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So entwickelt Nio Technologien für den europäischen Markt

Mit der Eröffnung des Smart Driving Technology Center in Schönefeld bei Berlin baut Nio sein Entwicklungsnetzwerk weiter aus. automotiveIT gewährte der chinesische E-Autobauer einen Blick hinter die Kulissen des neuen europäischen Standorts.

so entwickelt nio technologien für den europäischen markt

In Berlin passt Nio seine Software auf die Bedürfnisse der europäischen Kundschaft an. (Bild: Nio)

In Berlin besteht bereits das 2023 eröffnete Berliner Innovationszentrum von Nio, das auf Anpassung und Weiterentwicklung der Nio-Software für Europa spezialisiert ist. Insgesamt arbeiten jetzt über hundert Techniker für Nio in Berlin Brandenburg. „Wir entwickeln und testen hier in Europa für Europa. Dabei ist uns klar, dass in den verschiedenen europäischen Ländern sehr unterschiedliche Voraussetzungen herrschen. Daher eröffneten wir bereits in sieben Ländern Nio-Zentren und beschäftigen in Europa 900 Mitarbeiter“, erklärt Hui Zhang, Group Vice President bei Nio, bei der Eröffnung des Smart Driving Technology Center. Der Standort startet mit einem Kernteam von 25 Mitarbeitern und das Team soll im Laufe der Zeit rasch erweitert werden.

Autonomes Fahren „Made in Germany“

Das Smart Driving Technology Center befindet sich im Großraum Berlin in unmittelbarer Nähe des bestehenden Berliner Innovationszentrums von Nio. Beide Standorte arbeiten eng zusammen, um Technologien speziell für den Einsatz in Europa zu entwickeln. Mirko Reuter, Senior Director für autonomes Fahren bei Nio und Leiter des Centers, erläutert die Arbeit seines Teams am Beispiel der Anpassung des Lidar-Sensoren-Systems an die sehr unterschiedlichen Bedingungen auf Europas Straßen. Auf Autobahnen müssen diese genauso für Sicherheit sorgen wie im dichten gemischten Stadtverkehr mit Radfahrern und Fußgängern. In skandinavischen Ländern herrschen andere Verkehrsverhältnisse als in Südeuropa. Die Softwareentwicklung nutzt die im praktischen Einsatz gewonnen Daten zur Optimierung des Systems. „Auch direkte Rückmeldungen europäischer Nutzer fließen dabei ein. Wenn ein unerwartetes Problem auftritt, können die Nio-Kunden jederzeit einen unserer Techniker erreichen“, so Reuter.

Die Optimierung der Energienutzung und Reichweite unter den klimatischen Bedingungen Europas, wo niedrigere Temperaturen die Batterieleistung beeinflussen können, wird ebenfalls in Berlin-Brandenburg durchgeführt. Durch Over-the-Air-Updates können die Fahrzeuge laufend auf den aktuellen Stand gebracht werden.

Nio setzt auf Kamera, Sensorik und Lidar

Die Technik ist eher dezent im Design versteckt. Mit der Platzierung des Lidar oberhalb der Windschutzscheibe will man die bestmögliche Rundumsicht ermöglichen. Nio erfasst die Umgebung dabei nicht nur mir Kameras, sondern setzt auch auf Sensortechnik und Radar. Dies ist zwar teurer als Systeme der Konkurrenz. Das Lidar kann jedoch auch Situationen erfassen, welche Kameras verborgen bleiben.

Das High-End-Sensorsystem Aquila wird vom Adam Super Computing System mit einer Rechenleistung von 1.016 Tera Operations Per Second (TOPS) versorgt. Aquila nutzt 33 Sensoren, welche die Umgebung des Fahrzeugs überwachen. Zusätzlich hat das System ein leistungsfähiges, hochauflösendes Lidar, dass die Präzision und Robustheit der Assistenzsysteme verbessert. So soll das Auto etwa bei auch bei starkem Regen Hindernisse erkennen.

Zu weiteren Funktionen gehört auch ein Kreuzungsassistent, der beim Abbiegen den Bereich neben dem Fahrzeug auf dem Monitor im Fahrzeugcockpit anzeigt. So erkennt das System Radfahrer neben dem Fahrzeug, auch wenn sie sich im toten Winkel des Fahrers befinden. Der Einparkassistent erkennt verfügbare Parkplätze in der unmittelbaren Umgebung. Fahrer müssen lediglich einen freien Platz per Touch- oder Sprachbefehl auf dem Bildschirm auswählen und das Auto parkt selbst automatisch ein.

Die Lidar-Technologie entwickelt Nio in einer Partnerschaft mit Seyond, einem Anbieter für Sensoren und Systeme für autonomes Fahren mit Sitz im Silicon Valley. Seyond-CEO Junwei Bao erklärte bei der Eröffnung des Smart Driving Technology Center, dass die Kooperation weitergeführt wird und damit eines Tages auch vollautonomes Fahren ganz ohne Fahrer möglich sein soll. Mit dem Lidar-Sensor sehen die Fahrzeuge bereits jetzt bis zu 500 Meter weit in die Straßen. Elf Kameras und fünf Radarsensoren unterstützen es dabei.

Nio setzt auf eigene Assistenzsysteme

Die Software des Advanced Driver Assistance Systems (ADAS) ist Teil der digitalen Hard- und Softwarearchitektur von Nio. Es ist eine der eigens entwickelten Kernkompetenzen des Unternehmens. Auch hier sind eine Anpassung und laufende Weiterentwicklung erforderlich, da sich diese, wie auch die regulatorischen Anforderungen an das assistierte Fahren zwischen Europa und China unterscheiden.

Das Team des Smart Driving Technology Centers entwickelt und passt alle fahrzeugspezifischen Systeme in Schönefeld mit Fokus auf die lokalen Bedürfnisse der Nio-User. „Die ideale Kombination von Automobil- und Softwarekompetenzen rund um Berlin und die gute Infrastruktur Brandenburgs machen das Smart Driving Technology Center in Zukunft zur Drehscheibe von Nio für alle intelligenten und digitalen Entwicklungen in Europa“, sagt Reuter.

Die Inhouse Entwicklung der Software für ADAS-Funktionen macht die gesamte Entwicklung von Nio schneller, agiler und solider, erklärt Reuter. So kann das Unternehmen schnell auf veränderte Anforderungen der User reagieren, die einen wesentlichen Einfluss auf die Entwicklung von Funktionen haben. Um sicherzustellen, dass auch die zukünftigen Bedürfnisse erfüllt werden können, lassen sich alle Modelle von Nio Over-The-Air aktualisieren. „Unser einzigartiges Nio Smart System ermöglicht es, die Bordsysteme auf dem neuesten Stand zu halten“, so Reuter.

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Auf dem Lausitzring testet Nio die eigenen Fahrzeuge gemeinsam mit der Dekra. (Bild: Nio)

Nio testet auf dem Lausitzring

In Berlin-Brandenburg hat Nio über eine Kooperation mit Dekra für seine Fahrzeugtestes auf dem Lausitzring ein drittes Standbein. Die Dekra hat dort die europaweit größte Test- und Prüfanlage für Fahrerassistenzfunktionen in Betrieb genommen. Hier wird die im Smart Driving Technology Center entwickelte Technik getestet. Bei Vergleichstests von Gefahrenbremsung bei Starkregen konnte Nio nach Unternehmensangaben am besten gegenüber Wettbewerbern abschneiden.

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