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Baustart für das neue Kompressoren-Werk von TDDK in Straßgräbchen

90 Millionen Euro investiert der Autozulieferer TD Deutsche Klimakompressoren in Straßgräbchen. Künftig wird für E-Autos produziert.

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Offizieller Spatenstich bei TDDK in Straßgräbchen: Der Autozulieferer erweitert sich am Standort zum wiederholten Mal. Künftig stellt er Klimakompressoren für Elektroautos her. © René Plaul

Bernsdorf. Es hat etwas Symbolisches: Bauleute reißen den Werkszaun an der Westseite des Komplexes der TD Deutsche Klimakompressoren (TDDK) im Bernsdorfer Ortsteil Straßgräbchen ab. Daneben beginnen Baumaschinen schon, das gewaltige Baufeld für die Erweiterung des Unternehmens vorzubereiten. Und fünf Spaten stehen bereit, um nicht weniger symbolisch den Baustart offiziell zu vollziehen.

Denn hier geht es um viel – um nichts weniger als an die 1.000 Arbeitsplätze für die Oberlausitz. Es handele sich um den kompletten Umbau des Werkes in Richtung Elektrotechnik, sagt TDDK-Präsident Yoichi Terao. Deshalb sei der Tag so wichtig. Es ist der Übergang vom Klimakompressor für den Verbrenner-Motor hin zu Elektrokompressoren.

Die sehen rein äußerlich recht ähnlich aus, innen aber doch deutlich anders. Deshalb entstehen jetzt neue Produktionslinien für den E-Kompressor von TDDK. Ohne solch einen Kompressor rollt kaum ein Auto auf deutschen und europäischen Straßen. Er ist das wichtigste Teil der Klimaanlage, und das eben auch in immer mehr E-Mobilen.

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Künftig wird das Werk der TD Deutsche Klimakompressoren in Straßgräbchen gut 600 Meter lang sein. Allein der Erweiterungsbau hat eine Fläche von 20.000 Quadratmetern oder fast drei Fußballfeldern. © TD Deutsche Klimakompressoren

Für das Projekt investiert das japanische Unternehmen, eine Tochter der Toyota Industries Corporation (TICO) und des Denso-Konzerns, rund 90 Millionen Euro. Es ist seit 1998 die sechste Erweiterung. Zuletzt flossen vor zehn Jahren um die 100 Millionen Euro in den Standort. Jetzt geht es um eine Erweiterung um etwa 20.000 Quadratmeter. Das ist immerhin eine Fläche von etwa drei Fußballfeldern. Schon jetzt ist die Werksfassade 450 Meter lang. Knapp 160 Meter kommen nun noch dazu.

Bereits Ende 2024 soll der Erweiterungsbau komplett fertiggestellt sein. Ein halbes Jahr habe die Planungsphase gedauert, so TDDK-Vizepräsident Ronald Juhnke. Innerhalb von acht Wochen habe die Genehmigung durch den Landkreis auf dem Tisch gelegen.

Vielleicht auch, weil die Erweiterung ein Vertrauensbeweis der Investoren in den Standort hier in Sachsen ist, wie es Thomas Schmidt (CDU) formuliert. Sachsens Minister für Regionalentwicklung spricht auch vom Vertrauen in die Mitarbeiter, die das Unternehmen bereits über viele Jahre mit getragen haben. Es sei auch genau zur richtigen Zeit ein gutes Zeichen für die Region, sagt Landrat Udo Witschas (CDU). Und auch für den Strukturwandel – weg von fossilen Brennstoffen zu neuen Technologien.

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André Eißler ist der leitende Ingenieur für den Umbau zum E-Kompressoren-Werk bei TDDK.. © René Plaul

Für die laufen auch schon innerhalb des Werkes die Vorbereitungen. So entsteht ein Gebäude im Gebäude als „Einhausung“ für die erste Montagelinie. Darin wird Technik für optimale klimatische Bedingungen in der Produktion sorgen. Dieser Bau allein ist schon 78 mal 18 Meter groß, erklärt der leitende Ingenieur André Eißler.

Erste neue Linie kommt im Oktober 2023

Bereits Ende Oktober 2023 soll die erste Linie aus Japan angeliefert werden. Derzeit seien mehrere Teams aus Straßgräbchen für Maschinentests dort, sagt Ronald Juhnke. Ab Juli würden Maschinen für die Fertigung der Gehäuseteile aus Aluminium erwartet. Auch die neuen Gussformen für die E-Kompressoren erwarte TDDK per Schiffscontainer aus Japan.

Ein Teil des Erweiterungsbaus ist für ein 74 Meter langes Hochregallager reserviert. Zunächst sollen dort 13.000 Stellplätze für Paletten eingerichtet werden. An der Westseite wird am Ende der Halle ein zylinderförmiger Bau entstehen: Das wird ein Wassertank, der die Sprinkleranlage für den Brandschutz speist.

    „Für Anfang 2024 steht schon die Vorserienproduktion der ersten elektrischen Musterkompressoren auf dem Zeitplan“, sagt Ronald Juhnke – auf der Linie im bestehenden Werk. Sie müssten ein Jahr lang im Probebetrieb auf Herz und Nieren geprüft werden. 2025 könne planmäßig die Serienfertigung losgehen.

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    TDDK-Vizepräsident Ronald Juhnke (l.) und der Leitende Ingenieur für den E-Kompressor, André Eißler, zeigen im Werk, wo schon Einbauten für die erste neue Produktionslinie entstehen. © SZ/Reiner Hanke

    Noch liegt der Schwerpunkt auf den Verbrenner-Kompressoren. Nach den ganzen Schwierigkeiten mit der Corona-Pandemie und der Gasversorgung sei wieder Normalität eingezogen: „Die Autohersteller haben seit dem Jahresbeginn ihre Werke auf volle Kapazität hochgefahren“, berichtet Juhnke. TDDK beliefert nicht nur alle deutschen Autobauer und Toyota, sondern von Renault bis Fiat und Chrysler oder Volvo viele weitere Marken und exportiert auch in die Türkei und bis nach China.

    Ziel für 2023: Sieben Millionen Kompressoren

    Schon 2022 sei mit sechs Millionen Kompressoren das Vor-Corona-Niveau erreicht worden. 2023 will TDDK erstmals die Sieben-Millionen-Marke knacken. „Etwa 800.000 Stück davon werden bereits E-Kompressoren sein, die aktuell noch im Mutterhaus TICO in Japan produziert werden“, sagt Ronald Juhnke. Zum Vergleich: 2021 hat TDDK mit dem Versand von 200.000 E-Kompressoren begonnen.

    Der Trend ist damit klar. In fünf Jahren rechnet das Unternehmen schon mit einem höheren Anteil von E-Kompressoren gegenüber denen für Verbrenner. Die Anlagen werde man schrittweise umrüsten, so Juhnke. Und vielleicht ist die aktuelle ja auch nicht die letzte Erweiterung. Für eine siebente Stufe wäre noch Platz.

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