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NIO ET5: Mit diesen Neuheiten will die Marke die Straßen erobern

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NIO ET5: Mit diesen Neuheiten will die Marke die Straßen erobern

Der neue NIO ET5 steckt mit einem Sprachassistenten mit Gesicht und Akkuwechselstationen voller technischer Innovationen. Wir haben das Auto getestet.

Die Fahrt im NIO ET5 beginnt so: „Hallo“, begrüßt mich eine Computerstimme. „Ich bin NOMI.“ Das Köpfchen auf der Armatur dreht sich in meine Richtung und auf dem runden Display erscheinen zwei Kulleraugen. Allein Autofahren gehört bei NIO zur Vergangenheit. NOMI ist immer mit dabei und hilft bei der Navigation, massiert den Rücken und ermahnt mich, wenn ich zu schnell fahre oder unaufmerksam bin. Bei Missverständnissen entschuldigt sich NOMI und gelobt Besserung. Mein Feedback wird dann automatisch an den Hersteller weitergeleitet. Ich bin noch nicht einen Meter gefahren, aber mir ist jetzt schon klar: Das wird keine gewöhnliche Autofahrt.

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Das steckt hinter dem sichtbaren Sprachassistent NOMI des NIO ET5

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Während der NIO ET5 selbstständig Abstand und Spur hält, steigt mir immer wieder ein intensiver Duft in die Nase. Mal beim Warten an der Ampel, mal in einem Tunnel. „NOMI, versprühst Du hier etwa Duft?“ Sofort dreht sich das Köpfchen zu mir und auf dem Display werden drei Düfte zur Auswahl gestellt. Ich probiere „Paradise“ und während sich der Innenraum mit frischem Duft füllt, fällt mein Blick auf die Kameralinse unter dem Rückspiegel. „NOMI, mache ein Foto“, rufe ich. „Das kann ich gerade nicht, ich bin damit beschäftigt zu Navigieren.“ Na gut, dann übernehme ich wenigstens wieder die volle Kontrolle über die insgesamt 360 Kilowatt Motorleistung.

Im Fahrmodus „Sport+“ geht es in vier Sekunden auf Tempo 100. Lose Gegenstände sollte man bei dieser Beschleunigung nicht im Auto liegen haben, denn die muss man sonst nach der Fahrt aus dem Fußraum der Rücksitze aufsammeln. Für das Fahren mit einem Pedal (One-Pedal-Driving) reicht die Verzögerung der Energierückgewinnung nicht aus, man muss dafür auf die Bremse steigen. Der ET5 fährt sich in dieser Hinsicht wie ein Verbrenner und soll auch genauso schnell betankt werden können. Vorausgesetzt, man hat eine der drei deutschlandweiten Akkuwechselstationen in der Nähe. Bei meiner Testfahrt durch Nordrhein-Westfalen bin ich am Kreuz Hilden vorbeigekommen. Ein Ladepark mit über 90 Ladestationen, gigantischen Solardächern und einem kleinen Bio-Restaurant. Seit Neuestem steht hier auch eine Akkuwechselstation von NIO. (Auch interessant: Auto-Neuheiten 2023 aus China)

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So funktioniert der Akkuwechsel an der Power Swap Station

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Über den Touchscreen in der Mittelkonsole kann man sich vorab einen Akku reservieren. Anschließend muss man nur noch zur Akkuwechselstation fahren und seitlich davor parken. Der ET5 rangiert selbstständig rückwärts auf die Hebebühne und startet den Wechselvorgang. Nach einer kurzen Bestätigung auf dem Touchscreen schaltet sich das Fahrzeug ab, wird angehoben und die Schrauben, die den Akku im Fahrzeugboden halten, werden abgedreht. Für kurze Zeit wiegt das Fahrzeug unter zwei Tonnen, bis der neue vollgeladene Akku im Fahrzeugboden festgeschraubt wird. Nach exakt 4:58 Minuten war wieder ein zu 90 Prozent gefüllter Akku im Unterboden, ohne dass ich das Fahrzeug verlassen habe. Eine Pinkel- oder Kaffeepause musste ich dann im Anschluss machen, also hätte ich das Auto auch einfach für eine halbe Stunde an die Ladestation hängen können. Trotzdem war der schnelle Akkuwechsel faszinierend, genauso wie die Zukunftspläne der Marke.

NIO ist aktiv in der Rennserie Formula-E, plant bis zu 100 Akkuwechselstationen in Deutschland und will in jeder großen deutschen Stadt einen Showroom mitten in der Innenstadt eröffnen. Dafür, dass der chinesische Autohersteller 2020 durch staatliche Investitionen der Volksrepublik China vor der Insolvenz gerettet werden musste und es immer wieder zu globalen Lieferengpässen bei Fahrzeugteilen kommt, wirken die Zukunftspläne mehr als ambitioniert. Eine Akkuwechselstation kostet etwa 400.000 Euro und beinhaltet bis zu zehn zusätzliche Akkus. Geringe Arbeitslöhne in China und das stationäre Speichern von günstigem Nacht- oder Solarstrom in den Wechselakkus sollen den hohen Investitionskosten entgegenwirken. Als weitere Einnahmequelle könnten zukünftig auch andere Premium-Hersteller Zugang zu den Wechselstationen bekommen. Dafür müssen allerdings, wie bei den Fahrzeugen von NIO, alle Akkugehäuse gleich groß und mit demselben patentierten Schraubsystem befestigt sein.

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Beim Akkuwechsel kann nicht nur leer gegen voll, sondern auch ein kleiner Akku gegen einen großen Akku getauscht werden. Aktuell bietet NIO entweder 75 oder 100 Kilowattstunden an. Wer im Alltag mit dem kleinen Akku klar kommt und nur für eine Urlaubsfahrt im Jahr mehr Reichweite braucht, soll dann an der Akkuwechselstation in fünf Minuten auf einen größeren Akku aufrüsten können. So lässt sich Geld und Energie sparen. Dafür darf man den Akku allerdings nicht kaufen, sondern muss ihn abonnieren. Das kostet je nach Akkugröße zwischen 169 und 289 Euro pro Monat. Auch der Fahrzeugpreis wird dadurch günstiger.

Für 47.500 Euro zuzüglich Akku-Abo bekommt man einen vollausgestatteten NIO ET5. Wer den Akku lieber kaufen möchte und auf die Akkuwechselstationen verzichtet, zahlt 12.000 Euro für den kleineren und 21.000 Euro für den größeren Akku obendrauf. Das Auto-Abo kostet bei einer Laufzeit von drei Jahren 999 Euro pro Monat. Wer monatlich kündigen können möchte, zahlt 1.240 Euro. Der monatliche Preis sinkt, je länger man das Auto fährt.

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Fazit zum NIO ET5

Der ET5 spielt in einer ähnlichen Liga wie das Tesla Model 3, der Hyundai IONIQ 6 oder die Basisversionen des Volkswagen ID.7 oder BMW i4. Er hat eine grandiose Beschleunigung, schafft bis 590 Kilometer am Stück, bietet viel Komfort und mit NOMI bekommt man eine sichtbare Reisebegleitung. Aber man wird auch das Gefühl nicht los, von allen Seiten überwacht zu werden. Der Akkutausch in fünf Minuten kann für Langstrecken reizvoll sein, vorausgesetzt eine der Wechselstationen liegt auf dem Weg. Menschen, die bereits Erfahrung mit E-Autos haben und die 15 bis 30 Minuten Ladezeit gerne für sich selbst als Verschnaufpause nutzen, sehen darin womöglich keinen Vorteil. Bleibt noch der Preis. Er ist ähnlich hoch wie bei anderen Herstellern, auch wenn er sich hinter monatlichen Raten versteckt.

In jeder Hinsicht sind die Pläne von NIO eindrucksvoll, denn trotz 6,7 Milliarden Euro Verlust im letzten Jahr baut die Marke aus China weiter Akkuwechselstationen, bezieht Showrooms in bester Innenstadtlage und bringt ein Modell nach dem anderen auf den Markt. Nach dem EL7, ET7 und ET5 soll noch dieses Jahr mindestens ein weiteres Modell nach Deutschland kommen.

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Technische Daten NIO ET5

Maximale Leistung: 360 Kilowatt (489 PS)Höchstgeschwindigkeit: 200 km/hBeste Beschleunigung 0 – 100: 4 SekundenLeergewicht: 2.185 Kilogramm Aerodynamik: cw-Wert 0,24Stromverbrauch (WLTP): 19,0 – 21,2 kWh/100 KilometerMaximale Reichweite (WLTP): 590 KilometerAkkukapazität: 75 oder 100 KilowattstundenBeste Ladezeit 10 – 80 Prozent: 30 Minuten (75 kWh) / 45 Minuten (100 kWh)Akkutausch (leer gegen voll): 5 MinutenEinstiegspreise (75-kWh-Akku): 36-Monate-Abo: 999 Euro pro MonatFahrzeugkauf mit Akkumiete: 47.500 Euro + 169 Euro pro Monat Kauf von Akku und Fahrzeug: 59.500 Euro

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