Seit fünf Jahren vermieten Andrè Jankowski und sein Team die alten Schlachtschiffe aus den USA. Bis zu 300 Buchungen gehen bei ihnen pro Jahr ein.
Coswig. Es röhrt im Coswiger Gewerbegebiet an der Webereistraße, als sich die Oldtimer für das Zeitungsfoto aufreihen. Es wird nichts dem Zufall überlassen, die Autos stehen parallel nebeneinander. Bevor der Fotograf das Foto schießt, poliert Matthias Raab noch einmal die Motorhaube des schwarzen und des roten Ford Mustangs sowie des hellblauen Cadillacs. Der Leiter des Oldtimer-Verleihs weiß, wie er die “Amikarren” in Szene setzt.
Wer sich in Coswig für die Anmietung eines solchen Wagens entscheidet, landet in der Regel bei ihm oder Inhaber André Jankowski am Telefon. Beide 33 Jahre alt. “Viele haben Sonderwünsche, die wir in mehreren Telefonaten klären.” Und sei es nur, um die genauen Maße für eine Blumendekoration zu nehmen. Raab ist es auch, der die Einführungsvideos für die Autos auf Youtube eingesprochen hat. Denn so ein Mustang oder Cadillac bedient sich anders als ein modernes Auto. Aber genau deswegen kommen die Menschen zu ihnen.
Die Freundlichkeit in Florida aufgeschnappt
Inzwischen hat sich der Verleih etabliert, auch wenn sich die Vermietung allein nicht tragen würde, sei sie ein gutes Standbein neben der Werkstatt und dem Vertrieb, sagt Jankowski. “Wenn man die Zahlen ehrlich auf den Tisch legt, muss ich ganz klar sagen: Der Ertrag ist noch zu gering für den Aufwand”, sagt Andre Jankowski. Denn jedes Fahrzeug wurde von seinem Team erneuert. Sie haben zum Beispiel generalüberholte V8-Motoren und Getriebe bekommen. Unter anderem dafür gibt es die eigene Werkstatt, in der die US-Autos instandgesetzt und gewartet werden.
Nach dem Betriebswirtschaftsstudium flog André Jankowski in die USA, um dort mit einem Stipendium ein Jahr lang International Management zu studieren. Das war 2012. “Nebenbei habe ich schon angefangen, Fahrzeuge nach Deutschland zu importieren”, sagt er. Er schickte die Autos zum bekannten Autohaus seines Vaters aus Radebeul. Der verkaufte sie in seinem Namen. Ein Jahr später machte er sich mit USA-Autoimporte selbstständig. Jetzt verleiht er nicht nur seine Wagen, sondern verkauft auch die Emotionen, die damit verbunden sind. In der großen Halle mit Doppelstockgarage hängen große Plakate. Zu sehen sind Oldtimer vor Kulissen wie der Dresdner Altstadt oder einem Sonnenuntergang hinter weiten Feldern.
Wie auf einer Wohnzimmercouch dahingleiten
Es gibt viele Liebhaber allein in der Region, die sich regelmäßig mit ihren Oldtimern treffen. Außerdem findet eine der größten Messen der Art im Dresdner Ostragehege statt: die US Car Convention. Dort werden neben neuen Boliden, auch die alten Schlachtschiffe der USA ausgestellt. Dieser Trend macht sich auch bei Jankowski bemerkbar, dessen meisten Kunde aus der Region kommen. Etwa 250 bis 300 Buchungen gehen pro Jahr bei ihm und Matthias Raab ein. Mehr als 100 Google-Bewertungen bescheinigen seinem Unternehmen glatte fünf Sterne. “Wer bei uns bucht, kommt wieder”, sagt der Unternehmer.
Die Leute lieben es offenbar, mit einem alten Ford Mustang durch die sächsische Landschaft zu cruisen. Denn schnell ist man mit den alten Kultautos nicht unterwegs. Autobahnfahrten sind aus Sicherheitsgründen den Mietern untersagt. “Aber wer einsteigt, fährt sowieso lieber untertourig, da klingt der Motor am schönsten”, schwärmt Matthias Raab. “Gerade im Cadillac hat man das Gefühl, auf der Wohnzimmercouch dahinzugleiten.”