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NSU Ro 80 2 Porte +2 (1971): Unikat wird versteigert

Der ursprüngliche Ro 80 ist zeitlos. Aber dieser hier: Bizarr oder betörend?

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Es gibt Formen, die kann man nicht verbessern. Mit diesem Slogan bewarb VW einst den Käfer. Auch für ein anderes Auto gilt der Satz: Mehr als 50 Jahre nach seiner Premiere im Jahr 1967 wirkt der NSU Ro 80 zeitlos. Umso erstaunlicher wirkt da der Umstand, dass sich Pininfarina schon 1971 daran machte, einen potenziellen Nachfolger des Ro 80 zu entwerfen.

Das Ergebnis wurde auf dem Autosalon Turin vorgestellt: die Studie Ro 80 2 Porte +2. Noch heute erstaunt deren doch ziemlich bizarre Optik. Pininfarina, bekannt für seine Ferrari-Entwürfe, muss damals einen schlechten Tag gehabt haben. Genauer gesagt, Paolo Martin, aus dessen Feder auch so tolle Sachen wie das Fiat 130 Coupé, der Peugeot 104 oder der megaflache Ferrari 512S Modulo stammen.

Bildergalerie: NSU Ro 80 2 Porte +2 (1971)

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RM Sotheby’s

Als eines der letzten Automobile, die Rudi Klein für seine Sammlung erwarb, wurde der 2 Porte + 2 1995 von seinem langjährigen Freund und Mercedes-Benz-Händler Thomas Taffet aus Chatsworth, Kalifornien, erworben. Bald darauf, nach nur ein oder zwei Ausstellungsauftritten an der Westküste, wurde das NSU-Unikat als Dauerleihgabe an das Museum Mobile von Audi in Ingolstadt geliefert, wo es bis zu seiner Rückkehr in die USA ausgestellt wurde. Dort konnten wir es 2019 fotografieren. Jetzt wird der Wagen von RM Sotheby’s versteigert.

Ro 80 2 Porte +2 im Audi-Werksmuseum (2019)

In einer Pininfarina-Pressemitteilung für den Internationalen Automobilsalon 1972 in Brüssel hieß es, dass die Studie dort ausgestellt werden würde, nachdem sie “zum ersten Mal auf dem kürzlich stattgefundenen Turiner Automobilsalon gezeigt wurde, wo er einen großen Kritiker- [sic] und Publikumserfolg erlangte.” Der Wagen erregte auch nach seinen Ausstellungen weiterhin Aufmerksamkeit, etwa 1994 bei einem NSU-Treffen in den Niederlanden.

Aber zurück zum Design: Auf der Grundlage eines späteren Exemplars des Ro 80 mit Wankelmotor basierte Pininfarinas Showcar 2 Porte + 2 vollständig auf der ursprünglichen Karosseriestruktur, wobei die Schweller verstärkt wurden, um die neue Karosserie aufzunehmen.

Wie der Name schon andeutet, bietet der Innenraum Platz für zwei Erwachsene und zwei Kinder, die damals in Europa übliche 2+2-Konfiguration – allerdings mit vier statt zwei Türen, von denen sich die hinteren beiden in der Mitte öffnen.

NSU Ro 80 2 Porte +2 (1971)

Pininfarinas ebenso innovativer Innenraum zeichnete sich durch ein in Grundzügen vom Ro 80 übernommenes Armaturenbrett aus, bei dem alle Instrumente ergonomisch vor dem Fahrer angeordnet waren, mit verstellbaren Visieren zum Schutz vor grellem Sonnenlicht, und durch umfangreiche Polsterungen, um die Sicherheit der Passagiere bei einem Aufprall zu gewährleisten.

Das Design des 2 Porte + 2 betonte die Aerodynamik mit großen Lufteinlässen an der Unterseite der Windschutzscheibe und an den Seiten der Dachpaneele und Türen. Aber warum musste die dunklere Fläche in der Seite den Verlauf des Daches widerspiegeln? Heutzutage fallen auch die kantige Form und die dicken Stoßstangen aus PU-Schaum mit Breitband-Scheinwerfern auf, doch das war 1971 durchaus in Mode.

Die technischen Daten waren weitestgehend vom Ro 80 übernommen. Eine Besonderheit stellten die hinteren Türen dar, die gegenläufig, also an der C-Säule, angeschlagen waren. Diese im Volksmund als Selbstmördertüren bekannten Türen sind in Deutschland seit 1961 grundsätzlich verboten, weil sie bei unbeabsichtigtem Öffnen während der Fahrt nicht durch den Fahrtwind zugedrückt, sondern schlagartig aufgerissen werden.

Aus diesem Grund wurden die hinteren Türen des Ro 80 2 Porte +2 von den vorderen ein Stück überlappt, sodass sie nur bei offenen Vordertüren geöffnet werden konnten. (Daher auch der Name “2 Türen +2”) Kurioserweise griff ausgerechnet ein Wankelauto diese Idee über 30 Jahre später in abgewandelter Forn wieder auf: der Mazda RX-8.

Eine weitere Besonderheit stellte das Dach dar, das zu einem großen Teil nach hinten geklappt und auf der Kofferraumklappe abgelegt werden konnte. Diese Konstruktion war ein Vorläufer der heute üblichen Klappdächer. Zur Verbesserung des Seitenaufprallschutzes wurden die Türen speziell verstärkt.

1971 gehörte NSU aber schon zu Audi, wo man nicht mehr viel Zukunft im unrentablen Ro 80 sah. Schon deswegen kam eine Neuentwicklung nicht in Frage. Selbst angedachte Facelifts unterblieben bis auf größere Rückleuchten im Jahr 1975. Lust auf den besonderen Ro 80 bekommen? RM Sotheby’s nennt einen Schätzpreis von 60.000 bis 80.000 US-Dollar.

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