist der “neue” Qashqai. Die Änderungen sind aber so dezent, dass sich Besitzer des aktuellen Modells deswegen nicht in den Schlaf weinen müssen.

Nissan Qashqai (2021)

Nissan Qashqai (2024)

Interieur

Deutlich umfassender waren die Maßnahmen im Interieur. Zunächst fällt auf, dass wie auch im kürzlich erfolgten Facelift des Juke sehr viel Wert auf hochwertige Materialien gelegt wurde. Alle Kunststoffe im Sichtbereich sind weich unterschäumt und großflächig verlegtes Alcantara sowie edle Ledersitze zaubern sogar etwas Sportwagen-Feeling in die hohe Hütte.

An den – zumindest vorne – guten Platzverhältnissen hat sich nichts geändert, wie auch die Tatsache, dass der Qashqai auf der Rückbank nach wie vor nicht zu den Raumriesen seiner Klasse gehört. Etwas ärgerlich ist die zu tief montierte und dazu nicht verstellbare Mittelarmlehne.

Konnektivität

Größte Errungenschaft der Entwickler ist die umfassende Integration von Google ins Fahrzeug. Nicht nur die Navigation läuft nun komplett über das bekannt hervorragende Google Maps – inklusive der Schwächen wie der Miniatur-Schaltflächen für Zoom und Kartenausrichtung. Da hilft aber gern der Google Assistent, der ebenfalls per “Deep Integration” mit dem ganzen Fahrzeug vernetzt wurde.

Das heißt, man kann über den Befehl “Hey Google” nicht nur Navi und Infotainment steuern, sondern auch Klimatisierung und andere Fahrzeugfunktionen. Wobei das separate Klimabedienteil noch mit großen Drehreglern und physischen Tasten glänzt und somit bestens bedienbar ist.

Schnelle Daten Nissan Qashqai VC-T e-Power (2024)
Motor Serieller Hybrid, 1,5-Liter-Turbodreizylinder, E-Motor
Antrieb Vorderrad
Leistung 140 kW (190 PS)
Drehmoment 330 Nm
Basispreis 34.140 Euro

Die Instrumententafel ist nun stets ein großer Screen, bildet aber auf Wunsch noch klassische Skalen ab und ist sehr übersichtlich gestaltet. Nissan-typisch kann man sich auch im Qashqai sein persönliches Assistenten-Setup zusammenstellen und als Schnellzugriff abspeichern. Dieses Profil ist dann über nur zwei Klicks am Multifunktionslenkrad abrufbar, womit man beispielsweise das nervige Tempo-Bebimmel oder den sehr aggressiven Spurhalter schnell loswird. Als Zentraldisplay dient ein deutlich vergrößerter Monitor, unter dem erfreulicherweise eine Leiste mit physischen Direktwahltasten die Bedienung vereinfacht.

Sehr stolz ist Nissan auf die Weiterentwicklung der 360-Grad-Kamera. Dank einer neuen 3D-Technik sind viel mehr Ansichten verfügbar, um beispielsweise zentimetergenau in eine Waschanlage zu fahren oder im Gelände zu manövrieren. Hierfür steht sogar eine “durchsichtige Motorhaube” zur Verfügung, die den Untergrund unter dem Fahrzeug zeugt.

Motor

Und nun müssen wir über den e-Power-Hybrid des Qashqai reden. Dieser ist tatsächlich bemerkenswert, denn im Gegensatz zu fast allen anderen Herstellern bietet Nissan mit dieser Technik einen reinrassigen seriellen Hybridantrieb an, bei dem die Räder grundsätzlich von einem 190 PS starken Elektromotor angetrieben werden.

Der Saft dafür kommt aus einem relativ kleinen Akku, der mittels Rekuperation oder mithilfe des 1,5 Liter großen Benzinmotors geladen wird. Bei hoher Lastanforderung schickt der Verbrenner seine Energie auch direkt an den Elektromotor, was sich durch hohe Drehzahlen bemerkbar macht, aber dank guter Dämmung – im Gegensatz zum Juke – nie nervig wird.

Das funktioniert im Alltag völlig problemlos. Der e-Power-Antrieb verbindet elektrotypische Vorteile wie das spontane Ansprechverhalten, dickes Drehmoment ab Start und One-Pedal-Feeling mit der großen Reichweite eines Verbrenners. Dabei arbeitet das System durchaus sehr effizient. Auf unserer großen Runde durch die Algarve verbrauchten wir trotz sportlicher Fahrweise in den Bergen nur 6,1 l/100 km, was für ein doch sehr stattliches SUV ein sehr guter Wert ist. So sind ohne Probleme Reichweiten über 600 Kilometer nötig und zum “Nachladen” genügen fünf Minuten.

Maße und Gewichte Nissan Qashqai (2024)
Länge 4.425 mm
Breite (ohne Spiegel) 1.835 mm
Höhe 1.625 mm
Radstand 2.890 mm
Leergewicht 1.665 kg
Kofferraumvolumen 455 – 1.379 Liter

Ein weiterer Vorteil: Mittels der “E-Taste” kann man den Qashqai auch rein elektrisch bewegen, womit er lokal emissionsfrei wird. Das macht solch einen seriellen Hybrid eigentlich zu einer sehr interessanten Alternative. Dabei ist das Ganze noch nicht einmal zu Ende gedacht, denn der im Qashqai verwendete Motor ist ein ganz normaler Serienmotor, der dafür entwickelt wurde, mit möglichst großem Komfort die Räder anzutreiben.

Wenn man nun einen Motor entwickeln würde, der weder Ansprechverhalten noch Fahrbarkeit können muss, sondern nur unter idealen Bedingungen Strom produziert, könnte man sicher noch deutlich effizienter unterwegs sein. Aber leider ist da immer noch der von allen Seiten verfemte Verbrenner am Werk, weshalb sich da wohl keiner so richtig rantraut … (vielleicht noch Mazda mit dem wankeligen MX-30 R-EV).

Wer es lieber klassisch bevorzugt – und das sind immerhin rund 50 Prozent der Käufer – hat die Wahl zwischen zwei Mild-Hybriden mit 140 oder 156 PS. Allradantrieb und Automatik sind ebenfalls verfügbar. Ein Diesel nicht.

Fahrwerk

Aber wir schweifen ab, zurück zum Qashqai. Dem haben die Entwickler ein durchaus ambitioniertes Fahrwerk mitgegeben, das in den bergigen Kurven der Algarve seinen Job sehr gut erledigt. Unterstützt von der leichtgängigen, aber trotzdem präzisen Lenkung pfeilt der SUV durch jede Art von Kurven, ohne allerdings seinen hohen Schwerpunkt verbergen zu können. Kehrseite der Medaille ist das rumpelige Ansprechverhalten auf Speedbumps oder ähnlichen Hindernissen. Das bleibt aber jederzeit im verschmerzbaren Rahmen.

Preise

Ähnlich wie beim Juke wurde das bisherige Einstiegsmodell “Visia” alternativlos gestrichen. Los geht es nun mit dem “Acenta”, dessen Preis sich ausstattungsbereinigt nicht erhöht hat. Eine Stufe höher rangiert “N-Connecta”. Wer noch mehr Ausstattung möchte, muss sich nun entscheiden.

Entweder man geht den Weg in Richtung Technik/Komfort und wählt “Tekna”. Oder man bevorzugt Design und Style und entscheidet sich für die neue Linie “N-Design”. Wer sich nicht entscheiden kann, greift einfach zu “Tekna+” und bekommt alles. Die Basis mit 140-PS-Dreizylinder kostet mindestens 34.140 Euro. Der “Tekna+” mit dem Top-Hybrid kostet mindestens 49.470 Euro und hat bereits alles, was die Ausstattungsliste hergibt, inklusive. Einziges Extra ist ein anderer Farbton.

Fahrleistungen Nissan Qashqai VC-T e-Power
0 – 100 km/h 7,9 s
Vmax 170 km/h
Verbrauch (WLTP) 5,1 – 5,3 l/100km

Fazit: 8,5/10

Nissan hat gut daran getan, es äußerlich bei einem sprichwörtlichen Facelift zu belassen. Der Qashqai überzeugt weiterhin mit frischen Linien und einem eigenständigen Outfit und lässt seinen Vorgänger nicht alt aussehen. Absolut gelungen ist das neue Interieur, das deutlich in Richtung Premium tendiert sowie die Integration von Google-Diensten ins Fahrzeug. Wirkliche Schwächen leistet sich der Qashqai nicht. Da muss sich die Konkurrenz vom Schlag eines VW T-Roc oder Kia Sportage warm anziehen.

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