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Zukunft der Autohäuser: Mercedes-Mitarbeiter protestieren gegen Verkauf

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Demo vor dem Autohaus: Mercedes-Mitarbeiter drücken nach der Betriebsversammlung ihren Unmut aus.

Arbeitnehmervertreter von Mercedes-Benz rechnen fest mit einem Verkauf der etwa 80 Mercedes-Vertriebsniederlassungen in Deutschland. „Uns wurde von der Geschäftsleitung mitgeteilt, dass der Verkauf all dieser Betriebe unumgänglich ist“, sagte der Betriebsratsvorsitzende der Mercedes-Niederlassung in Darmstadt, Klaus Schollmeier, am Mittwoch nach einer von der IG Metall organisierten Protestkundgebung gegen die Pläne. Daran beteiligten sich Schollmeier zufolge 100 Mitarbeiter. Der Betriebsrat war nach eigenen Angaben am Montag in Stuttgart über den Verkauf informiert worden.

Mercedes-Benz hatte im Januar angekündigt, einen Verkauf der Vertriebsniederlassungen zu prüfen. Ob schon eine Entscheidung gefallen ist, wollte ein Sprecher am Mittwoch nicht sagen. Der Konzern versendete die Mitteilung, die schon am 22. Januar verschickt worden war. Neu ist nur der Hinweis: „Bitte haben Sie Verständnis, dass wir uns darüber hinaus nicht äußern.“

Hersteller hält sich mit Äußerungen zurück

Schollmeier hält die Verkaufspläne für eine „krasse Fehlentscheidung“. „Die Niederlassungen sind die DNA des Konzerns, haben sehr gute Mitarbeiter und gehören einfach dazu. Die Kundschaft sieht uns als Hersteller, da gibt’s eine ganz andere Bindung als zu einem Vertragspartner. Wir sind beispielsweise auch bei aufwendigen Rückrufaktionen zur Stelle.“

Die Belegschaft habe Angst, führt der 56 Jahre alte Betriebsrat aus, der seit 1999 bei Mercedes in Darmstadt arbeitet. Es gebe Bestürzung und eine große Unsicherheit hinsichtlich der Zukunft – auch, weil deutlich schlechtere Konditionen befürchtet würden. „Wir als Betriebsräte tragen das Ganze nicht mit“, verdeutlicht der gelernte Kfz-Mechaniker.

Nun gehe es darum, welche „Arbeitsbedingungen wir von der AG, dem bisherigen Arbeitgeber, zu den Erwerbern mitnehmen können“. Interessenten werde es mit Sicherheit geben, so Schollmeier, „doch die Gespräche können erst geführt werden, wenn ein Sozialplan erstellt worden ist.“ Dass sich der Hersteller nun mit Äußerungen zurückhält, wundert Schollmeier nicht. „Als wir am Montag beim Vorstand in Stuttgart waren, wurde schon angekündigt, dass es keine Pressemitteilung des Arbeitgebers geben wird – nun kam ja auch nichts.“

„Wir zielen auf den Erhalt der Stellen in Deutschland ab“

Das Vorgehen, Niederlassungen zu verkaufen, ist derweil nicht neu. In anderen Ländern hat Mercedes-Benz eigenen Angaben zufolge bereits Betriebe an unabhängige Händler übergeben. Dort seien alle Betriebe weiterhin am Netz, „die Kunden sind hervorragend betreut, und die Belegschaft hat auch nach Betriebsübergang vertraglich vereinbarte Arbeitsplatzsicherheit“, so Mercedes.

Bei den aktuell noch zum Konzern gehörenden Niederlassungen in Deutschland sind rund 8000 Mitarbeiter beschäftigt. Die Niederlassung in Darmstadt gehört mit den Standorten Frankfurt/Offenbach, Hanau, Dieburg und Mainz sowie Mannheim, Heidelberg und Landau zum Niederlassungsverbund Rhein-Main-Neckar – einem Bündnis der konzerneigenen Autohäuser in der Region.

Mercedes-Benz versichert: „Der physische Handel ist und bleibt eine zentrale Säule für den Erfolg von Mercedes-Benz. Um auch im Zeitalter der Digitalisierung und Elektromobilität das beste Kundenerlebnis zu bieten, optimieren wir die traditionellen Vertriebsstrukturen kontinuierlich.“ Die „mögliche Neuausrichtung“ geschehe aus „einer Position der Stärke“ heraus. Die konzerneigenen Niederlassungen seien profitabel.

Im Falle von Gesprächen mit potentiellen Käufern werde nur infrage kommen, wer „alle Voraussetzungen für den bestmöglichen Betrieb eines Autohauses nachweisen kann“, schreibt der Sprecher. „Wir zielen auf den Erhalt der Stellen in Deutschland ab, es ist eine enge Abstimmung mit dem Betriebsrat während des gesamten Prozesses geplant.“

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