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Erste Testfahrt im Audi A5: Was kann der Nachfolger des A4?

Audi stellt seine Mittelklasse neu auf. Der A5 ist der Nachfolger des A4. Er strebt mit mehr Größe, Komfort und einem neuen Mildhybridsystem nach Höherem. Zum Marktstart kommen Benziner und Diesel, etwas später folgen Plug-in-Hybride mit üppigen elektrischen Reichweiten. Das sportliche Topmodell S5 leistet 367 PS. Der Audi A5 im ersten Test:

erste testfahrt im audi a5: was kann der nachfolger des a4?

Audi A5: Die neue Ingolstädter Mittelklasse zeigt eine hohe Präsenz auf der Straße. Hersteller

Lange Zeit hat bei Audi Neuheitenflaute geherrscht. Doch jetzt sendet Ingolstadt wieder Lebenszeichen aus: Der A5 steht in den Startlöchern, und das ist tatsächlich eine relevante Nachricht.

Denn es geht nicht um jenen A5, der als Coupé-, Sportback- und Cabriolet-Ausführung des A4 einen hinteren Tabellenplatz in der Audi-Zulassungsstatistik einnimmt. Es geht vielmehr um den A4 selbst und damit um den Tabellenführer: Aktuell – von Januar bis September 2024 – hat sich kein Audi besser verkauft als das Mittelklasse-Modell.

Ungerade heißt Verbrenner

Ein Schreibfehler liegt hier nicht vor. Denn genau 30 Jahre, nachdem der A4 aus dem damaligen Audi 80 hervorgegangen ist, wird auch er umgetauft – eben auf A5. Damit folgt er der neuen Ingolstädter Nomenklatur, wonach Modelle mit Verbrennungsmotor ungerade Ziffern tragen, während die geraden künftig für vollelektrisch angetriebene Fahrzeuge stehen, so wie Q6 e-tron oder A6 e-tron.

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Das ist aber nur eine Randnotiz. Denn der A5 ist nicht einfach ein umetikettierter A4, sondern ein völlig neues Auto, das als erster Audi überhaupt auf der Premium Platform Combustion (PPC) steht. Wie schon beim Vorgänger werden wieder eine Limousine und ein Kombi (Avant) angeboten, deren Design sich freilich deutlich verändert hat, hin zu mehr Dynamik und Sportlichkeit, was sich in einer verhältnismäßig niedrigen Karosserie mit kurzen Überhängen, großen Rädern, leicht ausgestellten Radhäusern und einem flacher gestalteten Singleframe-Kühlergrill manifestiert.  Noch mehr als den Avant betrifft das Umstyling die Limousine, die das klassische Stufenheck gegen ein coupéhaftes Fließheck tauscht, Heckklappe und Heckfenster schwingen also in einem Stück nach oben.

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Den Rücken beider Karosserievarianten schmücken auf Wunsch die aufwendigen digitalen OLED-Rückleuchten, denen sich – wie übrigens auch den Scheinwerfer – acht verschiedene und bewegliche Lichtsignaturen einprogrammieren lassen, die dann zu einer Art Kommunikationsdisplay für den rückwärtigen Verkehr werden, Warnfunktion eingeschlossen.

Vom Zuwachs bei Radstand und Länge (auf nunmehr 4,83 Meter) profitieren vor allem die Passagiere in zweiter Reihe, die es sich nun mit mehr Beinfreiheit gemütlich machen können als noch im A4. Der Gepäckraum hat sich indes leicht verkleinert, im Falle der Limousine um 20 auf nunmehr 445 bis 1299 Liter, der Avant verknappt sich um 70 auf 476 bis 1424 Liter.

Ehrgeizig strebt Audi für den A5 den Aufstieg in die obere Mittelklasse an. Das rechtfertigt auch hohe Kunden-Erwartungen an das Interieur. Und ja, es bietet jene unbedingt sorgsame Verarbeitungsqualität, die man von Audi kennt. Doch gerade weiter unten liegende Bereiche sind mit Kunststoffen ausgekleidet worden, die – freundlich formuliert – ziemlich unprätentiös aussehen. Und bei Freunden der frischen Luft mag es Enttäuschung hervorrufen, dass das 2100 Euro teure Panorama-Glasdach zwar automatisch (oder manuell gesteuert) von transparent auf intransparent schaltet, sich aber nicht öffnen lässt.

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Am Armaturenträger breitet sich eine Displaylandschaft mit gestochen scharfer Bildgebung aus, Bestandteile sind das knapp 12 Zoll große Virtual Cockpit hinterm Lenkrad und der leicht gebogene 14,5-Zoll-Hauptbildschirm, der eine hohe, aber konzentrierte und eingängig beherrschbare Funktionsfülle beherbergt, das Infotainment basiert auf dem Google-Betriebssystem Android Automotive, die KI-Software ChatGPT wird mit dem millionenfachen Wissensschatz ihrer Datensätze auch komplexere Fragen beantworten können.

Als Ergänzung dazu projiziert ein Head-up-Display die relevanten Informationen direkt ins Sichtfeld, es lässt sich über die Lenkradtasten bespielen, auch mit Fahrzeug- und Infotainmentfunktionen, selbst Anrufe können über das HUD entgegengenommen werden. Und auf Wunsch bekommt der Mensch auf dem Beifahrersitz seinen eigenen Bildschirm, der für den herüberlinsenden Fahrer respektive die Fahrerin aber eine uneinsehbare Tabuzone bleibt, der Sicherheit wegen.

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Zum Marktstart wird der A5 mit vier verschiedenen Motoren angeboten, allesamt sind sie mit einem Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe kombiniert. Die Basisarbeit übernimmt der Benziner 2.0 TFSI mit 110 kW/150 PS, alternativ ist er auch als stärkere Ausbaustufe mit 150 kW/204 PS erhältlich, die sich dann mit Allradantrieb kombinieren lässt. Langstreckenfahrer werden dankbar registrieren, dass ihnen zumindest ein Diesel geblieben ist, und dieser wahlweise mit Front- oder Allradantrieb bestellbare 2.0 TDI mit seinen 150 kW/204 PS ist unser Favorit im Sortiment, kräftig agiert er, kultiviert, leise und hinreichend sparsam, die Norm spricht von 4,8 Litern pro 100 Kilometern.

Elektrische Fahrphasen

Wie auch das Top-Triebwerk im sportlichen S5 – ein Dreiliter-V6 mit 270 kW/367 PS – wird der TDI von einem neuartigen Hybridsystem namens MHEV plus unterstützt. Neben dem üblichen Riemenstartergenerator umfasst es einen direkt am Getriebe platzierten Triebstranggenerator (TSG), der elektrische 18 kW/24 PS zuschießt und so einerseits Überholmanövern einen Extra-Boost verleiht, andererseits aber auch mehr elektrische Fahrphasen als ein gängiger Mildhybrid begünstigt. So sind Rangier- und Parkmanöver ohne Zutun des Verbrenners möglich, und auch beim Mitschwimmen im innerstädtischen Verkehrsgeschehen knipst das MHEV-System den Selbstzünder immer wieder aus.

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Die kleine 1,8-kWh-Batterie lädt durch Rekuperation während der Fahrt, nicht an der Steckdose also. Anders wird es sich bei den beiden Plug-in-Hybriden mit 220 kW/299 PS und 270 kW/367 PS verhalten, die Audi demnächst nachschiebt und die nach Herstellerangaben mit einer Akkuladung über 100 Kilometer weit fahren können.

Eine überzeugende Vorstellung liefert auch das Fahrwerk des A5 ab, vor allem die Option mit adaptiven Dämpfern federt sanft ab, egalisiert selbst grobe Unebenheiten mit entspannter Gelassenheit und sorgt dafür, dass schwungvolle Runden stabil und leicht beherrschbar abgehen.

Ab November beim Händler

Bestellbar ist der Audi A5 seit Juli, ab November 2024 steht er beim Händler, zu Preisen ab 45.200 Euro, der Avant kostet 1650 Euro mehr. Dabei wird es freilich in den seltensten Fällen bleiben, wie ein Blick in die vielen Seitenstraßen des Konfigurators erahnen lässt.

Aus für das Cabrio

Und was wird aus dem bisherigen A5? Konfigurieren lässt er sich schon nicht mehr, seine Zeit ist abgelaufen. Und das bedeutet auch, dass es kein Cabrio mit den vier Audi-Ringen mehr gibt, denn die offenen Versionen von A3, TT und R8 sind bereits Geschichte.

Ulla Ellmer

Audi A5 in Kürze:

Wann er kommt: Ist bereits bestellbar, ab November 2024 beim Händler

Wen er ins Visier nimmt: Mercedes C-Klasse, BMW 3er, Volvo S60/V60, Lexus ES, VW Passat

Was ihn antreibt: 2.0-l-Vierzylinder-Benziner TFSI mit 110 kW/150 PS oder 150 kW/204 PS; 2,0-l-Vierzylinder-Diesel TDI mit 150 kW/204 PS; Dreiliter-V6-Benziner TFSI mit 270 kW/367 PS

Was er kostet: Limousine ab 45.200 Euro, Avant ab 46.850 Euro

Was noch folgt: Plug-in-Hybride mit 220 kW/299 PS und 270 kW/367 PS

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