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Elon Musk und das „eigene Grab“ Cybertruck: Viel teurer und nicht für Europa

Tesla-Chef Musk erklärte, mit dem Auto habe man „das eigene Grab geschaufelt“: Erste „Cybertrucks“ sind viel teurer als erwartet. Konkurrenz verzweifelt an konfuser Preispolitik.

Elon Musk und das „eigene Grab“ Cybertruck: Viel teurer und nicht für Europa

Teslas futuristischer Elektro-Pick-up „Cybertruck“ wird deutlich teurer als ursprünglich angekündigt. Zur Auslieferung der ersten Fahrzeuge teilte Tesla mit, dass die günstigste Variante des Edelstahl-Mobils 61.000 Dollar (knapp 56 000 Euro) kostet. Und damit rund 21.000 Dollar teurer als angekündigt.

Für die teuerste Version mit dem Spitznamen „Cyberbeast“ werden 100.000 Dollar fällig. Ursprünglich angekündigt war eine Spanne zwischen 40.000 und 70.000 Dollar.

Bei der „Cybertruck“-Vorstellung vor vier Jahren waren noch ein Produktionsbeginn bis Ende 2021 und die tiefere Preisspanne in Aussicht gestellt worden. Doch Anlaufschwierigkeiten verzögerten die Fertigung mehrfach. Tesla-Chef Elon Musk erklärte vor einigen Monaten, der Konzern habe sich mit dem Modell „das eigene Grab geschaufelt“, da das ungewöhnliche Fahrzeug so viele neuartige Produktionsverfahren benötige. Deshalb gab es auch so dramatische Preissteigerungen. Musks Versprechungen haben nicht gehalten.

In Europa nicht zulassungstauglich

Die Materialien („ultraharte 30 mal kaltgewalzte Edelstahlhaut“ und angeblich „kugelsichere Fenster“ etc.) und die spitzkantige Form lassen nur eine Zulassung in den USA zu, weil hier die Zulassungskriterien für diese Fahrzeugkategorie lockerer als Europa sind. Hier wäre so eine Form in Bezug auf Fußgängerschutz und Knautschzonen niemals straßenverkehrstauglich.

Design-Experten streiten derweil, ob das Design floppt oder in den Kultstatus erhoben wird und das Design unserer Fahrzeuge nachhaltig verändern wird. Der „Cybertruck“ – ein großes Edelstahl-Dreieck – sieht ganz anders aus als traditionelle Pick-ups. Das wurde von einigen Autodesign-Experten kritisiert oder belächelt. Die ungewöhnliche kantige Form liege daran, dass die extra für den „Cybertruck“ entwickelte Stahl-Legierung so hart sei, dass sie nur eingeschränkt gebogen werden könne, betonte Musk. „Wir haben hier ein Auto, von dem Experten sagten, es sei unmöglich, es werde niemals gebaut werden.“

Musk übergab im Tesla-Werk im texanischen Austin persönlich mehrere Fahrzeuge während eines Livestreams an ihre Besitzer. Tesla betritt mit dem Cybertruck ein äußerst lukratives Marktsegment in den USA. Pick-ups gehören dort zu den beliebtesten Fahrzeugen. Im vergangenen Jahr war der Chevrolet Silverado das meistverkaufte Modell im Land, zuvor war es oft Fords F-Serie.

Geringes Interesse an Elektro-Pick-ups

Die US-Autoriesen haben inzwischen eigene Elektro-Pick-ups im Angebot. Sie verkaufen sich bisher aber in geringen Stückzahlen. So setzte GM im vergangenen Quartal nur 18 Wagen des Silverado EV ab – und rund 143 500 Fahrzeuge des Modells mit Verbrenner- und Hybrid-Antrieben.

Ford verkaufte im Oktober gut 3.700 vollelektrische F-150 Lightning bei rund 53.500 Pick-ups der F-Modellreihe insgesamt. Auch der nur auf Elektrofahrzeuge ausgerichtete Tesla-Rivale Rivian verkauft bisher nur wenige seiner Pick-ups.

Die großen Hersteller führen die moderaten Verkaufszahlen nicht nur auf anfängliche Engpässe in der Produktion, sondern auch auf ein aktuell grundsätzlich geringeres Interesse an den teureren Elektrofahrzeugen zurück. Denn Konjunktursorgen und die hohen Zinsen lassen Autokäufer stärker auf ihr Geld achten.

Weniger Cybertrucks, Aktie verlor drei Prozent

Tesla will bis zu 250.000 „Cybertruck“-Pick-ups pro Jahr bauen – aber die Marke vermutlich nicht vor 2025 erreichen, sagte Musk jüngst. Aktuell werden nur geringe Stückzahlen produziert, während Tesla insgesamt rund 1,8 Millionen Fahrzeuge ausliefern will. Anleger waren nicht beeindruckt: Die Tesla-Aktie gab zum Auftakt des US-Handels am Freitag um mehr als drei Prozent nach.

Teslas Designchef Franz von Holzhausen wiederholte bei der Präsentation die vor vier Jahren schiefgegangene Demonstration der Festigkeit der „Cybertrucks“-Fenster, die mit Stahlkugeln beworfen wurden und dann Risse zeigten.. Diesmal warf von Holzhausen einen Baseball.

Abzuwarten bleibt, welche Strategie Elon Musk bei der Preispolitik mit seinem Cybertruck und den hohen Anfangspreisen verfolgt. In Europa hatte er, weil die Verkäufe nicht den entfachten Erwartungen an der Börse entsprachen, kurzerhand die Preise bei bestimmten Modellen massiv gesenkt. Er löste damit eine Preisrallye aus, die auch die Konkurrenz unter Druck brachte und bei Tesla Auswirkungen auf Gebrauchtwagen etc. zeigt.

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