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Warum gerade die PS-starken Ferrari und Lamborghini die ertragsstärksten Autoproduzenten der Welt sind

warum gerade die ps-starken ferrari und lamborghini die ertragsstärksten autoproduzenten der welt sind

Bei der Audi-Tochter Lamborghini stellt man sich auf die Produktion vollelektrischer Luxussportwagen ein. ; Andia / Imago

Von der einst stolzen italienischen Autoindustrie ist nicht viel übrig. Der ehemalige Fiat-Konzern mit den Konzernmarken Fiat, Alfa Romeo, Lancia und Maserati, die nur noch Schatten früherer Zeiten sind, ist Teil des französisch dominierten Stellantis-Konzerns. Italiens Branchenverband Anfia fürchtet den Verlust von weiteren 70 000 Arbeitsplätzen durch die Elektrifizierung.

Röhrende Motoren, Lambrusco, Aceto balsamico, Mortadella und Parmesan

Doch im «Motor Valley» zwischen Modena und Bologna, eher eine grosse, flache Ebene als ein Tal, ist die Welt noch in Ordnung. Zwischen grünen Wiesen, Pappeln und Feldern ist viel Glitter und Glanz. Hier sitzen der Kleinstserienhersteller für Supersportwagen Pagani, der zu Audi gehörende Motorradproduzent Ducati und viele hoch spezialisierte Unternehmen. Und hier haben mit Ferrari und der Audi-Tochter Lamborghini die weltweit ertragsstärksten Autohersteller ihre Heimat. Ferrari, zu 22,9 Prozent kontrolliert von Exor, der Holding der Ex-Fiat-Eigner-Familie Elkann-Agnelli, kam 2022 auf eine operative Marge von 24,1 Prozent. Nur 34 Kilometer entfernt vom Ferrari-Sitz in Maranello liegt die «Città della Lamborghini», Sant’Agata Bolognese. «Lambo» weist eine Marge von 25,9 Prozent aus: Platz eins.

Das Röhren der Motoren ist im Motor Valley, über dem im Sommer eine unerträgliche feuchte Hitze liegt, so selbstverständlich wie der schäumende Lambrusco, der Aceto balsamico, die Mortadella, der Parmesan, die Tortellini, die Lasagne und Tagliatelle.

9233 Fahrzeuge hat der einstige Traktorenhersteller Lamborghini, der in diesem Jahr 60 wird, 2022 verkauft. Der Umsatz wuchs um rund 20 Prozent auf 2,4 Milliarden Euro. «Nebenan» bei Ferrari, gerade 75 geworden, läuft es ähnlich gut. In Maranello, wo 13 221 Autos vom Band liefen, soll der Umsatz bis 2026 von 5,1 auf 6,7 Milliarden Euro steigen. Zwei Jahre müssen die Kunden beider Unternehmen auf ihre Autos warten.

Der Verbrenner ist die Vergangenheit, nicht die Zukunft

Beide haben auch trübe Zeiten mit Eigentümerwechseln hinter sich. Beide leben vom Mythos, vom Design, von extrem leistungsstarken Motoren. «Seit mehr als 70 Jahren bauen wir das Herz jedes Ferrari», ist in der hellen, blitzsauberen und mit vielen Pflanzen ausgestatteten Ferrari-Produktionshalle zu lesen. Doch dieses Herz hört bald zu schlagen auf. 2035 kommt das Ende des Verbrennermotors in der EU. Die zwei Sportwagenhersteller haben ein Jahr mehr Zeit.

Anfang der dreissiger Jahre ist bei Lamborghini Schluss mit dem Verbrennermotor. «Aus derzeitiger Sicht können danach nur Elektroantriebe kommen. Darauf stellen wir uns ein», sagt Stephan Winkelmann, der CEO und Chairman von Lamborghini. «Wir fangen mit der Hybridisierung unserer gesamten Produktpalette an und wollen sie 2023 und 2024 voll umsetzen. In den Jahren 2028 und 2029 bringen wir eine neue (die vierte) Modellreihe auf den Markt, die vollelektrisch sein wird, und 2029 kommt auch der (SUV) Urus in einer vollelektrischen Version.» Die gerade präsentierte limitierte Sondermodellreihe Aventador Ultimae war der letzte reine Zwölfzylinder.

Lamborghini hat den starken VW-Konzern im Rücken. Die Audi-Tochter kann Konzernplattformen nutzen und bei der Digitalisierung, Elektrifizierung und im Leichtbau auf Experten der Mutter zurückgreifen. «Da gewinnen wir im Vergleich zur Konkurrenz, die keinen Konzernverbund hat, Zeit und können Einsparungen erzielen», sagt Winkelmann.

Es ist klar, dass er Ferrari meint. Die Ex-Fiat-Tochter ist seit 2015 separat an der Börse notiert und wird dort wie ein Luxusgüterkonzern bewertet, derzeit mit 49 Milliarden Euro.

Erster vollelektrischer Ferrari kommt 2025

Ferrari muss den Wandel allein stemmen und investiert 4,4 Milliarden Euro bis 2026. Fahrzeuge mit Hybrid-Antrieben tragen bereits fast 20 Prozent zum Absatz bei. Der erste vollelektrische Ferrari soll 2025 kommen. Ferrari will eigene Elektromotoren bauen und errichtet eine eigene Batterieproduktion. Der CEO Benedetto Vigna, ein hoch geschätzter Ex-Spitzenmanager des Halbleiterspezialisten ST Microelectronics, hat ein komplettes Team aus Software- und IT-Spezialisten nach Maranello geholt. Mit dem Purosangue, einem Supersport-SUV, hat Ferrari zunächst noch einmal einen reinen Verbrenner mit 725-PS-Zwölfzylinder-Motor und einem Preis von über 400 000 Euro präsentiert.

Ferrari und Lamborghini stehen vor der Herausforderung, die Faszination für die Marke, ihre Einzigartigkeit und ihre Exklusivität in die Elektrifizierung hinüberzuretten. «Der Fokus auf das Design wird sich nicht ändern. Dann kommt die Performance. Das sind zunächst einmal nackte Zahlen wie Beschleunigung oder Höchstgeschwindigkeit. Und dann natürlich die emotionale Seite. Das Zusammenspiel muss klappen. Wir haben Zeit, und wir wissen, wie wir das machen. Wir müssen nicht unbedingt die Ersten sein, dafür aber die Besten», sagt dazu Winkelmann. Er plant Investitionen von 1,8 Milliarden Euro innerhalb von fünf Jahren.

Vigna will mit der eigenen Batterieproduktion die Exklusivität sicherstellen. «Sound, Performance und Fahrerlebnis» blieben «Ferrari-like».

Weniger Ferraris bauen, als der Markt verlangt

Jetzt müssen nur noch die Kunden mitziehen. Die Zahl der potenziellen Käufer vor allem aus Asien und Amerika wächst beständig. McKinsey erwartet ein Wachstum des Luxusbereichs in der Autoindustrie von jährlich 8 bis 14 Prozent bis 2031 und begründet dies mit der starken Zunahme der Zahl der Personen mit Privatvermögen von mehr als 10 Millionen Dollar. Ferrari verfolgt seit je die Maxime, lieber «ein Auto weniger zu bauen, als es der Markt verlangt».

Die jüngeren Kunden unter vierzig, und das seien 2025 bereits mehr als die Hälfte der Käufer, hätten die Elektrifizierung längst akzeptiert, meint Winkelmann. Bei Ferrari haben viele der jüngeren Käufer mehrere Modelle in der Garage.

Ferrari und Lamborghini sehen sich als Botschafter des Made in Italy. Dahin will knapp 200 Kilometer von hier entfernt auch Aehra kommen. Das in einem Gewerbegebiet im Nordwesten Mailands angesiedelte Elektro-Startup hat ein Team aus Jungspunden und erfahrenen Ingenieuren und Designern angeheuert, die früher für Ferrari oder Lamborghini gearbeitet haben. Die beiden ersten Modelle, ein SUV und eine Limousine mit jeweils mehr als 700 PS, sollen 2026 auf den Markt kommen.

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