Die EU hat ein Rohstoffabkommen mit Chile unterzeichnet. Auch wenn das Wort Lithium in einer begleitenden Mitteilung der EU zu dem Deal nicht vorkommt, dürfte es in dem Abkommen aus europäischer Sicht allen voran um die Absicherung von Lithium-Reserven gehen.
Die neue Partnerschaft konzentriert sich konkret auf fünf Bereiche: auf die Integration nachhaltiger Rohstoff-Wertschöpfungsketten (u.a. durch gemeinsame Projekte, neue Geschäftsmodelle, Förderung und Erleichterung von Handels- und Investitionsbeziehungen), auf die Zusammenarbeit bei Forschung und Innovation, etwa zur Verbesserung des Kenntnisstands über Bodenschätze und zur Minimierung des ökologischen und klimatischen Fußabdrucks, auf die Stärkung der Umwelt-, Sozial- und Governance-Kriterien (ESG-Kriterien), auf den Aufbau von Infrastruktur für die Projektentwicklung und auf die Implementierung internationaler Arbeitsnormen.
In einem nächsten Schritt wollen die EU und Chile zunächst einen „operativen Fahrplan“ ausarbeiten, mit dem Kooperationen von „einschlägigen Interessenträgern aus den EU-Mitgliedstaaten und Chile“ koordiniert werden. Unterstützt werden diese Partnerschaften „durch die Global-Gateway-Investitionsagenda der EU für Lateinamerika und die Karibik“, heißt es.
Die EU dürfte sich mit dem Abkommen vor allem Zugang zu den Lithium-Vorkommen Chiles sichern. Die weltweit größten Lithium-Reserven und ein wichtiger Teil der derzeitigen Produktion befinden sich im chilenischen Salzsee Salar de Atacama. Daneben gibt es weitere Salzseen im Länderdreieck zwischen Argentinien, Bolivien und Chile, die zusammen mit Salar de Atacama über ungefähr die Hälfte der globalen Lithiumvorkommen verfügen sollen.
Die EU ist dabei, ihre Abhängigkeiten von Rohstoff-reichen Ländern zu diversifizieren und auch eigene Quellen zugänglich zu machen. Dazu hatte die Kommission im März den Entwurf eines „Critical Raw Materials Act“ veröffentlicht. Darin schlägt sie vor, dass 2030 zehn Prozent des EU-Bedarfs an kritischen Rohstoffen aus eigenem Bergbau gedeckt werden sollten, 40 Prozent aus lokaler Weiterverarbeitung und 15 Prozent aus EU-Recyclingkapazitäten.
Der Import wird aber weiterhin eine große Rolle spielen. Die Kommission hat im Namen der EU deshalb inzwischen auch strategische Rohstoff-Partnerschaften mit Kanada (Juni 2021), der Ukraine (Juli 2021), Kasachstan, Namibia (November 2022) und Argentinien (Juni 2023) geschlossen.
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