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Arthur D. Little Studie: Mobilitäts-Vorhersagen noch lange nicht Realität

07.10.2024 06:22 Uhr | Lesezeit: 5 min arthur d. little studie: mobilitäts-vorhersagen noch lange nicht realität

Die Prognosen aus dem letzten Jahrzehnt zu den heutigen und künftigen Mobilitätsformen sind noch lange nicht Realität, sagen die Autoren der neuen Arthur D. Little-Studie. © Foto: Arthur D. Little

Die Vorhersagen des letzten Jahrzehnts über eine Welt der vernetzten, autonomen, gemeinsam genutzten und elektrischen Mobilität sind noch lange nicht Realität: So lautet di Kernbotschaft der aktuellen Studie “Future of Automotive Mobility” der Unternehmensberatung Arthur D. Little.

von Walter K. Pfauntsch

In der 2024er Ausgabe seiner Studie “Future of Automotive Mobility”, die Arthur D. Little vergangene Woche  veröffentlichte, werden die wichtigsten Trends und Herausforderungen für den globalen Automobilmarkt beleuchtet werden. Auf der Grundlage von Primärforschung mit über 16.000 Endkunden in 25 Ländern zeigt die Studie, dass die Ewartungen und Vorhersagen, welche im vergangenen Jahrzehnt zu den unterschiedlichsten Mobilitäts-Parametern aufgestellt wurden, “noch längst nicht” Realität geworden sind.

Großes Unbehagen gegenüber autonomem Fahren

Zwar seien die Fahrzeuge zunehmend vernetzt, doch wollen die Verbraucher aus Sicherheitsgründen bisher lieber “assistiert” als völlig autonom fahren. Statt auf geteilte Fahrten oder Fahrzeuge umzusteigen, bevorzugen sie weiter individuelle Mobilität, wobei der Pkw-Besitz und dessen Bedeutung zunimmt. Die Fortschritte bei der Elektromobilität beschleunigen sich, wobei der Schwerpunkt in vielen Märkten und Käufersegmenten noch eher auf Hybridoptionen als auf einem direkten Umstieg auf batterieelektrische Fahrzeuge (BEVs) liegt. Nur noch 44 Prozent der derzeitigen Fahrer von Verbrennern (ICE) weltweit planen, ihr nächstes Fahrzeug erneut mit einem nicht elektrifizierten Verbrennungsmotor auszurüsten.

Märkte entwickeln sich unterschiedlich

Die Studie, die erstmals 2015 veröffentlicht wurde, zeigt eine wachsende Kluft zwischen den reifen Automobilmärkten (Nordostasien, Nordamerika und Europa), die kurz vor dem Höhepunkt der Motorisierung stehen, deren Verbraucher aber weniger offen für neue Innovationen im Bereich der Digitalisierung und Autonomie sind, und den wachsenden Märkten in China, Indien, Südostasien und dem Nahen Osten. Hier gewinnt der Autobesitz an Bedeutung, und die Verbraucher sind sehr offen für Produktinnovationen und neue Wege und Kanäle im Handel. Die Elektrifizierung betrifft bereits beide Gruppen – in reifen Märkten, mit Ausnahme der USA, sind die Marktanteile von E-Fahrzeugen früher und schneller gestiegen, während wachsende Märkte, mit Ausnahme von China (dem weltweiten Leitmarkt für E-Mobilität), den Trend mit Verzögerung übernehmen.

Neubewertung von Kosten und Nutzen

Philipp Seidel, einer der Autoren der Studie von Arthur D. Little Deutschland, kommentiert: “Unsere Studie zeigt, dass der Wandel zu einer vernetzten, autonomen, gemeinsam genutzten und elektrischen Mobilität die unterschiedlichen Marktanforderungen stärker als früher hervortreten lässt. Käufer und Nutzer in den Regionen agieren zunehmend heterogen. Wir sehen, dass sowohl Hersteller als auch Verbraucher Kosten und Nutzen neu bewerten. Außerdem beobachten wir eine erhebliche und zunehmende Divergenz zwischen den reifen Märkten in den USA, Europa und Nordasien, die sich auf dem Höhepunkt der Motorisierung befinden, und den dynamischeren, aber preissensiblen Märkten im übrigen Asien und im Nahen Osten. Hersteller müssen auf diese unterschiedlichen Anforderungen und Geschwindigkeiten der Veränderung richtig reagieren und Autofahrer davon überzeugen, auf E-Fahrzeuge und zunehmende vernetzte Automobile umzusteigen. Es gilt, regulatorische und geopolitische Herausforderungen zu meistern und sich mit den Auswirkungen neuer Faktoren wie chinesischen E-Fahrzeugherstellern auseinanderzusetzen – und das alles bei zunehmender Digitalisierung.”

Studien-Schwerpunkte

Die Studie konzentriert sich auf fünf Themen: Profile des Autobesitzes, die Einführung neuer Mobilitätsdienste, autonomes Fahren, alternative Antriebe (einschließlich Elektrofahrzeuge) und die Auswirkungen digitaler Tools und Kanäle auf den Handel und Aftersales. Die Ergebnisse umfassen:

Auto-Verzicht nur in großen Millionen-Städten

Die ‚Demotorisierung‘ ist laut Arthur D. Little ein begrenztes, städtisches Phänomen – in europäischen Städten mit mehr als 5 Millionen Einwohnern (die alle über ein gut ausgebautes öffentliches Verkehrsnetz verfügen) sind beispielsweise 76 Prozent der Menschen bereit, auf ihr Auto zu verzichten, aber generell nimmt der Autobesitz und seine Bedeutung für Kunden weltweit zu.

Weitere Erkenntnisse aus der aktuell neuen 2024er-Studie 2024 “Future of Automotive Mobility”:

  • Weniger als 50 % der Verbraucher haben bisher neue Mobilitätsdienste wie Ride- und Carsharing ausprobiert. Ride Hailing, also ein Taxi mit einer digitalen Benutzeroberfläche, ist in allen Regionen beliebt.
  • Fast zwei Drittel (65 %) der Verbraucher nannten Sicherheitsrisiken aufgrund von Technologiefehlern als ihre größte Sorge im Zusammenhang mit dem autonomen Fahren, wobei das Vertrauen in den letzten fünf Jahren nicht wesentlich gestiegen ist.
  • Hybrid- und Plug-in-Hybridantriebe werden in der zukünftigen Mobilität eine wichtige Rolle spielen: 34 Prozent der Verbraucher weltweit erwarten, dass ihr nächstes Fahrzeug eine Art Hybrid sein wird, genauso viele wie Verbrennungsmotoren und noch mehr als reine BEVs (26 %).
  • Der physische Kanal ist beim Kauf nach wie vor wichtig: Mehr als drei Viertel (77 %) der Verbraucher weltweit geben an, dass die persönliche Beratung während des Autokaufs der wichtigste Faktor für die Zufriedenheit ist, was die Möglichkeiten der vollständigen Digitalisierung einschränkt oder entsprechende Herausforderungen schafft.

Die Studie “Future of Automotive Mobility” steht hier zum Download bereit.

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