- Die Revolution frisst ihre Werke
- Jobmarkt-Stärke weg
- Seehandel floriert
- Dominanzgehabe
- Entwarnung für Immo-Fonds
- Petro-Power
- Was sonst noch passiert ist
(Bloomberg) — Elisabeth Behrmann über ungeliebte 2,6-Tonner. — Abonnieren Sie unseren Newsletter Fünf Themen des Tages und erhalten Sie sonntags das Hauptstadtgeflüster direkt in Ihre Mailbox.
Die Revolution frisst ihre Werke
Schon länger brodelt es bei Audi in Belgien, wo hohe Kosten und schlechte Auslastung der Produktion des vollelektrischen Q8 e-tron schlechte Karten für die Zukunft bedeuten.
Nun verfestigt sich der enttäuschende Trend beim E-Auto-Absatz. Audi befindet sich in langwierigen Gesprächen mit den örtlichen Interessenvertretern, an deren Ende eine kostspielige Schließung des Standorts stehen könnte. Das Werk produziert seit 1949 und beschäftigt derzeit rund 3.000 Mitarbeiter.
Eine Werksschließung wäre eine Zäsur für den VW-Konzern. Sollte es dazu kommen, wäre es das erste Mal, dass der Hersteller ein Werk in Europa aufgibt. Im Zuge des schwierigen Wandels hin zur Elektromobilität könnten branchenweit weitere folgen, meint Philippe Houchois, Analyst bei Jefferies.
Eine Rettung könnte auch die Übernahme durch einen chinesischen Hersteller sein, der dadurch einen Weg ohne Strafzölle in die EU bekäme. Doch eine solche Entwicklung steht noch in den Sternen, und Unternehmen wie BYD sind bislang eher daran interessiert, ihre eigenen Standorte in kostengünstigeren Ländern wie Ungarn aufzubauen.
Was Marktteilnehmer heute noch bewegen könnte, berichten Ihnen Rainer Bürgin, Alexander Kell und Stephan Kahl: Jobmarkt-Stärke weg, Seehandel floriert, Dominanzgehabe, Entwarnung für Immo-Fonds, und Petro-Power.
Jobmarkt-Stärke weg
Seehandel floriert
Angesichts einer “zuletzt starken Nachfrage” und gestiegener kurzfristiger Frachtraten hat Hapag-Lloyd den Gewinnausblick für das laufende Geschäftsjahr angehoben. In der zweiten Jahreshälfte rechnet die Reederei mit einer Ertragsdynamik oberhalb der bisherigen Erwartungen. Garantierte der Konzern beim Ebit für den schlechtesten Fall bislang nur eine schwarze Null, wurde das Mindestziel nun auf 1,2 Milliarden Euro anhoben. Für den Bestfall wurde eine Milliarde mehr in Aussicht gestellt. An der Börse ging es für Hapag fast 8% aufwärts, trotz Analystenbeteuerungen, der optimistischere Ausblick des Managements sei zu erwarten gewesen. Einen Kursverlust von mehr als 2% gab es im Xetra-Handel für die Aktie von Südzucker. Nach einem verhaltenen Start ins Q2 erwartet der Konzern für den Dreimonatszeitraum insgesamt einen deutlichen Gewinnrückgang. Der andauernde Ukraine-Krieg verstärke weiterhin die hohe Volatilität auf den Absatz- und Beschaffungsmärkten, hieß es zur Begründung. Auch die Auswirkungen des Krieges im Nahen Osten seien schwer absehbar. Während Mercedes für das Q2 einen Absatzrückgang um 6% berichtete, erhöhte JPMorgan das Kursziel für die chinesische BYD um mehr als 80%.
Dominanzgehabe
Die whatever it takes-Gemeinde ist indigniert. Grund sind die öffentlich geäußerten Zweifel von Bundesfinanzminister Lindner an der Rechtmäßigkeit einer möglichen EZB-Krisenhilfe für Frankreich. Nichtöffentlich bezeichnen nun mehrere EZB-Notenbanker die Kommentare in einer Zeit fragiler Finanzmärkte als wenig hilfreich. Lindner hatte gesagt, dass “eine starke Intervention der EZB einige ökonomische und verfassungsrechtliche Fragen aufwerfen würde”. Dann müsste er prüfen lassen, “ob das alles noch mit dem Vertragsrecht übereinstimmt”. Der Konflikt zwischen einer sich selbst ermächtigenden EZB und dem Finanzminister des Landes, an dem die Bonität der gesamten Eurozone hängt, hat Tradition. Lindners Amtsvorgänger Schäuble hatte bereits 2014 den damaligen EZB-Präsidenten Draghi gewarnt, dass er die Voraussetzungen für den Einsatz des OMT-Instruments nicht schaffen werde. Das Argument, damals wie heute: Das Verbot der monetären Staatsfinanzierung, das ebenso flexibel gehandhabt wird wie die Maastricht-Fiskalregeln. Ex-EZB-Chefökonom Peter Praet, ein Veteran aus der Zeit der Staatsschuldenkrise, nimmt “unter der Oberfläche eine Menge Sorgen” wahr, dass der Frankreich-Fall “ein Test der fiskalischen Dominanz” sei — der Frage also, ob die EZB ihre geldpolitische Unabhängigkeit den Haushaltsbedürnissen der Politik opfert.
Entwarnung für Immo-Fonds
Nach der Über-Nacht-Abwertung eines Immobilienfonds der Union Investment von 17% sitzt der Schock bei einigen Anlegern tief. Viele fragen sich, ob das nur der Anfang war und bei anderen Fonds ähnliches Ungemach droht. Die zur genossenschaftlichen Finanzgruppe gehörende Union Investment gibt allerdings ebenso Entwarnung wie die Deka, ihr Konkurrent aus dem Sparkassensektor. “Es gibt in keinem weiteren Immo-Fonds von Union Investment den Bedarf einer Sonderneubewertung”, sagte ein Sprecher der Fondsgesellschaft auf Anfrage von Bloomberg News. Ähnlich äußerte sich ein Vertreter von Deka: “Wir planen keine von uns initiierten Sonderbewertungen.” Dennoch drückt die 17%-Abwertung beim UniImmo Wohnen ZBI auf die Stimmung am Immobilienmarkt. Darauf hatte erst am Anfang der Woche JLL in einer Studie hingewiesen. “Nachrichten zu Fondsabwertungen oder Entwicklerpleiten helfen nicht, um das Vertrauen in diese Assetklasse zu reaktivieren”, schrieb der Makler.
Petro-Power
Arm ist Saudi-Arabien nicht | … das Auslandsvermögen des Königreichs ist dennoch deutlich gesunken
Was sonst noch passiert ist
Einmal nachzahlenPorsche-VollbremsungKI-Boom
Weitere Artikel von Bloomberg auf Deutsch:
©2024 Bloomberg L.P.