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BMW X3

BMW X3 M50 xDrive MHEV im Fahrbericht: Exoten-Rolle

BMWs SUV-Modell X3 ist seit vielen Jahren weltweit besonders gefragt. Die derzeitige Spitzenmotorisierung kann beeindrucken. Ihr Preis allerdings nicht minder.

bmw x3 m50 xdrive mhev im fahrbericht: exoten-rolle

(Bild: BMW)

Vielleicht geht es Ihnen ja ähnlich: Wer auf der Webseite von BMW den Konfigurator des neuen X3 anwählt, zuckt zunächst zusammen. Spötter mögen anmerken, dies sei bei jedem neuen BMW-Modell schon seit Jahren der Fall. Doch der Innenraum mit hellblauen Akzenten, die sich nicht abwählen lassen, ist gerade zusammen mit beigen Sitzbezügen ziemlich sicher nicht jedermanns Sache. In Natura allerdings wirkt das bei weitem nicht so grell und lässt sich im Auto auch abstellen. BMW könnte es sich auch gar nicht leisten, die X3-Kundschaft derart zu verschrecken, denn das SUV gehört seit vielen Jahren zu den global besonders gefragten Modellen. Für eine erste Probefahrt stand uns das Topmodell X3 M50 xDrive MHEV zur Verfügung.

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Exoten-Rolle

BMW bietet den mittlerweile vierten X3 zunächst mit zwei Mildhybrid-Benzinern, einem Diesel und einem Plug-in-Hybrid an. Einen batterieelektrischen Ableger wird es auf dieser Basis nicht direkt geben, dafür ab ein SUV ähnlicher Größe, das auf der Plattform der “Neuen Klasse” aufbaut. Die Rolle des Exoten wird vermutlich der von uns gefahrene Mildhybrid-Benziner mit 293 kW übernehmen. Das liegt nicht nur am Preis von mindestens 82.500 Euro. In der Vergangenheit war ähnlich viel Leistung im X3 selten gefragt. Dennoch könnte BMW auch mit Verbrennern nochmals deutlich nachlegen, schließlich gab es das SUV vormals schon mit mehr als 350 kW.

In der aktuellen Generation holt der einzige Sechszylinder aus drei Litern Hubraum 280 kW. Ein kleiner E-Motor steuert maximal 13 kW bei, die BMW zur Gesamtleistung hinzuaddiert. Beim Drehmoment ist das nicht der Fall: Maximal 580 Nm sind es insgesamt, Verbrenner und E-Motor sind mit 540 und 200 Nm einzeln angegeben. Der E-Motor sitzt im Getriebe und soll den Benziner unterstützen, wo Entwickler dies für nötig erachten.

Der Sechszylinder von nebenan

In der Praxis lässt sich der Einfluss des E-Motors kaum erfahren, dafür ist sein Leistungsangebot angesichts des mächtigen Sechszylinders nebenan einfach zu gering. Trotz eines Leergewichts von rund zwei Tonnen ist der Fahreindruck erwartungsgemäß wuchtig. 4,6 Sekunden im Standardsprint verspricht das Werk, und auf der kleinen Proberunde gibt es keinen Grund, daran auch nur zart zu zweifeln. Die Maschine reagiert verzögerungsarm auf Beschleunigungsvorgaben und tritt bei Bedarf jederzeit sehr wuchtig an. In allen anderen aktuellen X3 ist die Höchstgeschwindigkeit auf 215 km/h beschränkt, das vorläufige Topmodell wird erst bei 250 km/h eingebremst.

BMW X3 M50 xDrive MHEV (12 Bilder)

bmw x3 m50 xdrive mhev im fahrbericht: exoten-rolle

Der Hartplastikanteil im Cockpit ist relativ hoch. (Bild: BMW)

BMW nennt im WLTP 7,7 bis 8,3 Liter/100 km. Es mag sein, dass diese Werte erreichbar sind, doch dafür braucht es eine Fahrweise, für die niemand einen X3 mit einem solchen Leistungsangebot kaufen wird. Im Alltag dürften es ziemlich zuverlässig 10 bis 11 Liter werden, und selbstverständlich lässt sich problemlos auch mehr durchschleusen. Ein schweres Auto mit großer Stirnfläche und voluminösem Verbrenner: In dieser Rechnung gibt es nichts, was mäßigend wirkt. Dass BMW hier einen kleinen E-Motor integriert, sollte nicht missverstanden werden, was bei der Zielgruppe wohl mehrheitlich auch nicht der Fall ist: Wer das in dieser Kombination ordert, weiß, was das in der Bilanz bedeutet – auch und gerade beim Spritverbrauch.

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Komfort trotz Dynamik

Bemerkenswert ist, was BMW im Fahrwerksbereich wieder einmal abliefert. Dass der M50 keine Sänfte ist und auch nicht sein kann, versteht sich von selbst. Aber auch in der Sport-Einstellung vermeidet er eine übertriebene Härte und filtert kleine Unebenheiten unauffällig heraus. Das Fahrverhalten bleibt bis zu einem hohen Tempo weitgehend neutral. Erst wenn man es wirklich heftig krachen lässt, machen sich Gewicht und die etwas zu hohe Sitzposition bemerkbar. Die Lenkung liefert ein ordentliches Maß an Rückmeldung und deklassiert so beispielsweise den iX1 eDrive20 in dieser Hinsicht deutlich.

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Der Innenraum ist befreit von nahezu jeglichen Tasten. Nur rund um den Drehregler gibt es noch ein paar direkte Zugänge zu einigen, wenigen Funktionen. In das Infotainmentsystem muss man sich einarbeiten, wobei BMW eine Sprachsteuerung beilegt, die auch Skeptiker überzeugen könnte. Die einstmals physischen Favoritentasten sind nun in einem Untermenü verschwunden, das sich mit einem Wisch über den Bildschirm von oben nach unten erreichen lässt. Immerhin: Es gibt sie noch, und eine solche Abkürzung sollte es in jedem Infotainmentsystem geben.

Wenigstens nicht schäbig

Erstaunlich schlicht ist an einigen Stellen der Materialeindruck. So schäbig wie der allererste X3 wirkt der vierte zwar nicht, doch gemessen am Preis ist der Anteil an harten Kunststoffen recht hoch. Die Verkleidung des Head-up-Displays und der “Interaction Bar”, mit dem man unter anderem die Luftdüsen steuern kann, passen nicht zum Premiumanspruch. Was BMW geritten hat, diese Art der Bedienung einzuführen, erschließt sich nicht. Und nein, der X3-Schriftzug daneben macht die Sache nicht besser. Ohnehin erscheint die ganze Art der Einrichtung etwas unterkühlt.

Die Assistenten hinterließen bei dieser ersten Proberunde durchweg einen hervorragenden Eindruck. Selbst die Erkennung von Verkehrsschildern klappt hier überdurchschnittlich gut. Gegen Aufpreis kann sich der Fahrer bei allerlei unterstützen lassen, sei es nun bei der automatischen Übernahme von erkannten Tempolimits, dem Halten an Stoppschildern oder roten Ampeln oder beim Spurwechsel auf der Autobahn. Ein System, bei dem Letzteres auch per Augen-Scan gestartet werden kann, gibt es im X3 derzeit noch nicht. BMW bietet es seit dem vergangenen Jahr im 5er an.

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Tapfer kalkuliert

Umgewöhnen müssen sich die X3-Interessenten auch an anderen Stellen. Viele Extras sind nicht mehr in Verbindung mit dem Basismodell zu haben, andere Dinge bietet BMW nur noch in Paketen an. Statt eines Schiebe- gibt es nur noch ein festes Glasdach. Mit 1500 Euro ist es fast so teuer wie das Panoramadach mit Öffnungsfunktion im Vorgänger. Ein X3 war nie in seiner Geschichte preiswert, aber wie rasant selbst mit dem Basis-Benziner die Marke von 65.000 Euro inzwischen überschritten ist, erscheint tapfer kalkuliert. Ein Plug-in-Hybrid, ausgestattet, wie ihn die meisten Kunden vermutlich ordern, wird nochmals 10.000 Euro mehr kosten, und der von uns gefahrene M50 kommt mit seiner Vollausstattung auf mehr als 95.000 Euro. Das schockt dann nochmals nachhaltiger als die bunten Leisten im Konfigurator.

Zur Marke BMW

(fpi)

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