BYD

Finanzen

Tesla

Toyota

Wirtschaft

Wirtschafts-nachrichten

Wie Toyota Tesla und BYD einholen will

wie toyota tesla und byd einholen will

Mit dieser „Wunderbatterie“ will Toyota den Markt für E-Autos aufmischen

Harte E-Gitarren-Riffs dröhnen durch die große Messehalle in Tokio. Die riesigen Bildschirmwände fahren zur Seite und herein kommt: Ein Geschütz. Der neue Land Cruiser, den Toyota an diesem Tag im August der Weltpresse vorstellt, passt gut in die Reihe seiner Vorfahren aus den vergangenen 72 Jahren, die der japanische Autokonzern in der Halle aufgefahren hat: Ein bulliger, kraftstrotzender Geländewagen, der für jedes Abenteuer zu haben ist. Das erste Auto, das am Nordpol war, das erste Auto am Südpol; das Auto, mit dem sich Fahrer in Wüsten, Dschungel und ins Gebirge wagen können – so inszeniert Toyota eines seiner Flaggschiffe.

„Wird es den neuen Land Cruiser auch mit Elektro-Motor geben?“, will ein Journalist von Toyotas Marken-Vorstand Simon Humphries wissen, und erntet von ihm nur ein mildes Lächeln. „Wir wollen Mobilität für die ganze Welt anbieten“, sagt er. Viele Menschen bräuchten ein Auto wie den Land Cruiser um sich fortzubewegen, und sind nicht in der Situation, dass sie ein Ladenetz zur Verfügung hätten. Immerhin: In den Vereinigten Staaten und in China wolle Toyota seinen Geländewagen mit Hybrid-Motor anbieten, sagt Humphries. So helfe der Konzern dabei, näher an die CO2-Neutralität heranzukommen.

Das Argument, Toyota baue Autos für Regionen, in denen nicht so bald eine Ladeinfrastruktur entstehen wird, hat den größten Autohersteller der Welt lange davon abgehalten, ernsthaft in die Elektromobilität zu investieren. Die Hybrid-Technologie, die Toyota einst erfunden hat, und Experimente mit Wasserstoffantrieben, erschienen den Japanern ausreichend, um den Wandel zum klimafreundlicheren Autoverkehr mitzumachen. Doch inzwischen fällt ihnen diese Haltung auf die Füße.

Toyota will den E-Auto-Absatz in 4 Jahren mehr als versechzigfachen

Nicht nur das Verbrenner-Verbot in Europa ab 2035 zwingt Toyota zu einem radikalen Sinneswandel. Auch in China, wo immer mehr Kunden auf die Elektro-Autos der heimischen Konzerne setzen, muss das Unternehmen nun dringend umdenken. Schließlich hat Toyota von seinen rund 10 Millionen verkauften Autos im Jahr 2022 allein in China 2 Millionen und in Europa 1 Million abgesetzt. Zwar sind bei Toyota die Verkaufszahlen in China noch nicht so stark eingebrochen wie bei seinen japanischen Wettbewerbern Nissan, Honda oder Mitsubishi. Dafür macht der Konzern in dem Riesenmarkt aber deutlich niedrigere Gewinne, was dafür spricht, dass Toyota mit großen Preisnachlässen arbeiten muss.

Gerade einmal 24.000 E-Autos hat Toyota im vergangen Jahr verkauft. Tesla kam auf 1,3 Millionen, BYD auf 912.000 und Volkswagen immerhin schon auf 572.000 verkaufte Stromer. Doch der Vorstandsvorsitzende Koji Sato hat dem Konzern nun stramme Ziele gesetzt: Schon im Jahr 2026 will Toyota 1,5 Millionen Elektro-Fahrzeuge verkaufen, im Jahr 2030 dann sogar schon 3,5 Millionen.

Fast jede Woche kommen nun aus der zwischen Tokio und Osaka gelegenen Toyota City neue Nachrichten, wie der Autokonzern den Abstand zu Tesla, BYD und Co. aufholen will. Zehn neue Elektro-Modelle will das Unternehmen bis zum Jahr 2026 auf den Markt bringen, will ganze Fabriken für den Bau von E-Fahrzeugen aufbauen und die gemeinsame Batterie-Produktion mit Panasonic deutlich ausbauen. Darüber hinaus hat der Konzern eine Partnerschaft mit dem südkoreanischen Batterieproduzenten LG Energy Solutions abgeschlossen, der nun direkt neben einer im Bau befindlichen Fabrik von Toyota in den Vereinigten Staaten ein eigenes Werk aufbauen will.

Vor allem aber in neuartige Feststoffbatterien setzen die Japaner große Hoffnungen. Sie sollen bei gleicher Größe mehr Energie speichern können als die heute weithin verwendeten Lithium-Ionen-Batterien. Die neueste „Wunder-Batterie“ von Toyota soll Reichweiten von bis zu 1200 Kilometern ermöglichen, innerhalb von zehn Minuten geladen sein und 40 Prozent weniger kosten, teilte der Konzern vor wenigen Wochen mit.

Der Vorstandschef Sato trat dieser Tage höchstselbst vor die Presse, um eine vertiefte Zusammenarbeit mit dem japanischen Mineralölkonzern Idemitsu Kosan vorzustellen. Das Ziel: Spätestens bis zum Jahr 2028 wollen sie gemeinsam eine Lieferkette und die nötigen Fertigungsstellen für die marktreife Massenproduktion von Feststoffakkus aufbauen. Seit Ende 2021 betreibt Idemitsu schon eine Pilot-Fertigungsanlage in der Nähe von Tokio, wie beide Konzerne auf der Pressekonferenz offenbarten.

Die Märkte freuen sich über Toyotas Sinneswandel

„Wenn wir die Batterien kleiner und stärker machen, können wir eine große Spannbreite von Bedürfnissen erfüllen“, sagte Sato auf der Pressekonferenz, „von Sportautos, die hohe Leistungsfähigkeit brauchen bis zu Nutzfahrzeugen, die schnell und oft geladen werden müssen.“ Bislang sei die Haltbarkeit eine der größten Herausforderungen bei der Entwicklung der Feststoffbatterien. „Wir sehen aber jetzt die ersten Batterien, die hohe Funktion und Langlebigkeit miteinander verbinden“, sagte Sato.

Den Märkten gefällt, dass der im Frühjahr auf den Chefposten gerückte Sato es nun offenbar ernst meint mit Toyotas Elektro-Strategie. Kurz nach Bekanntgabe der Kooperation stieg der Aktienkurs des Autokonzerns um mehr als 2 Prozent, der Kurs von Idemitsu legte sogar um 8,5 Prozent zu. Seit Jahresbeginn hat der Toyota-Kurs um fast 50 Prozent zugelegt.

Mit Spannung wird nun erwartet, wie sehr Toyota die Automesse in Tokio Ende des Monats dafür nutzen wird, seine neue Ausrichtung auf den Batteriebetrieb zu zelebrieren. Ähnlich wie die IAA in Deutschland hat auch die traditionelle Tokyo Motor Show sich angesichts immer weiter sinkender Besucherzahlen ein neues Konzept verpasst und firmiert nun unter dem Titel Japan Mobility Show.

Am Montag kündigte Toyota an, dass es dort zwei neue batteriebetriebene Konzept-Modelle präsentieren will, einen Sportwagen und ein SUV. Jenseits dieser Nachricht, schickt die Marketingabteilung bislang aber vor allem in die Welt: „Lass uns die Zukunft der Auto verändern – Finde deine Zukunft“ soll der Messe-Stand heißen, und vor allem eines versprechen: „Mobilität für alle“.

TOP STORIES

Top List in the World