- Neuvorstellung: Audi A6 e-tron
- Design und Architektur
- „Lichttechnologie“ Kinkerlitzchen
- Interieurdesign und „MMI Panaoramadisplay“
- Glas Panoramadach
- Endlich Android
- „Butter bei de Fische“: was kann der A6 als Stromer?
- Weiterentwickelte Rekuperation
- ADAS
- Audi | Audi A6 e-tron – Design Walkaround
Neuvorstellung: Audi A6 e-tron
Die obere Mittelklasse, die durch Mercedes-Benz’ E-Klasse, BMWs 5er und Audis A6 definiert wird, ist nun auch elektrisch wieder komplett. Als letzter deutscher Hersteller stellte Audi seinen elektrischen A6, den e-tron vor. Und den gibt es in zwei grundlegenden Versionen. Als Kombi „Avant“ und als reine Fließhecklimousine „Sportback“. Billig wird aber auch bei Audi der Einstieg in die Executive-Class nicht.
Design und Architektur
Über Design lässt sich nicht streiten, und Audi hat in der Tat hier ein glückliches Händchen über die Jahre bewiesen. Da wollen wir mal die Bilder auf unsere Leser ohne Kommentar wirken lassen.
Architektonisch basiert der A6 auf der Premium Performance Plattform (PPE), die man sich mit Porsche und bspw. dem elektrischen Macan teilt. Damit sind die Eckwerte bereits recht festgezurrt. Große Batterien, hohe Ladeleistungen und gute Performance. Damit diese drei Parameter bestens zur Geltung kommen, hat man bei der Aerodynamik weiter optimiert. Mit einem cW von 0,30 begann Audi 1982 seine Wettbewerber zu deklassieren, 2024 bietet man 0,21 beim Sportback und 0,24 beim Avant auf. Der Letztere gehört damit zu den Besten in seinem Karosseriesegment.
„Lichttechnologie“ Kinkerlitzchen
Auch beim Lichtdesign hat man wieder alles aufgeboten, was deutsche „Innovationskunst“ da zulässt. Die Front- und Heckleuchten sind dreidimensional gezeichnet, bieten digitale Lichtsignaturen und bringen so die physische und die digitale Welt zusammen. So formuliert es der Hersteller. Ob das tatsächlich viele zukünftige Käufer so brennend interessieren wird?
Interieurdesign und „MMI Panaoramadisplay“
Wer es eher schlicht mag, der muss beim Audi-Cockpit stark sein. Wie bei Audi üblich, wird hier opulent mit vielen Bildschirmen und Schalterchen gearbeitet. Das MMI-Panoramadisplay besteht aus dem 11,9″ großen Audi virtual cockpit und dem 14,5″ großen MMI Touchdisplay. Natürlich gibts für den Beifahrer auf Wunsch ein weiteres Display. Das alles zusammen ist zwar nicht so elegant wie der Mercedes Hyperscreen, macht aber nicht nur für Perry Rhodan-Fans eine Menge her. Natürlich wird das alles durch ein Augmented Realitity HuD abgerundet. Die Marketingabteilung, das merken Sie sicher, hat zumindest bei der Namensfindung auf Hochtouren gearbeitet.
Glas Panoramadach
Wie so vieles ist auch das Glas Panoramadach nur optional. Dafür ist es „smart“. Auf Knopfdruck wird es nämlich intransparent und lässt so die direkte Sonneneinstrahlung draussen. Vier Voreinstellungen für den digitalen Vorhang gibt es.
Endlich Android
Chat GPT darf auch nirgends in der Autowelt mehr fehlen, auch wenn die Vorteile der KI im Auto eher noch undefiniert sind. Die Klientel, die sich während der Fahrt recherchierte Inhalte vorlesen lassen will, dürfte eher klein sein. Dafür sorgt ein Bang&Olufsen Soundsystem mit 830 Watt Leistung und 20 Lautsprechern für angemessenen Surround-Klang.
„Butter bei de Fische“: was kann der A6 als Stromer?
Die Batterie verfügt über eine Nettokapazität von 94,9 kWh und verspricht damit aus 12 Modulen und 180 prismatischen Zellen eine Reichweite von (WLTP) bis zu 765 (Sportback) bzw. 720 Kilometer (Avant). Mit einer Systemleistung von knapp 370 PS (270 kW) beschleunigt der Audi A6 e-tron in der Performance-Version und Heckantrieb dann in 5,4 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Die Top-Speed beträgt 210 km/h. Für die WLTP-Reicheite müsste der Durchschnittsverbrauch aber um die 12,5 kWh liegen, ein geradezu abenteuerlicher Wert.
Wer es flotter will, der greift zum Audi S6 e-tron, der eine Systemleistung von 500 PS bzw. 550 PS mit Launch Control zur Verfügung stellt. Der Allradler ist dann in 3,9 Sekunden auf 100 km/h und läuft Spitze bis zu 240 km/h.
Weiterentwickelte Rekuperation
Rund 95 % aller alltäglichen Bremsvorgänge lassen sich laut Audi durch Rekuperation bewerkstelligen – ohne Zuhilfenahme der Bremsen. Der Audi rekupiert mit bis zu 220 kW. Beim Allradler wird an der Vorder- und Hinterachse gleichzeitig rekupiert. Eine Art One-Pedal-Driving gibts zudem auch.
ADAS
Natürlich bietet Audi bei den Fahrerassistenzsystemen State-of-the-Art. Unter anderem gibts neu den Adaptive Fahrassistent plus. Der unterstützt die Piloten beim Beschleunigen, Bremsen, Halten von Geschwindigkeit und eingestelltem Abstand sowie Spurführung. Funfact: Audio erwähnt explizit Parkassistent plus, Rückfahrkamera, verkehrszeichenbasierte Geschwindigkeitsbegrenzer (Puh!), kamerabasierte Verkerhszeichenerkennung, usw. und so fort.
e-engine meint: Keine wirklichen Überraschungen von Audi. Der A6 scheint ein solides Elektroauto zu sein. Der Haken steht auf dem Preisschild. Zum Marktstart beginnt der RWD Sportback performance bei 75.600 Euro, der Avant performance bei 77.250 Euro. Die AWD-Version langt noch heftiger zu: da starten die Preise bei 99.500 bzw. 101.150 Euro. Ohne Extras versteht sich. Ein günstigeres Einstiegsmodell mit kleinerer Batterie soll folgen.
Was soll man dazu sagen? In China dürfte der A6 recht glücklos bleiben. Da gibt es ähnliche oder bessere technische Spezifikationen für die Hälfte. Stichwort Xiaomi SU7 oder Zeekr 007. Im Wettbewerbsverbund der deutschen Premiumhersteller widerum liegt man ähnlich. Der Mercedes-Benz EQE 350+ startet bei 71.412 Euro und der kleinste BMW i5 eDrive40 bei 70.200. Vor dem Hintergrund der Elektroschwäche in Deutschland stellt sich die Frage, ob wir gerade jetzt noch einen Premiumstromer auf dem Markt benötigen, der mit etwas Ausstattung die 85.000-Euro-Grenze bequem überspringt. Der Markt für diese Autos ist zuletzt eher kleiner geworden, die Wertverluste weiter gigantisch. Man könnte fast sagen, dass der A6 zur Unzeit kommt. Vor 18 Monaten noch hätte er vermutlich eingeschlagen wie eine Bombe, vor allem, weil er mit Googles Android eine Menge Punkte gemacht hätte. Ein Verbrenner A6 TDI S tronic (alte Form, 163 PS, 224 km/h Spitze) startet übrigens bei 55.500 Euro, der Kombi bei 58.000 Euro.
Fotos: Audi