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Dieser Sierra ist seltener als ein Cossie

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Der Ford Sierra XR8 als Homologationsmodell

Unter dem Mantel der Homologation entstehen seit vielen Jahren straßentaugliche Versionen heiß begehrter Rennwagen. Eines dieser Fahrzeuge dürfte uns in Europa wohl gleichzeitig merkwürdig bekannt und doch fremd sein: der Ford Sierra XR8.

In Südafrika ticken die Uhren in Sachen Automobil anders. Aus dem fernen Kontinent schaffen es immer wieder motorisierte Raritäten über den Atlantik in Richtung Europa. 2023 sorgte so beispielsweise ein restaurierter BMW 530 MLE für Aufsehen, mit dem BMW Südafrika bereits 1973 einen Urahn des BMW M5 schuf. Doch nicht nur leistungsoptimierte Bajuwaren entstanden dort, sondern auch ganz besondere Ford. In unseren Breitengraden schlug in den 80er-Jahren vor allem der Ford Sierra RS Cosworth und Sierra Cosworth RS 500 hohe Wellen. Nach wie vor zählen diese Modelle der höchsten Evolutionsstufe der Mittelklasse-Limousine als begehrte und vor allem äußerst teure Sammlerobjekte. So erzielte einer der auf 500 Stück limitierten RS 500 Cosworth bei einer Auktion im September 2023 eine Rekordsumme von 670.000 Euro.
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Der Ford Explorer Elektro (2024) im Fahrbericht (Video): 

Noch exklusiver dürfte allerdings der Ford Sierra XR8 sein. Ihm fehlt zwar der klangvolle Name des “Cossie”, doch in Sachen Seltenheit gräbt er seinem europäischen Bruder das Wasser ab. Warum? Dafür müssen wir kurz ausholen. Wir schreiben das Jahr 1984. In der südafrikanischen Group1-Rennserie kämpften unter anderem BMW 745i und Alfa Romeo GTV 3.0, beides Südafrika-Unikate, um den Platz auf dem Treppchen. Ford wollte ein Stück vom Erfolg abhaben. Ein wettbewerbsfähiger Rennwagen musste her, der auf einem Serienmodell basieren und obendrein noch homologiert werden musste. Die Wahl fiel auf den viertürigen Ford Sierra. Die Gründe waren pragmatisch und simpel: Die dreitürige Karosserievariante des Sierra XR4i war in Südafrika nicht erhältlich, stattdessen allerdings der Sierra XR6 mit einem 3,0-l-Essex-Sechszylinder. Somit war für Ersatzteile gesorgt.

Ein V8 für den Sierra

Unter der Haube musste allerdings etwas geschehen, denn mit dem regulären Essex-V6 sah man sich nicht als konkurrenzfähig. Auch hier fiel die Wahl auf einen kostengünstigen und vor allem simplen Motor. Der aus dem Ford Mustang zur Genüge erprobte 5,0-l-V8 wanderte kurzerhand in den Motorraum der Limousine. Der Ford Sierra XR8 war geboren. Um die rund 218 PS (160 kW) und 354 Nm zuverlässig auf die Straße zu bekommen, waren allerdings weitere Anpassungsarbeiten vonnöten. Getriebe und Differential entlieh man sich vom Ford Granada, da sie es mit der Leistung des Achtzylinders aufnehmen konnten. Eine Vierkolben-Bremsanlage sorgte vorne für die nötige negative Verzögerung. So sprintete der Ford Sierra XR8 in ungefähr acht Sekunden auf 100 km/h und erreichte eine Höchstgeschwindigkeit von 225 km/h.

Darum ist der XR8 selten

Außen hielt man den Ford Sierra XR8 schlicht. Alle gebauten Exemplare wurden in Ford Motorsport-Weiß lackiert und mit drei unterhalb der Tügriffe verlaufenden Zierstreifen in hellblau/blau/schwarz versehen. Das Heck zierte ein Doppeldecker-Spoiler, der dem Ford Sierra XR8 zumindest von hinten eine gewisse Ähnlichkeit zu den Cossies verlieh. Von vorne gab der besondere Sierra lediglich nur durch eine speziell angefertigte Glasfaser-Kühlermaske mit zusätzlichen Lüftungsschlitzen preis, dass er von der Serie der braven Mittelklasse-Limousine abwich. Der Innenraum bot für Fordfans keine Überraschungen, es blieb bei grauem Velours und serienmäßigen Sierra-Armaturen.

Blieb zu guter Letzt noch die Frage nach der Homologation. Die Regelung sah vor, dass 200 straßentaugliche Ford Sierra XR8 hergestellt werden mussten. Zwischen 1984 und 1985 entstanden ingesamt 250 Ford Sierra XR8, womit Ford Südafrika das Ziel sogar übertraf. Der V8-Sierra kam laut Berichten sogar so gut an, dass die ersten 200 Exemplare noch vor dem ersten Renneinsatz verkauft waren. Mit dieser geringen Stückzahl ist der Ford Sierra XR8 seltener als ein Cosworth RS 500. Bezahlbarer ist er trotzdem, vorausgesetzt, es wird ein Exemplar zum Verkauf angeboten. 2022 wurden im Vereinigten Königreich gleich zwei XR8, Nummer 88 und Nummer 216, angeboten, wobei Preise von knapp 20.000 Pfund aufgerufen wurden, was damals rund 23.500 Euro entsprach.

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Ford Sierra XR8

1984 wollte Ford die südafrikanische Group 1-Rennserie aufmischen. Die Lösung fuhr in Form des auf 250 Exemplare homologierten Ford Sierra XR8 vor.

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Von außen unterschied sich der XR8 kaum zum regulären Serienmodell. Vorne gab vor allem die Glasfaser-Kühlermaske preis, das hier etwas anders ist.

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Alle 250 gebauten Sierra XR8 wurden in Ford Motorsport-Weiß lackiert.

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Rund um die Karosserie des Sierra XR8 verlaufen Zierstreifen in hellblau/blau/schwarz.

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Das Heck ziert ein Doppeldecker-Spoiler, der an den eines Cosworth RS erinnert.

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Im Innenraum blieb alles unverändert bei den serienmäßigen Sierra-Armaturen.

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Die sportlich angehauchten Sitze erstrahlen in grauem Velours, das den Charme der 80er-Jahre versprüht.

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Unter der Haube zeigt der XR8, warum er seinen Namen trägt. Der Sechszylinder der XR6-Karosse wich dem 5,0-l-V8 eines Mustangs.

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