Finanzen

Wirtschaft

Wirtschafts-nachrichten

Gegenwind für Catena-X

gegenwind für catena-x

Der japanische Autoverband JAMA möchte laut Toyota-Manager Akihiko Shibata ein Netzwerk wie Catena-X implementieren, doch bietet das japanische Wirtschaftsministerium ein attraktives Konkurrenzprodukt.

In ihren gemeinsamen Datenraum Catena-X setzt die europäische Automobilindustrie große Hoffnungen. Der Datenaustausch von Autoherstellern wie Mercedes, BMW und Volkswagen mit ihren Zulieferern wie Bosch, ZF und BASF über diese brancheninterne Cloud soll Lieferketten effizienter, robuster und besser nachverfolgbar machen. Das soll dann zum Beispiel genauere Berechnungen zum CO2-Fußabdruck eines Autos ermöglichen und das Recycling erleichtern. „Ein einheitlicher globaler Datenraum sollte das Ziel sein“, sagte Oliver Ganser, der Chef des Vereins Catena-X, den mehrere deutsche Konzerne vor zwei Jahren gegründet haben, der F.A.Z. am Rande einer Veranstaltung in Tokio. Schließlich sind die Lieferketten in der Autoindustrie auch global.

Doch die Bemühungen, die japanische Autoindustrie für Catena-X zu gewinnen, sind offenbar ins Stocken geraten; auch wenn Ganser dem Eindruck widerspricht. Zweimal war der Vereinsvorstand im vergangenen Jahr zu Gesprächen in Tokio, und laut Ganser wurde mit dem japanischen Autoverband JAMA auch schon eine Absichtserklärung unterzeichnet. Doch vor wenigen Monaten hat nun das japanische Wirtschaftsministerium unter dem Namen Ouranos ein ganz ähnliches Projekt für seine heimische Autoindustrie aufgesetzt. Mancher Beobachter sieht darin ein Gegenmodell zu Catena-X. Offenbar sollen die japanischen Unternehmen ihre Daten lieber nicht in einem europäischen Datenraum austauschen.

Kooperation statt Konkurrenz

Der Toyota-Manager Akihiko Shibata, der am Mittwoch auf der Veranstaltung für den Autoverband JAMA sprach, sagte, die japanische Autoindustrie wolle so schnell wie möglich ein Netzwerk wie Catena-X implementieren. „Wir wollen mit Catena-X nicht konkurrieren, sondern kooperieren.“ Auf die Nachfrage der F.A.Z. nach der Veranstaltung, wie weit denn die Kooperation gehen solle, sagte Shibata, das wisse man noch nicht. „Als japanisches Unternehmen arbeiten wir natürlich lieber mit der japanischen Regierung zusammen“, sagte Shibata. Es wäre aber wünschenswert, wenn Catena-X und die japanische Plattform interoperabel wären. Und es wäre möglich, dass die europäischen Einheiten der japanischen Autokonzerne über Catena-X arbeiteten.

„Wenn jedes Land jetzt seinen eigenen Datenraum schaffen würde, wäre das tödlich“, sagte Catena-X-Chef Ganser der F.A.Z. weiter. Aus seiner Sicht heiße das: „Wir müssen einladender sein und dürfen nicht wie eine Burg erscheinen. Wir müssen schauen, wo müssen wir uns ändern, damit unser Ansatz auch für die Japaner interessant ist.“ Ähnlich wie nun in Japan war an der Gründung von Catena-X ebenfalls der Staat, über das deutsche Wirtschaftsministerium beteiligt. Ziel ist es, einen einheitlichen Standard für Daten- und Informationsflüsse in der gesamten automobilen Wertschöpfungskette zu schaffen.

TOP STORIES

Top List in the World