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Fahrbericht: Lamborghini Sterrato Das Kind im Manne

Als ob ein Lamborghini Huracan nicht schon spektakulär genug wäre. Wer noch mehr will, träumt sich hinter das griffige Steuer des pfeilschnellen Tecnica oder zelebriert die Rundstrecke mit dem imposanten STO. Doch alle Huracans sind die nichts gegen den Sterrato, denn der langsamste Lamborghini seit Jahren ist der, der am meisten Fahrspaß bereitet und das Kleinkind im Manne weckt. Klar, kann man den Supersportler aus Santa Agata auch über Landstraße oder Rundstrecke jagen, doch der wilde Drift auf unbefestigten Pisten lässt einen süchtig werden. Süchtig nach auskeilenden Hinterachsen, brüllendem Saugerklang und einem Design, das zur Zurückhaltung nicht taugt.

Das Kind im Manne

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© press-inform – das Pressebuero

Lamborghini Sterrato

260 km/h Spitzentempo für einen Lamborghini – da war vor knapp 60 Jahren beinahe ein 400 GT schneller. Doch um die schnöde Höchstgeschwindigkeit allein geht es dem Sterrato nicht. Dank Stollenreifen, Höherlegung und Offroadtrimm ist der Allradler ein Supersportler, der die meiste Laune macht, wenn der Asphalt endet. Eine sinnfreie Spaßmaschine für das Kind im Erwachsenen – ein Spielzeug, das man nie wieder loslassen und abends mit ins Bett nehmen möchte. Der Auftritt mit Unterfahrschutz, Zusatzscheinwerfern, verbreiterter Spur und Dachreling ist geradezu martialisch – da fehlt nur noch die Seilwinde unterhalb der stechenden LED-Augen.

Am Steuer bleibt der 4,53 Meter lange Sterrato der Spaßmacher, den man als Huracan kennt – aber eben auf unbefestigter Piste. Asphalt? Nein danke, denn hier verkauft sich der Pseudo-Offroader deutlich unter Wert. Da gibt es bessere Sportwagen, die einen noch mehr verzaubern und auch diesen einzigartigen Klang eines V10-Saugmotors zelebrieren. 5,2 Liter Hubraum garantieren unverändert imposante 449 kW / 610 PS und wenn die Drehzahl stimmt, ebenso imposante wie leicht fahrbare 560 Nm maximales Drehmoment. Gerade das richtige, um es im zweiten oder dritten Gang des siebenstufigen Doppelkupplungsgetriebes auf der Sandpiste so richtig fliegen zu lassen. Doch es ist nicht nur der frei atmende Zehnzylinder, der Fahrer und Umgebung gleichermaßen betört und hustend im Staub verharren lässt. Wenn es ins leichte Gelände geht, zeigt der Norditaliener Dank 4,4 Zentimeter mehr Bodenfreiheit und rund drei Zentimeter verbreiteter Spur vorne wie hinten ungeahnte Nehmerqualitäten. Sand, Geröll oder Schotter – einfach am Steuer ins Rally-Programm wechseln und der Lambo wird zum Baja- Knaller. Gelenkt wird nicht nur mit dem Steuer, sondern dem Gasfuß und dem Lastwechsel beim Schalten. Das auskeilende Heck lässt sich bei mittlerer Drehzahl mühelos wieder einfangen, wenn es im Grenzbereich auf Wanderschaft gehen sollte. Wer meint, dass der Sterrato nur ein knapp 313.000 Euro teurer Showmaker sei, der auf dicke Hosen machen möchte, sieht sich spätestens nach den ersten Kilometern auf Schotter, Sand oder Geröll eines Besseren belehrt: die Fahrmaschine ist wild, heiß und schnell zugleich ohne den Piloten zu überfordern.

Das ändert nichts daran, dass der rund 1,6 Tonnen schwere Lamborghini Sterrato auch auf bestens asphaltierten Fahrbahnen begeistern kann. Gerade die leichte Fahrbarkeit hoher Tempi im Grenzbereich bleibt beeindruckend und driften mag der Pseudo- Offroader besonders gern – auch auf der Straße. „Mit dem Hochgeschwindigkeitskonzept für alle Untergründe des Sterrato haben wir auf einzigartige Art und Weise das Erlebnis am Steuer eines echten Supersportwagens mit dem Fahrspaß eines Rallyeautos kombiniert“, erklärt Rouven Mohr, Chief Technical Officer von Lamborghini, „Lamborghini-Fahrzeuge liefern immer Emotionen, und der Sterrato erreicht beim Fahren ein neues Niveau des Nervenkitzels.“ Das kann man ihm auf und abseits befestiger Pisten in keinem Fall absprechen.

Natürlich hat den Lamborghini Sterrato ebenso niemand vermisst wie den Porsche 911 Dakar mit ähnlichem Sportwagenkonzept. Doch wer in der eigenen Garage schon alles hat, der dürfte eines genau noch nicht haben: einen Offroader im Sportwagenkleid und einem Äußeren, das zur Zurückhaltung ebenso wenig taugt wie die überdimensionalen LED-Wände am New Yorker Time Square. Das luftige Sehrohr, das aus dem Dach heraus ragt hat dabei nicht nur Designgründe. Es sorgt dafür, dass der Zehnzylinder auf staubigen Wüstenpisten auch saubere Luft zum Atmen bekommt. Die gibt es auch für die maximal zwei Insassen, die sich über prächtig konturierte Sportsitze mit Alcantara-Bespannung freuen, den mäßigen Touchscreen in der Mittelkonsole verteufeln und sich darüber wundern, was der Innenspiegel da nur macht. Denn durch das geschlossene Heck sieht der Fahrer nicht mehr als den kleinen Gitterkäfig, der für Steifigkeit sorgt. Doch die Staubfahne, die der Sterrato im unwegsamen Geläuf hinter sich herzieht, lässt den Blick nach hinten ohnehin entbehrlich werden. Für den Fall der Fälle verfügen die rustikalen Bridgestone-Offroadpneus über Notlaufeigenschaften. Selbst wenn sich der Sterrato ein Loch auf Lauffläche oder Flanke der 235er vorn und 285er Reifen hinten hineinfährt, ist er mindestens 80 Kilometer bis zur nächsten Werkstatt mobil.

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