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Car Battery Days Dresden und Schwarzheide: Starker Start

Die Battery Days begann mit dezentem Regen: Ein chinesisches Sprichwort sagt: Die wichtigsten Persönlichkeiten kommen im Regen! Das war auch diesmal so – das Programm bietet diverse Deep-Dives in die Welt der Akkuentwicklung und -produktion.

car battery days dresden und schwarzheide: starker start

(erschienen bei VISION mobility von Gregor Soller)

Das erste Auto war ein Stromer: 1881 erfand Gustave Trouvé eine Art elektrische Kutsche. Christine Grosse Lembeck, Vice President, Business Management Recycling bei BASF Battery Materials gab einmal mehr einen erfrischenden Einstieg: Denn EVs waren ganz zu Anfang der Automobilindustrie gesetzt in den Straßen Chicagos, New Yorks, Londons oder in Paris. Das Problem auch damals: EVs waren zu teuer, und Reichweite fehlte. Dann kamen elektrische Anlasser und Tankstellen und der Verbrenner setzte sich durch. Doch – man wusste noch nichts über cO2 – ein Thema, das uns gut 100 Jahre später wieder einholen sollte. Ihr Appell: Wir müssen den Mut haben, weiterzumachen! Was sie mit Churchills Zitat unterstreicht:

„Erfolg ist nichts Endgültiges, Misserfolg nichts Fatales: was zählt, ist der Mut weiterzumachen.“

Denn Transformation ist nicht nur schwierig, sondern immer auch eine Chance, auch wenn es nicht immer einfach ist. Die Alternative wäre nämlich: Stagnation! Und das kann keine Option sein! Auch die Ablösung der Pferdefuhrwerke geschah nicht über Nacht. Weshalb sie aufrief, wieder langfristiger zu denken, Mut zu haben. Zumal wir schon auf dem Weg sind!

„Es braucht Zeit, Mut und –uns!“

Entwicklungen brauchen Zeit, womit sie auf das Akkurecycling bei BASF zu sprechen kommt. Noch 2024 wird die erste Produktion von schwarzer Masse in Schwarzheide starten. Man spürt förmlich ihre Ungeduld, denn sie ergänzt: Die EU-Batterieverordnung ist eine gute Basis, aber nicht genug. Es muss noch mehr passieren! Weshalb sie aufruft, wieder Pioniere zu sein! Schwarze Masse in Schwarzheide?

Kurzer Exkurs: BASF errichtete in Schwarzheide eine Anlage für das Recycling von schwarzer Masse aus Batterien im großtechnischen Maßstab. Die Investition stärkt den BASF-Standort Schwarzheide mit der Produktion von Batteriematerialien und dem Batterierecycling. Der Standort ist ideal für den Aufbau von Batterierecycling-Aktivitäten, da es in Mitteleuropa viele Hersteller von Elektroautos und Zellproduzenten gibt. Mit der Investition werden etwa 30 neue Arbeitsplätze in der Produktion geschaffen, die Inbetriebnahme startete Anfang 2024.

Am Anfang steht die Schwarze Masse

Die Herstellung von schwarzer Masse steht am Anfang des Recyclingprozesses und basiert auf der mechanischen Behandlung der Batterien. Die so gewonnene „schwarze Masse“ enthält große Mengen der wichtigsten Metalle, die zur Herstellung von Kathodenmaterialien verwendet werden: Lithium, Nickel, Kobalt und Mangan. Im nächsten Schritt wird die schwarze Masse hydrometallurgisch weiterverarbeitet. BASF plant zudem, eine entsprechende großtechnische Anlage Mitte des Jahrzehnts zu errichten.

„Mit der Investition in eine Batterierecyclinganlage für schwarze Masse im großtechnischen Maßstab machen wir den nächsten Schritt, um die gesamte Wertschöpfungskette des Batterierecyclings bei BASF zu etablieren. Dadurch können wir den gesamten Recyclingprozess optimieren und den CO2-Fußabdruck reduzieren“, erklärte dazu Dr. Peter Schuhmacher, Leiter des Unternehmensbereichs Catalysts bei BASF und ergänzte:

„Der geschlossene Kreislauf von Altbatterien hin zu Kathodenmaterialien für neue Batterien unterstützt unsere Kunden entlang der gesamten Batterie-Wertschöpfungskette, reduziert die Abhängigkeit von abgebauten Rohstoffen und ermöglicht eine Kreislaufwirtschaft.“

Im Dekra-Testcenter am Lausitzring kann man Akkus massiv quälen, testen, zertifizieren oder sogar zerstören

Wie man all das absichert und zertifiziert – dazu brachte die Dekra ihre Ideen ein. Unweit von Schwarzheide entsteht quasi eine Autobahnabfahrt weiter am Lausitzring ein Akkutestcenter. Filip Klug, Head of Support Functions bei Dekra, beleuchtete im Anschluss das Thema Akkutests: Bereits 2017 hat Dekra den Lausitzring gekauft und entwickelt sich auch damit zu einem der größten Testcenter auf der Welt. 2025 wird nun das Battery Test Center am Lausitzring eröffnen- inklusive einer „Abbrennhalle“, in der ganze Fahrzeuge tatsächlich verbrannt werden können. Aber auch sonst kann man die Akkus vielfältigst quälen: Mit Crashtests, Salz, Wasser, heftigen Lade- und Entladezyklen oder oder oder… zum Beispiel einem 250-kN-Shaker, der die Akkus richtig durchrüttelt und neuen Crashabsorbern, die über 90g an Einschlägen verkraften.

Interessant: Bis 2026 soll der Lausitzring CO2-neutral agieren. Man hat ein 7,5 MW-Windrad und 2,5 MW aus Solarfeldern. Letztes soll 2025 auf 4,5 MW Leistung erweitert werden. Aber: Man produziert auch Honig und siedelt die Knoblauchkröte wieder an…und bat die Ladeinfrastruktur vor Ort aus.

Rohmaterialien – aber custom made!

Richtig tief in die Technik stieg dann Dr. Viktor Drescher, Product Manager Thermal Powder Synthesis bei Glatt Ingenieurtechnik ein. Kunden haben Ideen für Puder- Granulat- oder Teilchensysteme. Das Techcenter ist in Weimar und mittlerweile erhöhte man das Temperaturfenster zur Verarbeitung von 180 auf 800 Grad, perspektivisch kann man auch über 10000 Grad hinausgehen. Für Akkus sprechen wir von Materialgrößen von 0.05 bis 50 Micrometer. Dann stiegt er etwas tiefer in Kathoden- und Anodenmaterialien ein. Es geht auch um Beschichtungstechniken von Kathodenmaterialien. Schwerpunkt ist klar das Thema Powder Synthesis: Die Vorbereitung von Anoden- oder Kathodenmaterialien, sowie soliden Elektrolyten. Wichtig sind auch Powder Synthesis – wichtig ist ihm auf jeden Fall, dass man nichts „einfach aus dem Regal“ nehmen muss, sondern alles nach Kundenwunsch „mischen“ kann. Dabei hilft auch der pharmazeutische Hintergrund, dem Bereich, aus dem Glatt entstand.

Schon der Auftakt des Batteriesymposiums gelang – mit einer extremen Bandbreite um die Akkuplanung und  -herstellung sowie dem Recycling zur Rückgewinnung wertvoller Materialien! Weshalb solche Symposien auch immer gut sind für einen Depp Dive – und, um den eigenen Horizont zu erweitern! Wir werden weiter berichten.

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