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Montag Special: der fast schon an Hysterie grenzende Cybertruck-Hype

montag special: der fast schon an hysterie grenzende cybertruck-hype

Der Cybertruck: am vergangenen Freitag wurde die Serienversion vorgestellt. Wie sich der Pickup wohl beim Schneechaos in München am Wochenende geschlagen hätte …?

Stellen Sie sich vor, VW kündigt ein neues revolutionäres Modell an. Das soll schon in zwei Jahren starten und mit einem Kampfpreis den gesamten Wettbewerb hinwegfegen. Bei der Präsentation fährt ein Fahrzeug auf die Bühne, das einige erst einmal für einen Fake halten. Schließlich kristallisiert sich heraus, dass es sich um genau dieses Modell handelt. Als der VW CEO auch noch einen „Abusal-Test“ macht, der komplett in die Hosen geht, ist das Raunen im Publikum nicht mehr zu überhören. Die Presse reagiert dementsprechend. Die VW-Leitung geht in sich und cancelt das Projekt.

Tesla ist anders

Die Tesla-Fanblase ist gigantisch und unglaublich loyal. Die Präsentation des Cybertruck im November 2019, also vor ziemlich genau vier Jahren, lief ähnlich ab, nur mit dem Unterschied, dass der Zuspruch zum kantigen und wirklich einzigartigen Design des Pickups zu keinem Zeitpunkt weniger wurde. Selbst die Verzögerung um zwei Jahre konnte die Fangemeinde nicht beeindrucken. Sie war sich sicher: wenn der Cybertruck kommt, wird er sämtliche Konkurrenz düpieren.

Nun ja. Die hat in der Zwischenzeit nicht geschlafen und sogar das eine oder andere Feature des am Freitag vorgestellten Serien-Cybertrucks vorweggenommen. Da wären einmal die bidirektionalen Fähigkeiten, die es dem kantigen Fahrzeug ermöglichen bei Stromausfall den Haushalt zu betreiben und zum anderen der Frunk, der bis zum Stoßfänger reicht, genau so, wie das der Ford F-150 Lightning vorgemacht hatte – nur nicht so gut. Denn die Platzverhältnisse sind vergleichweise gering.

Feat of Strength 3: Cyberbeast (0-60 in 2.6s) pic.twitter.com/q0cK9zb21D

— Tesla (@Tesla) November 30, 2023

Gute Ideen

Trotzdem kommt das Gefährt, das weiterhin wie aus einem Mad-Max-Spielfilm entsprungen scheint,  mit vielen guten Ideen. Einer Niveauregulierung, einer Lenkung an der Hinterachse, einer elektrischen Abdeckung für die Ladefläche, die sogar bis zu 150 kg Belastung aushält sowie superpotenten Leistungsvarianten, die schneller als ein normaler Porsche 911 auf 100 Kilometer beschleunigen können. Für einen Pickup selbstverständlich unverzichtbar. Das Publikum ist weiter komplett diametral eingestellt. Entweder man liebt das kantige Fahrzeug, oder man hasst die Formensprache.

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Der Cybertruck ist der erste Tesla mit bidirektionalen Fähigkeiten, 800 Volt-Archtiektur und 48-Volt-Bordnetz.

„Die ewig Gestrigen“

Die die Fan-Abteilung ist alles klar: wer die Ästhetik des Cybertruck nicht mag, der gehört zu den Gestrigen. Denn eines ist sicher, der Cybertruck markiert die Zukunft. Mag sein. Allerdings sind auch wichtige Ankündigungen Musks kassiert worden. Die wichtigste ist der Preis. Die Tri-Motor-Variante sollte urprünglich rund 70.000 US-Dollar kosten und eine Reichweite von mehr als 500 Meilen (804 Kilometer) erreichen. Nun kostet diese Variante, das „Cyberbeast“ mit 96.390 US-Dollar fast 30.000 Dollar mehr und die Reichweite ist nur erreichbar, wenn man sich für einen 14.000-US-Dollar teuren „Range-Extender“ entschliesst, eine Zusatzbatterie, die auf der Ladefläche installiert wird und diese natürlich verkleinert.

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Cybertruck-Vorstellung in Los Angeles. Nicht alles ging 2019 glatt … die kugelsicheren Seitenscheiben versagten bei der Metallkugel. 2023 beschränkte man sich auf das Werfen eines Baseballs.

Dass das Auto kugelsicher ist, bezieht sich auf den Stahl-Body. Die Scheiben bleiben, wie schon bei der Vorstellung 2019, ein Problem. Diesmal warf man zwar auch mit einer Kugel, die war aber nicht aus Stahl sondern ein ganz normaler Baseball. Die Scheiben hielten selbstverständlich. Alles andere wäre lächerlich gewesen.

carwows Take zum Cybertruck | Mat Watsons “Cybertruck Experience”

Das ist die Zukunft

Natürlich hat die Musk-Company auch ein paar technische Highlights eingebaut. Da wäre die 800-Volt-Technik für die Traktionsbatterie und die 48-Volt-Technologie fürs Bordnetz. Beides garantiert Zukunftssicherheit. Wer sich für die technologischen Fortschritte interessiert, dem sei der Youtube-Beitrag von Jon von „cleanerwatt“ ans Herz gelegt. Er erklärt auch für die elektrotechnischen Laien, warum gerade die 48-Volt-Technologie so wichtig ist.

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cleanerwatt: 48-Volt-Bordnetz – da die Stromstärke dadurch sinkt, können Kabel mit kleinerem Durchmesser verwendet werden. Das spart Rohstoffe und Gewicht. Klick aufs Bild öffnet Youtube-Beitrag von cleanerwatt.

Diese Innovationen bestärken die Gemeinde: der Cybertruck wird der gesamten Konkurrenz zeigen, wo der „Hammer hängt“. Das könnte sich als schwieriger erweisen als gedacht, denn mit Ford und Rivian gibt es nun für die „Ewig Gestrigen“ Alternativen, die zudem nicht weniger bieten – aber anders.

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Der Cybertruck ist auch der erste Tesla mit Steer-by-Wire. Das erkärt auch, dass man bei der Parameterlenkung weiter gehen kann, als bei klassischen Varianten.

e-engine meint: „Anders“ ist das Stichwort. Mit dem Cybertruck kann man eine Haltung nach Außen transportieren, wie weiland die Extrovertierten, die sich auf den ersten domestizierten Hummer stürzten. Der Cybertruck ist ein echtes Meisterwerk, zweifellos. Allein der Aufwand, der in die Herstellung geflossen ist, ist eine lobende Erwähnung wert, wenngleich man es sich damit unnötig schwer gemacht hat. Aber Musk scheut die Extrameile nicht.

Influencer und Youtuber.

Und noch was hat sich geändert. Tesla hat das erste Mal Influencer und Youtuber schon vorher eingespannt, damit die ihre wohlwollenden Berichte abliefern. Wenn Marques Brownlee (knapp 9 Mio. (!) Aufrufe in 36 Stunden) oder carwow ihre Berichte präsentieren bleibt jeder Zweifel ganz weit hinten. Die gibt es aber durchaus. Nur zwei Beispiele.

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Interieur: die A-Säule ist recht mächtig und führt zu einem recht großen „toten Winkel“.

Scheinwerfer, A-Säule und Sicherheit

Die Scheinwerfer sind vorne in einer ganz kleinen „Nut“ untergebracht.Im Winter dürften die recht schnell ihre Tätigkeit einstellen, weil vom Schnee abgedeckt. Die A-Säule ist wegen der „größten Frontscheibe aller Zeiten“ so gigantisch, dass die Sicht hier ebenso gigantisch eingeschränkt sein dürfte. Und last but not least: die Sicherheit für andere, schwächere Verkehrsteilnehmer, vor allem Fußgänger und Radfahrer, dürfte wegen des kantigen Designs das vor allem vorne gar martialisch anmutet, ein großes Fragezeichen generieren. Was übrigens erklärt, weshalb der Cybertruck so in Deutschland nie in dieser Form zugelassen werden würde …

Marques Brwonlee | Alles was man über den Cybertruck wissen muss!

Fotos: Marques Brownlee, carwow, cleanerwatt (Youtube Stills), Tesla
Siehe auch: „Tesla Cybertruck: Puh, das ist mal richtig schief gelaufen (2019)„

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