Tesla-Chef Musk erklärte, mit dem Auto habe man „das eigene Grab geschaufelt“: Erste „Cybertrucks“ sind viel teurer als erwartet. Konkurrenz verzweifelt an konfuser Preispolitik.
- In Europa nicht zulassungstauglich
- Geringes Interesse an Elektro-Pick-ups
- Weniger Cybertrucks, Aktie verlor drei Prozent
Teslas futuristischer Elektro-Pick-up „Cybertruck“ wird deutlich teurer als ursprünglich angekündigt. Zur Auslieferung der ersten Fahrzeuge teilte Tesla mit, dass die günstigste Variante des Edelstahl-Mobils 61.000 Dollar (knapp 56 000 Euro) kostet. Und damit rund 21.000 Dollar teurer als angekündigt.
Bei der „Cybertruck“-Vorstellung vor vier Jahren waren noch ein Produktionsbeginn bis Ende 2021 und die tiefere Preisspanne in Aussicht gestellt worden. Doch Anlaufschwierigkeiten verzögerten die Fertigung mehrfach. Tesla-Chef Elon Musk erklärte vor einigen Monaten, der Konzern habe sich mit dem Modell „das eigene Grab geschaufelt“, da das ungewöhnliche Fahrzeug so viele neuartige Produktionsverfahren benötige. Deshalb gab es auch so dramatische Preissteigerungen. Musks Versprechungen haben nicht gehalten.
In Europa nicht zulassungstauglich
Die Materialien („ultraharte 30 mal kaltgewalzte Edelstahlhaut“ und angeblich „kugelsichere Fenster“ etc.) und die spitzkantige Form lassen nur eine Zulassung in den USA zu, weil hier die Zulassungskriterien für diese Fahrzeugkategorie lockerer als Europa sind. Hier wäre so eine Form in Bezug auf Fußgängerschutz und Knautschzonen niemals straßenverkehrstauglich.
Musk übergab im Tesla-Werk im texanischen Austin persönlich mehrere Fahrzeuge während eines Livestreams an ihre Besitzer. Tesla betritt mit dem Cybertruck ein äußerst lukratives Marktsegment in den USA. Pick-ups gehören dort zu den beliebtesten Fahrzeugen. Im vergangenen Jahr war der Chevrolet Silverado das meistverkaufte Modell im Land, zuvor war es oft Fords F-Serie.
Geringes Interesse an Elektro-Pick-ups
Die US-Autoriesen haben inzwischen eigene Elektro-Pick-ups im Angebot. Sie verkaufen sich bisher aber in geringen Stückzahlen. So setzte GM im vergangenen Quartal nur 18 Wagen des Silverado EV ab – und rund 143 500 Fahrzeuge des Modells mit Verbrenner- und Hybrid-Antrieben.
Die großen Hersteller führen die moderaten Verkaufszahlen nicht nur auf anfängliche Engpässe in der Produktion, sondern auch auf ein aktuell grundsätzlich geringeres Interesse an den teureren Elektrofahrzeugen zurück. Denn Konjunktursorgen und die hohen Zinsen lassen Autokäufer stärker auf ihr Geld achten.
Weniger Cybertrucks, Aktie verlor drei Prozent
Tesla will bis zu 250.000 „Cybertruck“-Pick-ups pro Jahr bauen – aber die Marke vermutlich nicht vor 2025 erreichen, sagte Musk jüngst. Aktuell werden nur geringe Stückzahlen produziert, während Tesla insgesamt rund 1,8 Millionen Fahrzeuge ausliefern will. Anleger waren nicht beeindruckt: Die Tesla-Aktie gab zum Auftakt des US-Handels am Freitag um mehr als drei Prozent nach.
Teslas Designchef Franz von Holzhausen wiederholte bei der Präsentation die vor vier Jahren schiefgegangene Demonstration der Festigkeit der „Cybertrucks“-Fenster, die mit Stahlkugeln beworfen wurden und dann Risse zeigten.. Diesmal warf von Holzhausen einen Baseball.
Abzuwarten bleibt, welche Strategie Elon Musk bei der Preispolitik mit seinem Cybertruck und den hohen Anfangspreisen verfolgt. In Europa hatte er, weil die Verkäufe nicht den entfachten Erwartungen an der Börse entsprachen, kurzerhand die Preise bei bestimmten Modellen massiv gesenkt. Er löste damit eine Preisrallye aus, die auch die Konkurrenz unter Druck brachte und bei Tesla Auswirkungen auf Gebrauchtwagen etc. zeigt.