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Märchenhafte Ziele und Reise-Tipps

Eine Reisemobil-Tour durch Italien – che bellissima! Wir verlassen die ausgetretenen Pfade und nehmen Sie mit zu sagenhaften Orten von Südtirol bis ins Latium, an denen wir auf Drachen, Märchenfiguren und bunte Fantasiewesen treffen.

In diesem Artikel:

Mediterranes Flair, mittelalterliche Dörfer, Pasta und guter Wein: Italien-Reisen lösen schöne Assoziationen aus. Dass der Stiefel aber noch mehr zu bieten hat, im Wortsinn ganz bezaubernd sein kann, hat nicht jeder auf dem Plan. Wir zeigen hier eine kleine, aber feine Auswahl märchenhaft angehauchter Ziele vom verwunschenen Wald der Ungeheuer bis zum Park für Pinocchio-Fans. Folgen Sie uns auf eine Reise zu Sehenswürdigkeiten der etwas anderen Art.

Trentino-Südtirol: Den Drachen treffen

märchenhafte ziele und reise-tipps Carolin Hlawatsch

Da geht’s lang: unterwegs auf dem „Sentiero del Drago“, dem Drachen-Wanderweg.

Im Norden Italiens, genauer in der Region Trentino-Südtirol, nahe der Stadt Trento, führt eine serpentinenreiche, wunderschöne Strecke hinauf zur Lavarone-Hochebene. Im Dorf Gionghi-Cappella parken wir gratis auf dem großen Besucherparkplatz. Von dort aus geht es zunächst vorbei an der traditionellen Bäckerei “Bertoldi”, in der man sich mit regionalen Leckereien für die Wanderpause eindecken kann. Schilder zeigen den “Sentiero del Drago”, den Drachen-Wanderweg, an. Wir sind auf der richtigen Fährte!

Knapp eine Stunde kraxeln wir mal mehr, mal weniger bergauf, bis sich eine weite Almwiese auftut. Dies scheint der Italiener liebste Picknickwiese zu sein: Überall lagern kleine Grüppchen. Hinter der nächsten Anhöhe erscheint er: Drago Vaia, der größte Holzdrache Europas. Der Drago Vaia imponiert gar nicht mal so sehr durch seine Größe, sondern vielmehr durch seine Machart und die Kulisse, in der er thront. Erschaffen wurde er vom Bildhauer Marco Martalar aus dem Holz der durch den verheerenden Vaia-Sturm entwurzelten Bäume. Dieser Orkan fegte 2018 durch die Dolomiten. Der Drache und weitere geplante Skulpturen in der Region sind Mahnmal des Klimawandels und seiner Folgen, wie etwa des Waldsterbens. Das Holz des Drachen ist unbehandelt, und so wird diese fantastische Skulptur irgendwann wieder verfallen und eins mit der Natur werden.

Camping-Empfehlung: Gut aufgehoben inmitten der Bergwelt. Der Camping Sole Neve ist ein familiäres Camping auf der Hochebene mit Wandermöglichkeiten, Spielplatz, Fitnessbereich, Hundeauslauf, Bar und Minimarkt. Der Platz liegt an der Straße, die hinauf nach Gionghi-Cappella führt.

Camping Sole Neve, Via Giosuè Carducci 120, I-38064 Folgaria TN, GPS 45°56‘35″N, 11°14’09″E, Telefon 00 39/04 64 76 52 57, Saison: Mitte Oktober bis Anfang Dezember geschlossen, sonst durchgehend geöffnet.

Venetien: Fliegen wie eine Fee

märchenhafte ziele und reise-tipps Carolin Hlawatsch

Trau dich: Riesenschaukel an der Cascata Nera.

“Bärenloch”, “Runder Brunnen” oder “Wasserfall der schwarzen Brüste” – die Namen der Kaskaden von Molina klingen spannend. Der Ausdruck “Wasserfallpark” hingegen täuscht, denn es handelt sich keinesfalls um einen künstlich angelegten Freizeitpark, sondern um einen Ort voller Attraktionen, die die Natur erschaffen hat. Das historische Mühlendorf Molina liegt im Naturschutzgebiet der Lessinischen Berge östlich des Gardasees. Drei sattgrüne Täler treffen hier aufeinander, eines von ihnen ist das Valpolicella. Weinkennern müssten jetzt die Ohren klingeln, denn die Rotweine aus dieser Region sind berühmt.

Auf dem Parkplatz oberhalb des Dorfes finden auch Reisemobile Platz, und von dort gelangt man leicht zu Fuß zum Parkeingang. An der Kasse gibt es eine Wanderkarte, die drei unterschiedlich lange Rundwege durch den über 80.000 Quadratmeter großen Park ausweist. Wir wollen alle elf Wasserfälle erkunden und wählen deswegen die 3,6 Kilometer lange schwarze Route. Es geht vorbei an Höhlen, immer in Begleitung plätschernden Wassers: Bäche, Wasserstufen und eine erstaunliche Vielfalt an Kaskaden. Das Highlight: eine Riesenschaukel, die uns feenartig direkt an die Cascata Nera schweben lässt.

Für die “Mit-Hund-Reisenden”: Hunde sind im Wasserfallpark willkommen. Es wird darauf hingewiesen, dass sie nicht baden gehen sollen, weil dadurch die empfindliche Tier- und Pflanzenwelt im Wasser gestört wird.

Camping-Empfehlung: Ein Agricamping mit Salami und Wein ist der Stellplatz Le Corniole. In Italien sollte man eines der typischen Bauernhof-Camps besucht haben. Ein schönes liegt 27 km von den Wasserfällen entfernt, im Tal Richtung Gardasee. Familie Boni stellt Wein, Öl und Salami her. Vor Ort kann verkostet werden. Neben 13 Stellflächen für Reisemobile gibt es auch einen Pool.

Le Corniole Agricamping, Via Cà Balotta 16, I-37010 Costermano sul Garda VR, GPS 45°33‘59″N, 10°46’12″E, Telefon 00 39/32 71 38 56 31, Saison: ganzjährig.

Toskana: “Ciao Pinocchio”

märchenhafte ziele und reise-tipps Carolin Hlawatsch

Berühmteste Marionette der Welt: Pinocchio.

Italien und Märchen – wer denkt da nicht an Pinocchio? Die berühmte Holzmarionette mit der langen Nase wurde in Collodi zum Leben erweckt. Collodi liegt im Norden der Toskana, zwischen Lucca und Florenz. Bekannt wurde der Ort vor allem durch den Schriftsteller Carlo Lorenzini, der seine Kindheit in Collodi verbrachte und den Ortsnamen später als sein Pseudonym wählte. Als Carlo Collodi schrieb er Ende des 19. Jahrhunderts den berühmten Roman “Die Abenteuer des Pinocchio”.

Die meisten, die nach Collodi kommen, möchten also auf den Spuren Pinocchios wandeln. Das klappt zum Beispiel im Pinocchio-Park, einer Mischung aus Skulpturengarten, Museum und Freizeitpark. Gleich nebenan die Pizzeria da Geppetto und Souvenirstände mit langnasigen Marionetten.

Mindestens genauso besuchenswert ist die Villa Garzoni mit ihrem zauberhaften Schlossgarten sowie das darüber steil am Hang liegende alte Dorf Collodi. Der historische Garten ist wahrlich ein märchenhafter Ort: Über Treppen und Terrassen arbeitet man sich in die Höhe, vorbei an Grotten und Statuen, die Götter und Zauberwesen darstellen. Oben an der altehrwürdigen Villa wartet eine herrliche Aussicht unter anderem auf die größte Pinocchio-Statue der Welt.

Für Hundefreunde: Hunde dürfen mit in den Pinocchio-Park (sogar mit in das interaktive Museum) und auch in den Garzoni-Schlossgarten, hier aber nicht ins Schmetterlingshaus.

märchenhafte ziele und reise-tipps Carolin Hlawatsch

Auf dem Stellplatz in Collodi kann man gut übernachten.

Stellplatz-Tipp: Bewacht von Pinocchio kann man auf dem Parcheggio Camper Collodi in den Schlaf fallen. Neben der weltweit größten Pinocchio-Statue gibt es Platz für sieben Wohnmobile. Wasser, Strom und Entsorgungsmöglichkeit sind gratis – allerdings nur für Besuchende des Pinocchio-Parks (Ticketkontrollen), man darf nicht länger als zwei Nächte bleiben. Tipp: Dienstag ist Markttag in Collodi. Keine 100 Meter entfernt vom Stellplatz kann man sich noch vor dem Frühstück mit frischen Orangen und leckerem Käse eindecken.

Standort: Via Benvenuto Pasquinelli Ang, I-51012 Confine PT, GPS 43°53‘52″N, 10°39’12″E, Saison: ganzjährig nutzbar.

Toskana: Magischer Tarot-Garten

märchenhafte ziele und reise-tipps Carolin Hlawatsch

Spiegel-Mosaik-Grotte: Den Tarot-Park verlässt man garantiert mit vielen guten Fotomotiven auf der Kamerafestplatte.

Inmitten der Hügellandschaft der Maremma, beim Örtchen Capalbio im Süden der Toskana, erschuf Niki de Saint Phalle den “Giardino dei Tarocchi”. Bekannt ist die Künstlerin hauptsächlich für ihre bunten, korpulenten “Nana”-Frauenfiguren. Hier im Tarotgarten konnte sie alles eine Nummer größer gestalten: Die 22 Motive des magischen Kartenspiels, dargestellt als fantasievolle Skulpturen, sind bis zu 15 Meter hoch und teils begehbar. Wir lassen uns verzaubern von den Farben, den tausenden Mosaiksteinchen und Spiegeln und den vielen Details, die es hier zu entdecken gibt. Mit Hund unterwegs? Tierische Begleiter sind im Tarot-Garten willkommen und erleben völlig neue Eindrücke.

Camping-Empfehlung: Ab ans Meer von Capalbio. Nur 5 km entfernt vom Tarot-Garten liegt ein Camping- und Glamping-Platz am Meer mit feinem Sandstrand – umgeben vom Naturgebiet Maremma und am Rand der WWF-Oase Burano-See, auf dem man mit Glück Flamingos beobachten kann.

Camping di Capalbio, Strada Litoranea del Chiarone, I-58010 Capalbio Scalo, Località Graticciaia GR, GPS 42°22‘49″N, 11°26’51″E, Telefon 00 39/05 64 89 01 01, Saison: April bis Oktober.

Latium: Zu Pegasus, Orkus und Neptun

märchenhafte ziele und reise-tipps Carolin Hlawatsch

Regt die Fantasie an und verwirrt die Sinne: der Sacro Bosco in Bomarzo.

Der Sacro Bosco liegt in einem grünen Tal unterhalb der auf einem Felsen thronenden Altstadt von Bomarzo in der Provinz Viterbo. Dieser “Heilige Wald” ist auch als Parco dei Mostri – Park der Ungeheuer – bekannt. In Auftrag gegeben wurde er 1552 von dem italienischen Adligen Vicino Orsini. Dreißig Jahre lang wuchs der Park zu einer Anlage, die anmutet, als wäre sie einem Märchenbuch entsprungen.

Zum tieferen Sinn der Skulpturen gibt es zahlreiche Literatur, Guides helfen bei der Interpretation. Unter anderem wollte Orsini gegen das starre katholische Gedankengut, das damals vorherrschte, rebellieren und seiner verstorbenen Frau Giulia ein Denkmal setzen. Nach dem Tod Orsinis 1585 geriet der Sacro Bosco in Vergessenheit. Die fantasievollen Skulpturen und damit auch viele Informationen über Orsinis außergewöhnliche Gedankenwelt verschwanden unter Moos und Schlingpflanzen. Nur die Einheimischen munkelten noch über die versteckten Skulpturen aus Vulkangestein und wenige Intellektuelle interessierten sich, unter ihnen Goethe auf seiner Italienreise. Es sollte über 300 Jahre dauern, bis der Garten aus dem Dornröschenschlaf geweckt wurde. Salvador Dalí war 1938 der erste prominente Besucher des Parks.

Wir empfehlen unbedingt, die Altstadt mit dem Palazzo Orsini zu besuchen und im Etrusca Bistrot regionaltypisch zu speisen. Dort bekommt man Tipps zum Erreichen der geheimnisvollen Etrusker-Pyramide von Bomarzo.

märchenhafte ziele und reise-tipps Carolin Hlawatsch

Der Stellplatz in Bomarzo: Oberhalb thront die Altstadt, unten im Tal der Wald.

Stellplatz-Tipp: Dem Borgo zu Füßen – Bomarzo und Umgebung hat leider keinen Campingplatz, dafür aber einen kommunalen Wohnmobilstellplatz, einen Parcheggio Communale. Wer einen Campingplatz sucht, findet Auswahl am nahen Lago di Bolsena. Über Nacht parken darf man auf dem Parkplatz oberhalb des Sacro Bosco, direkt zu Füßen der Altstadt. Kein Wasser, Strom und Entsorgung, dafür aber eine traumhafte Aussicht inklusive.

Standort: Via Madonna della Valle 41, I-01020 Bomarzo VT, GPS 42°29‘25″N, 12°15’01″E, Saison: ganzjährig nutzbar.

Latium: Im Reich der Märchenfiguren

märchenhafte ziele und reise-tipps Carolin Hlawatsch

Sant’Angelo di Roccalvecce in der Nähe von Viterbo: Das Murales-Dorf trägt zu Recht den klangvollen Beinamen: „Das Land der Märchen“.

Sant’Angelo di Roccalvecce in der Provinz Viterbo ist eines der vielen schönen “Murales-Dörfer” Italiens. Das sind Dörfer, in denen beeindruckende Wandmalereien fast ausgestorbenen Orten wieder neues Leben einhauchen. In Sant’Angelo geschieht das auf besonders zauberhafte Art, denn an den Hauswänden sind Motive von Märchen und Legenden aus aller Welt zu bestaunen. 2016 begonnen mit “Alice im Wunderland”, sind es heute über 40 Kunstwerke, ausschließlich von Frauen gemalt. Jedes Jahr kommen neue Werke hinzu: Pinocchio, Die Schöne und das Biest, Der Rattenfänger von Hameln, Der kleine Prinz, Die Bremer Stadtmusikanten und viele mehr.

Folgt man dem beschilderten Rundgang, der durch das Dorf führt, das auch Sant’Angelo “il paese delle fiabe” (Das Land der Märchen) genannt wird, kommt man in den Genuss aller Kunstwerke. Wem anschließend nach einem erfrischenden Eis oder im Herbst bzw. Winter eher nach einer regionaltypischen Kastanien-Kichererbsen-Suppe ist, der findet in Sant’Angelo den Gnomen-Kiosk oder das Restaurant am Hauptplatz.

Zum Weiterwandern: Zahlreiche Routen starten vom Dorf aus, zum Beispiel der “Weg der Burgen und des Geisterdorfs”. Das Geisterdorf Celleno wurde wie viele Dörfer der Region auf einem Tuffsteinplateau erbaut und ist nun durch Erdrutsche vom Verfall bedroht. So mussten die Bewohner aus der Altstadt umsiedeln. Sie haben das frühere Leben mit liebevoll gestalteten Details in den alten Gemäuern festgehalten.

Camping-Empfehlung: Entspannen am Vulkan-See In der urigen Gegend um Sant’Angelo haben wir keinen adäquaten Stell- oder Campingplatz gefunden, sodass wir an den 25 Kilometer entfernten, wunderschönen Lago di Bolsena ausweichen. Hier gibt es zahlreiche Campingplätze am Wasser mit Bademöglichkeit und Beachbar, der Platz in Montefiascone hat uns besonders gefallen.

Camping Amalasunta, Via del Lago 77, I-01027 Montefiascone VT, GPS 42°32‘29″N, 11°59’28″E, Telefon 00 39/07 61 82 52 94, Saison: April bis Oktober.

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