Schon bei der Präsentation des Mercedes W15 ist aufgefallen: Mercedes hat sich für den Neuwagen von Lewis Hamilton und George Russell deutlich vom Vorbild des Vorgängerautos W14 gelöst. Sehr anschaulich wird das anhand der Frontpartie mit einer komplett neuen Nase.
Besonders interessant am Mercedes W15 ist der neue Frontflügel, der sowohl auf den Präsentations-Bildern als auch auf den ersten Fotos vom Shakedown in Silverstone gut zu erkennen ist. Man sieht sofort: Da ist praktisch alles neu.
Spannend daran ist: Der Flap verjüngt sich auf der Innenseite des Frontflügels zu einer ganz dünnen Strebe, und zwar in dem Bereich des Frontflügels, der “neutral” gehalten ist und nicht verstellt werden kann. Außerhalb dieses Bereichs ist das andere Flap-Segment in üblicher Größe angebracht.
Innovativ ja, aber auch standfest genug?
Wichtig zu wissen ist hier, dass dieser obere Flap für die Belastungstests durch den Automobil-Weltverband (FIA) als Ganzes betrachtet wird. Sprich: Beide Flap-Segmente müssen für die Stabilität zusammenwirken. Bricht beim Test also zum Beispiel das filigrane Element, ist der Frontflügel durchgefallen.
Theoretisch ist aber auch denkbar, dass Mercedes mit diesem Frontflügel einfach nur seine Gegner “verladen” und auf eine falsche Fährte locken will. Denn wenn sich alles um den Frontflügel und dessen oberen Flap schart, richtet sich weitaus weniger Aufmerksamkeit auf andere, vielleicht noch interessantere Merkmale des neuen W15.
So oder so: Die Umgestaltung der Frontpartie am “Silberpfeil” zeigt vor allem, dass Mercedes nicht vor extremen technischen Lösungen zurückschreckt, um schneller zu werden und 2024 an die Form der frühen Turbo-Hybrid-Jahre anzuknüpfen.
Neue Nase für den neuen Silberpfeil
Durch die Rückversetzung der Nase hat Mercedes mehr Freiheiten für die Form des Hauptprofils am Frontflügel erhalten. Das äußert sich in einer “Delle” im Flügelprofil direkt vor der Nasenstruktur. Die Nasenkonstruktionen 2014 und 2015 sind also völlig unterschiedliche Konzepte. (Hier den Bilder-Direktvergleich abrufen!)
Die neue Mercedes-Frontpartie am W15 im Vergleich zum W14 (klein)
Foto: Mercedes
Das Ergebnis der veränderten Frontpartie ist ein veränderter Luftstrom unter dem Auto, der weiter hinten am Fahrzeug nun anders auf aerodynamisch sensible Bereiche trifft.
Und nun obliegt es der FIA und den anderen Formel-1-Teams, diese Mercedes-Ideen auf ihre Plausibilität zu überprüfen. Denn wenn die Mercedes-Ideen legal und erfolgsversprechend sind, wird es garantiert Nachahmer geben.
Mit Bildmaterial von Mercedes.