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Mercedes: Markus Schäfer über MB.OS und günstigere Modelle

Auf der CES 2024 gewährte Mercedes Einblicke in die Zukunft. COMPUTER BILD sprach mit Chefentwickler Markus Schäfer über MB.OS, KI und günstigere Stromer.

mercedes: markus schäfer über mb.os und günstigere modelleMB.OS soll mit Fahrzeugen der neuen MMA-Plattform ausrollen. Mercedes-CTO Markus Schäfer verriet COMPUTER BILD, welche Vorteile das Betriebssystem bietet. Foto: Mercedes

Einmal mehr läutete die Consumer Electronics Show in Las Vegas ein neues Technik-Jahr ein. Und auch 2024 nutzten Tausende Hersteller aus aller Welt die Technikmesse wieder dafür, neue spannende Produkte und Dienste vorzustellen. Der Stuttgarter Autobauer Mercedes war ebenfalls mit von der Partie und gewährte unter anderem Einblicke in sein angekündigtes Fahrzeug-Betriebssystem MB.OS. 2025 soll es zusammen mit ersten Fahrzeugen der neuen Mercedes-Modular-Architecture-Plattform (MMA) debütieren und zahlreiche Vorteile bringen. COMPUTER BILD war vor Ort und sprach mit Mercedes-Chefentwickler Markus Schäfer über die Beweggründe für ein eigenes Betriebssystem, die Rolle der KI und günstigere Mercedes-Stromer.

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*Die durchschnittliche Ersparnis berechnet sich im Vergleich zur unverbindlichen Preisempfehlung des Herstellers aus allen auf carwow errechneten Konfigurationen zwischen Januar und Juni 2022. Sie ist ein Durchschnittswert aller angebotenen Modelle und variiert je nach Hersteller, Modell und Händler.

Herr Schäfer, mit MB.OS entwickelt Mercedes unter großem Aufwand ein neues, eigenes Betriebssystem für seine Fahrzeuge. Unter anderem rund 1.000 Softwarespezialisten haben Sie zu diesem Zweck allein in Sindelfingen eingestellt. Was spricht für ein eigenes System und warum greift Mercedes nicht zu bereits vorhandenen Lösungen wie etwa Android Automotive?Markus Schäfer: Das Kundenerlebnis steht für uns im Vordergrund. Hier erlaubt es uns MB.OS, Erlebnisse auf eine neue Weise selbst zu generieren. Denn das Betriebssystem verbindet unterschiedliche Domänen im Fahrzeug miteinander und erlaubt uns vollen Zugriff. Wir können also auf praktisch jedes Steuergerät des Fahrzeugs zugreifen, ob es nun der Antrieb ist, die Hinterachse oder der Grad des Lenkwinkels. Dadurch ist es uns möglich, ein ganzheitliches Erlebnis für unsere Kunden zu schaffen, bei dem wir alle Domänen, alle Rechner ansprechen. Der große Vorteil sind also die Zugriffsmöglichkeiten?Unter anderem. Denn vor allem können wir so in kürzester Zeit ein neues Angebot bauen. Man sieht ja, welche Möglichkeiten sich permanent ergeben: Die Welt dreht sich weiter, die Angebote werden immer vielfältiger ­­– so wie die Kundenwünsche. Auch der Anteil der autonom gefahrenen Strecken wird weiter zunehmen. Das heißt, dort wird eine neue Nachfrage entstehen nach Unterhaltung oder nach Produktivität. Ich will Videokonferenzen führen, ich will Texte erstellen, ich will Dokumente und Bilder verschicken oder Geburtstagsgrüße formulieren und auf dem Bildschirm anzeigen lassen. All das können wir In-House in kürzester Zeit selbst programmieren und das ist der große Vorteil von einem eigenen Betriebssystem.Ist das gesamte Infotainment-Angebot künftig also “Made by Mercedes”?Nein. Gleichzeitig haben wir gesagt, wir müssen mit MB.OS nicht alles selbst machen und das machen wir auch nicht. Vielmehr bauen wir damit eine eigene Architektur, die es uns in erster Linie erlaubt, Chips und Hardware im Fahrzeug selbst zu bestimmen und diese zu harmonisieren. Da hatten wir bislang eine unglaubliche Vielfalt von unterschiedlichen Chips und Basissoftwares im Fahrzeug. Diese Harmonisierung sorgt für stabilere Lieferketten, bringt Vorteile im Einkauf und vereinfacht die Software im Auto. Und in diese neue Architektur, die wir gebaut haben, können über Partnerschaften schließlich auch Apps und Angebote von Drittanbietern wie Google oder Nvidia einziehen. Dieses Vorgehen bringt unterm Strich auch Vorteile bei der Datensicherheit. Denn gerade als Mercedes-Benz ist es uns besonders wichtig, dass wir am Ende die absolute Kontrolle über die Datensicherheit haben und das dem Kunden auch vermitteln können.Auf der CES zeigten Sie auch Ihren neuen virtuellen Assistenten, der mithilfe von großen KI-Sprachmodellen emphatisch auf den User eingehen können soll. Welche Rolle schreiben Sie der KI im Auto der Zukunft zu?KI wird zunächst im gesamten Entwicklungsprozess des Autos eine große Rolle spielen. Gleichzeitig wird sie in allen Domänen neue Erlebnisse ermöglichen, die es heute noch nicht gibt, und Dinge beschleunigen und vereinfachen. Das Angebot wird sich immer weiter verbessern, etwa im Punkt Prädiktion, also der Antizipation der Systeme. So kann das System sich durch KI etwa Routinen des Fahrers einprägen ­– dass dieser zum Beispiel ab einer gewissen Temperatur immer die Heizung einschaltet oder das Fenster öffnet. Selbstständig kann es schließlich entsprechende Handlungsvorschläge machen.Kann das nicht auch störend sein?Das wird natürlich auch ein Lernprozess sein, denn natürlich darf die KI dem Fahrer dabei nicht auf die Nerven gehen. Das ist ein schmaler Grat, auf dem man sich bewegt. Denn wenn die KI Dinge tut, die der Fahrer gar nicht will, wird es als störend empfunden. Man muss da also den Weg finden, dem Kunden einen Nutzen zu bieten, ohne ihn zu bevormunden. Auch was das Thema Konversation angeht, wird KI ein wesentlicher Baustein sein. Ich glaube, wir stehen da noch ganz am Anfang.Ein anderes Thema: Mit knapp 50.000 Euro ist der Mercedes EQA derzeit der günstigste Stromer Ihrer Marke. Darf man mit Blick auf neue Fahrzeuge auch günstigere Modelle erwarten?Wir wollen da nicht vor der Fahrzeugeinführung von Preisen reden. Aber natürlich ist es unsere große Aufgabe, Elektrofahrzeuge besser zu machen, was Reichweite, Ladeleistung und vor allem was Verbrauchsminderung angeht. Denn das kommt am Ende nicht nur dem Kunden, sondern auch den Kosten zugute. Wenn der Verbrauch von einem Elektrofahrzeug gesenkt wird – wie etwa beim Concept CLA Class mit einem Verbrauch von knapp 12 Kilowattstunden pro 100 Kilometer, was einem Ein-Liter-Auto gleichkommt – dann kann man die Batterie kleiner machen. Dadurch hat man auch weniger Gewicht an Bord und kann bei der Batterie eine günstigere Chemie in der Zelle nutzen. All das sind sekundäre Effekte, die dabei helfen, die Kostenposition des Elektroautos zu verbessern. Das ist notwendig, weil ein Elektroantrieb dieser Tage noch immer teurer ist als ein vergleichbarer Verbrennerantrieb.Auf welche Chemie setzt Mercedes?Auf absehbare Zeit ist, was die Technologie der Batteriechemie angeht, noch nicht unbedingt der eine Durchbruch erkennbar. Gemeinsam mit unseren Partnern forschen wir an der Serienreife der Feststoffbatterie. Wir werden uns aber auch noch eine Weile gemischt in der aktuellen Chemiewelt bewegen, also vor allem mit Lithium-Ionen-Akkus mit erhöhtem Siliziumanteil und auch mit Eisenphosphat (LFP) arbeiten. Es gibt zwar weitere neue Akkutechnologien wie etwa Natrium-Akkus, diese haben aber noch so wenig Energieinhalt, dass sie für mittlere und größere Fahrzeuge derzeit nicht nutzbar sind. Insofern werden wir mit einem attraktiven Angebot bei MMA starten und wir sind zuversichtlich, dass die Zukunft weitere Potenziale bringen wird. Festkörperbatterien von vielversprechenden Start-ups, mit denen wir zusammenarbeiten, könnten einen Lösungsbeitrag darstellen. Die Teilnahme an der Reise zur CES 2024 durch unseren Redakteur wurde von Mercedes unterstützt. Unsere Standards der Transparenz und journalistischen Unabhängigkeit finden Sie unter www.axelspringer.de/unabhaengigkeit.

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