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Audi RS 3 (2025) im Test: Feiner Schliff

Audi Sport macht sein bestes Pferd im Stall noch ein bisschen großartiger

audi rs 3 (2025) im test: feiner schliff

Ich glaube die meisten von uns werden sich einig sein: Mit dem aktuellen RS 3 hat Audi aber mal sowas von ins Schwarze getroffen. Nach zwei immens schnellen und lauten, aber fahrerisch weitgehend plumpen Versuchen, wollten wir unseren Hirnen, Händen und Popometern nicht trauen, als wir erstmals Generation 3 bewegen durften.

Das Schnelle und Laute konnten die Herrschaften um RS 3-Projektleiter Marvin Schwätter beibehalten (eigentlich ist das Auto noch viel viel schneller geworden), aber jetzt tanzte und dribbelte dir das Teil plötzlich Knoten in die Beine, konnte endlich auch wild und aufregend und locker flockig aus der Hüfte. Das ist gut drei Jahre her und obwohl es hinsichtlich des Talents wohl niemand gebraucht hätte, gibt es nun das obligatorische Facelift. Samt neuem Nordschleife-Rekord für Kompaktwagen.

In 7:33 Minuten stampfte der optimierte Ober-A3 kürzlich den Ring platt – heftige sieben Sekunden schneller als bisher. Da muss also einiges passiert sein. Wir konnten jetzt herausfinden, was genau passiert ist, ob man das irgendwie spürt und ob Sie jetzt als Fahrer des aktuellen Modells umgehend Ihren Bock verkaufen müssen, weil das Facelift soviel besser ist.

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Was ist das?

Ganz sicher ist es bei den aktuellen Umsturzbemühungen bezüglich des EU-Verbrenner-Verbots noch nicht, aber recht wahrscheinlich ist es natürlich schon, dass wir hier die allerletzte Applikation des glorreichen Fünfzylinders in einem Neuwagen erleben. Geben wir uns hier also kurz ein wenig Raum für Trauer ………. bevor wir mit den aktuellen Eckdaten des preisgekrönten 2,5-Liter-Turbo-Aggregats weitermachen.

Selbige haben sich gegenüber dem Vorfacelift nicht die Bohne geändert. Das erscheint auf den ersten Blick etwas ungewöhnlich, weil es ja immer irgendwie mehr Leistung gibt, aber seien wir ehrlich: Noch mehr Leistung? Wirklich? Im Selbstversuch erzielten wir im bisherigen Fahrzeug 0-100-km/h-Zeiten von 3,4 Sekunden. Ein Mangel an Vortrieb war also eher nicht das Problem.

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Entsprechend bleibt es bei 400 PS und 500 Nm. Wobei es nicht bleibt, ist der herzerwärmende Klang, den der Fünfzylinder aus seiner klappengesteuerten Auspuffanlage ins Freie schießt. Keine Sorge, trotz aller Behörden-Gängelung fanden die Audi-Boys und  -Girls Wege, klanglich sogar noch ein bisschen draufzupacken: Die Auspuffklappen öffnen nun dynamischer als zuvor, können deswegen länger und auch früher aufmachen.

Das 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe erscheint auf den ersten Blick unverändert, aber das ist wie bei vielen anderen Dingen am Facelift nur oberflächlich so. Dank unserer täglichen Dosis EU-Irrsinn – in diesem Fall geht es um die neuen Cyber-Security-Auflagen – hat man alle Steuergeräte und die komplette Software neu auflegen müssen. Davon soll der Kunde so wenig wie möglich mitbekommen, aber Gelegenheiten für ein wenig Feintuning ergaben sich so natürlich schon. Die radikal bessere Nordschleife-Zeit fährt sich schließlich nicht von selbst.

Schnelle Daten Audi RS 3 Sportback 2025
Motor 5-Zylinder-Turbo-Benziner; 2.480 U/min
Getriebe 7-Gang-Doppelkupplung
Antrieb Allradantrieb
Leistung 294 kW (400 PS) bei 5.600 – 7.000 U/min
max. Drehmoment 500 Nm bei 2.250 – 5.600 U/min
Grundpreis 66.000 Euro

Also schaute man auf die Getriebeabstufung und holte da noch ein bisschen was raus, aber noch viel mehr schaute man auf das sogenannte Brake Torque Vectoring. Das ist ja ohnehin die große Schlagzeile bei dieser Modellüberarbeitung und der Hauptgrund dafür, dass der RS 3 noch erfolgreicher und flotter durch die Kurve fetzen soll als ohnehin schon.

Denn der Torque Splitter – das ist der 2021 eingeführte Allradantrieb, der die Kraft über zwei Lamellenkupplungen an der Hinterachse auch zwischen den Hinterrädern verteilen kann – ist ein höllisch spaßiges Stück Hardware und hauptverantwortlich für die Gaudi-Explosion der aktuellen Generation. Aber im Schub – sprich: wenn man vom Gas ging – machte er bisher nix.

Diese Lücke wird nun vom Brake Torque Vectoring gefüllt. In der Praxis bedeutet das: Das Auto erkennt jetzt in diesen bisher verschenkten Phasen am Lenkwinkel, ob du flott in die Kurve willst, spannt schon mal vor und bremst dann die kurveninneren Räder, was das Einlenken nochmal deutlich verschärfen und Untersteuern noch besser verhindern soll. Ein weiterer Vorteil: Der Drift-Modus (im RS 3-Sprech: RS Torque Rear) soll das Heck nun noch schneller zum Fliegen bringen.

Ein weiterer Fahrdynamik-Booster kommt in Form neuer Reifen. Bisher gab es rollwiderstandsarme (böse Zungen behaupten, nicht nur der Rollwiderstand sei arm gewesen) Label-A-Pellen oder den recht radikalen Pirelli PZero R-Semislick. Jetzt kriegen Sie auch deutlich grippigere Label-C-Pneus in Form des Bridgestone Potenza Sport oder des Pirelli PZero R. Die goldene Mitte quasi. Beide beißen im Trockenen besser als der Basis-Gummi und sollen im Nassen in einer komplett andere Welt haften.

Alles andere war fahrdynamisch auch bisher schon relativ nah am Gott-Modus, weshalb sich die übrigen Facelift-Änderungen auf Optik innen und außen beschränken. Dazu kommen wir gleich. Bestellbar sind die überarbeiteten RS 3s ab November, ausgeliefert wird dann zügig im neuen Jahr. Die Preise starten bei 66.000 Euro für den RS 3 Sportback, die RS 3 Limousine ist ab 68.000 Euro zu haben.  

Exterieur

Hier können wir es kurz machen. Wie bei einem Facelift üblich erhält der RS 3 neue Schürzen und Leuchten mit geänderten Lichtsignaturen. Jeder Menge Lichtsignaturen, weil: Audi.

Bemerkenswert: Audi selbst bezeichnet das Design der Front als „brachial“. Martialische Rhetorik, die durchaus zum Auftritt mit dem überarbeiteten Singleframe-Grill und den dicken Lufteinlässen passt. Zur Freude aller „Form follows function“-Vertreter hat man sich am Heck des furchtbaren Zier-Wabengitters entledigt und nun eine wesentlich imposantere Optik geschaffen, die vor allem von dem recht gewaltigen neuen Diffusor samt mittigem Motorsport-Reflektor lebt. Très chic. Vor allem, wenn man all das Anbau-Gedöns wie Lufteinlassblenden, Spiegelkappen oder eben den Diffusor in Echtcarbon ordert.

Abmessungen Audi RS 3 Sportback 2025
Länge x Breite x Höhe 4.381 mm x 1.851 mm x 1.418 mm
Radstand 2.631 mm
Gewicht (inkl. Fahrer) 1.640 Kg
Kofferraum 282 – 1.104 Liter
Zuladung 490 kg
Dachlast 75 Kg
Anhängelast ähm … nein!

Neue 19-Zoll-Räder gehören ebenfalls zum Modellpflege-Programm. Optional kriegen Sie nun auch die Kreuzspeichen-Räder, die es bisher nur in der RS 3 Performance Edition gab.

Interieur

Skeptiker erblicken zunächst das neue Lenkrad. Es ist jetzt südlich UND nördlich abgeflacht. Zudem wurden die klassischen Knöpfe, die jeder mochte, durch Schwarz glänzende Flächen ersetzt, die vermutlich nicht jeder mögen wird. Immerhin muss man nicht wischen, sondern kann weiterhin drücken. Bei der Testfahrt lief dahingehend alles glatt, aus Versehen hinkommen und sofort alles verstellen fällt glücklicherweise aus. Neues Logo, RaceTex-Bezug und die schicken roten RS-Modi-Buttons lassen das Volant sehr hochwertig aussehen.

Apropos: Anders als beim neuen A5 ist die Qualität im Interieur weiterhin hervorragend. Außerdem darf man sich hier noch am Virtual Cockpit ergötzen, für mich nach wie vor die besten digitalen Instrumente weit und breit.

Neue Schalensitze im RS 3

Lenkrad-Taste für RS-Mode-Einstellung

Überarbeitetes Cockpit des RS 3

Carbon-Rückschale am neuen Schalensitz

Standard-Sitz des RS 3

Neben schickeren Türtafeln, die künftig auch leuchten, und den üblichen Farb-Paketen (grün, grau, rot) für Lüftungsdüsen, Sitznähte und Co. debütiert der ganz und gar großartige Schalensitz mit Kohlefaser-Rückwand. Gab es so bisher auch nur in der Performance Edition. Ich pflunzte nun schon ein paar Male in diesem Sport-Stuhl und kann ihn nur ausdrücklich ans Herz legen. Hält auch bei entfesselterer Gangart überzeugend fest, ist aber kein Schraubstock, der Hüften oder Oberschenkel zermalmt. Zudem absolut langstreckentauglich.

Fahrbericht

Auch wenn der RS 3 inzwischen fahrdynamisch sowas wie das Real Madrid der Kompaktklasse ist, steckt der Star weiterhin unter der Motorhaube. Der Fünfzylinder bleibt eine absolute Vollbombe und ein steter Quell für robuste Magenschwinger und ausschweifende Grins-Attacken. 

Auf gleichmäßige Leistungsentfaltung hat er wenig Lust, bis etwa 3.000 Touren holt er ganz tief Luft, dann heißt es gut am Lenkrad festhalten und ab geht die Post. Das Ganze dann recht humorlos und Abrissbirnen-ähnlich bis ganz rauf aufs 7.000er-Drehzahllimit. 

Der mittlere Drehzahlbereich ist mächtiger als eines dieser asiatischen All you can Eat-Buffetts, schmeckt aber deutlich angenehmer. Die Nadel (oder besser die Balken im digitalen Drehzahlmesser) stürmt so schnell nach oben, dass man nicht weiß, ob man das als Drehfreude oder einfach als Kraftüberfall bezeichnen soll. In jedem Fall hat der Fünfzylinder nichts von seinem reichhaltigen Faszinationsvermögen eingebüßt, bietet nach wie vor ein Charisma und eine Leistungsfülle, wie es kein Vierzylinder jemals hinbekommen wird.

Einen gewaltigen Anteil am Showprogramm hat, wie Sie sich denken können, die akustische Untermalung. Das immense Klangpotenzial der fünf Ingolstädter Töpfe gipfelte im 2016er Audi TT RS, als sie noch völlig unberührt von Partikelfilter und Co. röhren durften, dass es schon eng wurde für zartbesaitete Gehörgänge. Aber selbst acht Jahre und gefühlt 37 “Sei leise”-Vorschriften später dringt das, was eine der schönsten Zündfolgen so fabriziert, noch mit erfreulich viel Schmackes und Musikalität an die Lauscher. Dank der neu programmierten Abgasklappen sogar noch ein bisschen musikalischer und vielfältiger als bisher. 

Das Getriebe macht, was es soll, ohne speziell durch besondere Härte oder ein spektakuläres Schaltgefühl (wenn man die Paddles selbst bedient) aufzufallen. Laut Audi war man, was die Schaltgeschwindigkeit angeht, bereits am Limit. Ich denke, niemand wird sich beschweren, dass er hier gerne mehr hätte.

Auffällig: Der RS 3 (in diesem Fall ausgerüstet mit den an sich etwas barmherzigeren Adaptiv-Dämpfern) ist definitiv auf der straffen Seite. Angst, dass es nur noch so kracht und scheppert (auch, was den Fahrwerks-Geräuschkomfort angeht), brauchen Sie allerdings nicht zu haben. 

Nichtsdestotrotz schüttelt er einen selbst auf ordentlichen Landstraßen ganz schön durch. Das ist aber nicht unbedingt schlecht, denn Kontrolle und Dämpfungsqualität sind vorhanden. Es fühlt sich eher so an, als wäre das Auto ständig auf den Zehenspitzen und total bereit, die nächste Kurve zu erschnüffeln und aufzusaugen. Sehr lebendig, sehr agil. Und das macht den RS 3 letztlich auch zu dieser Fahrmaschine, die er nun mal ist – denn er fordert einen auch heraus, involviert sehr stark, ständig passiert irgendetwas. Das ist aufregend. 

Grundsätzlich ist auch die Lenkung sehr in Ordnung. War ja bei den Vier Ringen auch nicht immer so. Inzwischen weiß Audi Sport aber ziemlich genau, wie man eine Lenkung vernünftig abstimmt. Das ist hier ja traditionell nicht so fix und überdreht und Vorderachs-nervös wie etwa bei Produkten der M GmbH, eher ausgeglichener, dafür aber gefühlsechter und ohne Synthetik oder dieses Gummige.

Was mir ein wenig fehlt: Um die Mittellage herum fühlt sich das alles zu leicht und unverbindlich an, da kommt zu wenig rüber, was man beim initialen Lenkimpuls eigentlich ganz gut gebrauchen könnte. Nach außen hin ist dann wieder alles gut, aber man könnte dem Auto durch eine festere, definiertere Mitte noch mehr Charakter und Echtheit mitgeben. 

Ansonsten macht die Vorderachse aber wirklich Freude, teilt sich gerade in längeren oder engeren Kurven, die man zügig fährt sehr gut über die Reifen mit. Außerdem schmiert sie niemals weg, da kann man eigentlich veranstalten, was man will. Grip und Biss sind in absoluten Unmengen vorhanden. 

Was die Magie am RS 3 ausmacht, ist neben der absoluten Energie und Explosivität, die er in so großen Teilen auf die Straße bringt, auf jeden Fall die wunderbare Balance mit der er zu Werke geht. Denn seine Bewegungen profitieren auch immer und immer wieder von kleinen Impulsen von der Hinterachse, die der immensen Neutralität des Autos einen kleinen aber feinen Schuss Hecklastigkeit aufdrücken. Das steigert Spaß- und Thrill-Potenzial enorm und ist gefühlt zusammen mit dem tollen Zug zum Kurvenscheitel noch ein bisschen ausgeprägter als vor dem Facelift. 

Fahrleistungen Audi RS 3 Sportback 2025
0-100 km/h 3,8 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit 250 km/h (optional: 290 km/h)
Verbrauch Hersteller: 9,3 – 9,5 Liter
Emissionen Hersteller: 211 – 217 g/km CO2

Einmal mehr zeigt sich der RS 3 als absolute Naturgewalt. Es ist ein immens talentiert abgestimmter Mix aus “Ritt auf der Kanonenkugel” und “so narrensicher, damit wäre selbst mein Haustier schnell”. 

Das zeigte sich dann nochmal bei einem kurzen Stint auf der Rennstrecke mit den Pirelli Trofeo R-Cupreifen. Viel falsch machen kann man da nicht. Weder im extrem neutralen RS-Performance-Modus, noch im Dynamic-Modus, der etwas lässiger mit dem eigenen Hinterteil umgeht. Hier ist es dann tatsächlich die Traktion, die am meisten Eindruck schindet. Und das Gefühl, dass man alleine mit dem Gas so wahnsinnig viel richten kann. Denn danke der neuen Bremseingriffe ist das Auto noch kompakter in der Kurvenmitte und noch früher auf dem Weg wieder raus. Die Bremse haben die Ingolstädter inzwischen ebenfalls rennstreckentauglich bekommen.

Fazit: 9/10

Seien wir ehrlich: Den ganz großen Paradigmen-Wechsel beschert das Facelift dem RS 3 nicht. Darüber können wir alle sehr glücklich sein.

Wenn Sie regelmäßig die Rennstrecken dieser Welt beackern, werden Sie künftig ein bisschen schneller sein, weil das Auto in der Kurve jetzt noch mehr gute Dinge macht. Auf der Landstraße werden Sie womöglich etwas mehr Zug in die Kurve und etwas mehr Feuer aus ihr heraus entdecken, aber da müssen Sie schon eine ziemlich gute Lupe dabeihaben.

Also nichts, was das Auto dramatisch ändert, eher Detailverbesserungen, womit der Audi RS 3 erfreulicherweise bleibt, was er schon vorher war: Ein Auto, dessen Motor, Speed und Fahrverhalten süchtig machen. Ohne jeden Zweifel nicht nur der derzeit schnellste, sondern auch der beste Kompaktsportler auf dem Markt.

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