Demo vor dem Autohaus: Mercedes-Mitarbeiter drücken nach der Betriebsversammlung ihren Unmut aus.
Arbeitnehmervertreter von Mercedes-Benz rechnen fest mit einem Verkauf der etwa 80 Mercedes-Vertriebsniederlassungen in Deutschland. „Uns wurde von der Geschäftsleitung mitgeteilt, dass der Verkauf all dieser Betriebe unumgänglich ist“, sagte der Betriebsratsvorsitzende der Mercedes-Niederlassung in Darmstadt, Klaus Schollmeier, am Mittwoch nach einer von der IG Metall organisierten Protestkundgebung gegen die Pläne. Daran beteiligten sich Schollmeier zufolge 100 Mitarbeiter. Der Betriebsrat war nach eigenen Angaben am Montag in Stuttgart über den Verkauf informiert worden.
Hersteller hält sich mit Äußerungen zurück
Schollmeier hält die Verkaufspläne für eine „krasse Fehlentscheidung“. „Die Niederlassungen sind die DNA des Konzerns, haben sehr gute Mitarbeiter und gehören einfach dazu. Die Kundschaft sieht uns als Hersteller, da gibt’s eine ganz andere Bindung als zu einem Vertragspartner. Wir sind beispielsweise auch bei aufwendigen Rückrufaktionen zur Stelle.“
Die Belegschaft habe Angst, führt der 56 Jahre alte Betriebsrat aus, der seit 1999 bei Mercedes in Darmstadt arbeitet. Es gebe Bestürzung und eine große Unsicherheit hinsichtlich der Zukunft – auch, weil deutlich schlechtere Konditionen befürchtet würden. „Wir als Betriebsräte tragen das Ganze nicht mit“, verdeutlicht der gelernte Kfz-Mechaniker.
„Wir zielen auf den Erhalt der Stellen in Deutschland ab“
Das Vorgehen, Niederlassungen zu verkaufen, ist derweil nicht neu. In anderen Ländern hat Mercedes-Benz eigenen Angaben zufolge bereits Betriebe an unabhängige Händler übergeben. Dort seien alle Betriebe weiterhin am Netz, „die Kunden sind hervorragend betreut, und die Belegschaft hat auch nach Betriebsübergang vertraglich vereinbarte Arbeitsplatzsicherheit“, so Mercedes.
Bei den aktuell noch zum Konzern gehörenden Niederlassungen in Deutschland sind rund 8000 Mitarbeiter beschäftigt. Die Niederlassung in Darmstadt gehört mit den Standorten Frankfurt/Offenbach, Hanau, Dieburg und Mainz sowie Mannheim, Heidelberg und Landau zum Niederlassungsverbund Rhein-Main-Neckar – einem Bündnis der konzerneigenen Autohäuser in der Region.
Im Falle von Gesprächen mit potentiellen Käufern werde nur infrage kommen, wer „alle Voraussetzungen für den bestmöglichen Betrieb eines Autohauses nachweisen kann“, schreibt der Sprecher. „Wir zielen auf den Erhalt der Stellen in Deutschland ab, es ist eine enge Abstimmung mit dem Betriebsrat während des gesamten Prozesses geplant.“