Kia

Kia Niro

Der Kia Niro als Gemischter Satz

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Der Kia Niro als Gemischter Satz

Zuallererst einmal müssen wir vom Leder ziehen. Nicht unbedingt, oder besser, nicht nur über den Kia Niro, vielmehr über eine generelle Unart im Fach. Die Rede ist von der Bedienung der Fahrzeuge, abgesehen von Pedalen, Lenkrad und Blinker. Bei allem anderen nämlich dürften sich die Hersteller verschworen haben, um der Kundschaft das Leben schwer zu machen. Die am häufigsten bemühten Funktionen in einem Auto, wie die Einstellung der Klimaanlage und des Radios, sind durch die Digitalisierungswut zu Such- und Rätselaufgaben geworden.

Beim Kia Niro ist es so, dass sich die Bedienelemente der Klimaanlage und des Radiosystem alternierend einen schmalen Touchscreen-Streifen in der Mittelkonsole teilen. Das sieht zwar stylish aus, birgt aber das Problem, dass man – Augen auf die Straße – nie weiß, in welchem Modus sich die Bedieneinheit gerade befindet, Klima oder Radio.

Und so passiert es, dass man ob eines leiwanden Hadern im Rundfunk statt die Lautstärke auf Anschlag die Temperatur auf Röststufe erhöht. Um das, bevor sich Schmorgeruch ausbreitet, schnell zu korrigieren, muss man den Blick von der Straße nehmen und sich mit allen Sinnen der Apparatur in Kniehöhe widmen. Blindflug ist die Folge. Aber wie gesagt: Das kann man in jedem neueren Auto haben. Ein spezieller Kandidat ist da auch Mercedes. Kia hat immerhin postuliert, den Missstand alsbald beheben zu wollen.

Solang es schmeckt

Der Kia Niro also. Will man ad hoc die Fahrzeugkategorie benennen, stutzt man zunächst. SUV, Kompaktwagen? Es erschließt sich nicht ganz. Bediente man sich der Marken-Nomenklatur, handelte es sich um einen Crossover, was in der Önologie so viel bedeutet wie Gemischter Satz. Diese Indifferenz ist Makulatur, solang es schmeckt, respektive praktikabel handzuhaben ist. Und das ist beim Niro absolut der Fall.

Der hohe Aufbau, die geschickte Innenraumarchitektur bringt viel Platz links, rechts, oben, unten, hinten, vorn und dazwischen. Streng genommen ist alles, was äußerlich größer baut, nichts anderes als Verschwendung öffentlichen Raums, was einer illegitimen Landnahme gleichkommt. Der Platzbedarf in einem Auto wird generell weit überschätzt. Kein Mensch in einem Land mit einer Geburtenrate von 1,41 Kindern transportiert heutzutage mehr eine Waschmaschine.

Die Wahl des Antriebs: Zur käuflichen Wahl stellt Kia neben einem Plug-in-Hybrid (PHEV) und einer rein elektrisch angetriebenen Variante einen Vollhybrid, den es im gegenständlichen Fall zu fahren galt. Da wird nun ein 1,6-Liter-Vierzylinder-Benziner mit 105 PS von einem 44 PS starken Elektromotor subventioniert. In Summe ein flottes Gespann, auch wenn der Niro ob seiner Abstimmung nicht zum Angasen verleitet. Man will es im Sinne der journalistischen Gewissenhaftigkeit allerdings getestet haben.

Viel eindrücklicher, oder überhaupt eindrücklich, ist der Verbrennungskoeffizient jener der Erde mit roher Gewalt entrissenen und hernach raffinierten Rohstoffe. Fährt man auf der Autobahn brav seine 130 km/h, während es den anderen nach 150, 160 Sachen beliebt, unterschreitet der Verbrauch locker sechs Liter, im Ballungsraum auch fünf. Alles sehr proper.

Trotzdem stellt sich am Ende die Frage, warum die Wahl ausgerechnet auf den Kia Niro fallen sollte. Crossover seines Zuschnitts gibt es einige, und preislich stellt er keine sonderliche Ausnahmeerscheinung dar. Die gewisse optische Extravaganz könnte ein Grund sein, wenn es gefällt, oder aber die geschickte Positionierung der Marke: Kia hat es sich im Spannungsfeld zwischen Volksnähe und Premium recht bequem gemacht.

In einem Kia ist man weder verdächtig, ein, wie Vertreterinnen der Generation Alpha gern sagen, „Geringverdiener“ zu sein, noch ist man erster Angriffspunkt einer immer autofeindlicher werdenden Gesellschaft. Und somit insgesamt fein heraus.

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