Noch immer müssen sich mutmaßliche Waffenschmuggler aus Bosnien in Dresden vor Gericht verantworten. Es begann mit einem Parkverstoß.
Dresden. Es sind oft die kleinen Dinge, über die große Verbrecher stolpern. Am 18. Februar 2019 war es ein Mercedes, der direkt vor dem Dresdner Hauptbahnhof stand – im Parkverbot. Der Fahrer und sein jugendlicher Beifahrer wollten so gar nicht zu dem Luxuswagen passen.
Die Männer stammten aus Bosnien-Herzegowina und waren finanziell komplett abgebrannt. Beim Versuch, ihnen zu helfen, stießen Beamte der Bundespolizei auf weitere Ungereimtheiten.
Waffen auf dem Hin- und Drogen auf dem Rückweg
Der Hund schlug an. Doch die eingeschweißten Päckchen, die hinter der Kofferraumverkleidung versteckt waren, enthielten kein Rauschgift. Es handelte sich um scharfe Handgranaten.
Die Beamten alarmierten Sprengstoffspezialisten des Landeskriminalamtes Sachen. Dort wurde der Mercedes dann penibel zerlegt. Die Ermittler stellten 95 Handgranaten, vier Sturmgewehre, acht Pistolen und Revolver nebst passender Munition sicher, die in dem Mercedes professionell verbaut worden waren. Kurz vor dem Karnevals-Höhepunkt dürfte der alarmierende Fund der Kriegswaffen die Polizei in Sachen Terrorabwehr mächtig unter Druck gesetzt haben. Schon weil einer der Schmuggler ausgerechnet Kontakte nach Mainz vorgegeben hatte – wenige Tage vor dem Rosenmontagsumzug.
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Diese Waffen, eine Kalaschnikow, Pistolen und Handgranaten, wurden im Februar 2029 in einem Schmuggel-Mercedes am Hauptbahnhof Dresden sichergestellt. Ein mutmaßliches Mitglied der Waffenschieber steht nun vor dem Landgericht. © Archivfoto: Alexander Schneider
Nach Ermittlungen der Polizei war der 28-Jährige Teil einer Bande von Schmugglern, die Waffen nach Belgien und Holland transportierten – und auf dem Rückweg Drogen. Das könnte erklären, warum die feine Hundenase auf Rauschgift reagiert hatte. Zwei weitere Männer, die die Waffen verbaut haben sollen, wurden ausgeliefert und standen 2020 vor dem Landgericht Dresden. Einer wurde zu drei Jahren Haft verurteilt, der andere freigesprochen.
Aus dem Jahr 2020 stammt auch der Haftbefehl gegen den 45-jährigen Bosnier, der jetzt in Dresden vor Gericht steht. Der Mann wurde Ende Mai 2023 in Kroatien verhaftet und im Dezember ausgeliefert. Auch er gehöre laut Anklage zu der Bande der Waffenschmuggler.
Zu den Vorwürfen äußerte sich der Angeklagte nicht. Er sei gelernter Feuerwehrmann und habe zuletzt als selbstständiger Kfz-Mechaniker in Bosnien gearbeitet.
Das Gericht hat für den Prozess zunächst sieben Verhandlungstage bis Anfang August geplant.