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Bekannter Autozulieferer steht nach fünfter Insolvenz vor dem Aus – Mitarbeiter vor Kündigung

Keine erneute Rettung?

Bekannter Autozulieferer steht nach fünfter Insolvenz vor dem Aus – Mitarbeiter vor Kündigung

Der bekannte Felgenhersteller BBS steht nach der fünften Insolvenz vor dem endgültigen Aus. Dem Großteil der noch vorhandenen Belegschaft muss gekündigt werden.

Schiltach – Der freie Fall eines der bekanntesten deutschen Hersteller von Felgen für die Automobilindustrie kommt nun wohl zu einem bitteren Ende. Nachdem der Autozulieferer BBS Ende Juli am Amtsgericht Rottweil zum bereits fünften Mal Insolvenz angemeldet hat, steht das traditionsreiche Unternehmen aus dem Schwarzwald offenbar endgültig vor dem Aus. Wie der vorläufige Insolvenzverwalter Dirk Pehl von der Anwaltskanzlei Schultze & Braun mitteilte, soll das Insolvenzverfahren zum 1. Oktober eröffnet werden und fast alle Mitarbeiter sollen Kündigungen erhalten. Kürzlich hatte auch ein anderer Autozulieferer im Rahmen einer Insolvenz allen Mitarbeitern gekündigt.

Kurz einen Schritt zurück: Der im Jahr 1970 in Schiltach (Kreis Rottweil) gegründete Felgenhersteller BBS hatte aufgrund der hohen Energiepreise im Oktober 2023 nach 2007, 2010 und 2020 zum vierten Mal Insolvenz angemeldet, war anschließend aber durch den türkischen Investor ISH Group aus der Zahlungsunfähigkeit gerettet worden. Nur einige Monate später stellte der Autozulieferer erneut einen Antrag auf die Eröffnung eines vorläufigen Insolvenzverfahrens, das im Oktober jetzt in ein Regelverfahren übergehen wird. Wie die Neue Rottweiler Zeitung (NRWZ) berichtet, sollen fast alle Mitarbeiter ihren Job verlieren.

Insolvenzgeld läuft Ende September aus – BBS kann Löhne seiner Mitarbeiter nicht selbst aufbringen

Vor der fünften Insolvenzanmeldung von BBS Ende Juli gab es bereits Komplikationen, da die Gehälter der verbleibenden 240 Mitarbeiter vom neuen Eigentümer – der ISH Group – offenbar über längere Zeit nicht ausbezahlt wurden. Durch die offizielle Anmeldung waren die Löhne der Beschäftigten seitdem durch das Insolvenzgeld gedeckt; das läuft Ende September allerdings aus. Demnach müsste der Autozulieferer aus Baden-Württemberg die Gehälter wieder aus eigener Kraft aufbringen. „Dies ist jedoch nicht möglich, da bei BBS der eigentliche Geschäftsbetrieb bereits Monate vor dem Insolvenzantrag zum Erliegen gekommen war“, erklärt Insolvenzverwalter Pehl.

Name BBS automotive GmbH
Gründung 1970 (ursprüngliche Firma)
Hauptsitz Schiltach, Herbolzheim (Verwaltung), Baden-Württemberg
Inhaber ISH Group (seit 2023)
Produkte Felgen, Leichtmetallräder
Mitarbeiter 240
Insolvenzanmeldungen 2007, 2010, 2020, 2023, 2024

Ohne Geschäftsbetrieb und Aufträge kann BBS demnach auch die Gehälter der Mitarbeiter nicht selbst übernehmen. Zudem kommt zusätzlich noch eine weitere, gravierende Komplikation hinzu. Wie Rechtsanwalt Dirk Pehl bereits Anfang August bei einem ersten Update zur Lage betonte, liegen die Markenrechte nach wie vor bei KW Automotive. Der Autozulieferer aus Fichtenberg (Baden-Württemberg) hatte BBS im Rahmen der dritten Insolvenz übernommen, ein geplanter Rückkauf der Markenrechte wurde nicht vollzogen. Demnach könnte BBS aktuell nicht weiterproduzieren, selbst wenn der Betrieb noch laufen würde.

Geschichte des Autozulieferers BBS kommt wohl zu einem endgültigen Ende

Weil BBS die Gehälter eben nicht aus eigener Tasche zahlen kann, musste Insolvenzverwalter Pehl entsprechend reagieren. „Dass ich den Mitarbeitenden nun kündigen und sie freistellen muss, bedeutet nicht, dass ihre Arbeitsverträge ab Oktober keine Gültigkeit mehr haben“, machte er laut NRWZ deutlich; allerdings sind die Kündigungsfristen durch die Insolvenzverordnung nur für maximal drei Monate gedeckelt. In diesen drei Monaten haben die Beschäftigten Anspruch auf einen Arbeitslohn aus der Insolvenzmasse, da diese bei BBS aber nicht ausreicht, erhalten sie vorübergehend Arbeitslosengeld.

bekannter autozulieferer steht nach fünfter insolvenz vor dem aus – mitarbeiter vor kündigung

Der Hauptsitz des Autozulieferers BBS in Schiltach im Schwarzwald, Baden-Württemberg.

Aufgestockt werden könnte dieses Arbeitslosengeld für die verbleibenden Mitarbeiter von BBS möglicherweise noch durch den Verkauf von Anlagewerten, also beispielsweise von Maschinen oder Restbeständen im Lager. „Mir ist bewusst, dass das für die Mitarbeitenden keine einfache Situation ist“, so Pehl. „Natürlich hätte ich mir bessere Nachrichten gewünscht.“ Es deutet demnach alles darauf hin, dass der Autozulieferer aus Schiltach nicht erneut aus der Insolvenz gerettet wird und die Geschichte von BBS damit zu einem Ende kommt. Ende Juli hatte auch der bekannte Autositzhersteller Recaro Automotive Insolvenz angemeldet.

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