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Nächster Schock in der Autoindustrie: Weltweit führender Autozulieferer schließt kompletten Standort

474 Jobs gehen verloren

Nächster Schock in der Autoindustrie: Weltweit führender Autozulieferer schließt kompletten Standort

In der Autobranche geht es aktuell chaotisch zu. Während sich Wirtschaftsminister Robert Habeck zu einem Autogipfel mit der Branche trifft, kommt eine neue Hiobsbotschaft.

Weingarten – Die deutsche Autoindustrie steckt in einer Krise, die es so noch nie gegeben hat. Die Branche tut sich bei der Umstellung auf Elektromobilität schwer, noch dazu kommen politische Vorgaben und Änderungen, die der Branche zusetzen. Und: Während deutsche Hersteller auf den Premiummarkt gesetzt haben, ist die Konkurrenz aus China mit bezahlbaren Elektroautos vorgeprescht – die europäischen Hersteller geraten ins Hintertreffen.

Dieses Zusammenspiel offenbart sich nun als handfeste Krise für den Autostandort Deutschland, die auch die Zuliefererbranche betrifft. Um Lösungen zu erarbeiten, hat Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) am Montag (23. September) zu einem Autogipfel geladen. Kurz vor dem Start der Veranstaltung kündigt der Autozulieferer Schuler aus Baden-Württemberg die Schließung eines seiner Standorte an.

Autozulieferer Schuler baut 500 Stellen ab und schließt einen Standort

Das Unternehmen mit Hauptsitz in Göppingen will den Standort Weingarten schließen und bundesweit 500 Stellen abbauen. Das gibt der Pressenhersteller Schuler in einer Mitteilung bekannt. Ein Teil der Beschäftigten am Standort Weingarten soll an anderen Standorten des Unternehmens weiterarbeiten können. Auch die Produktion am Standort Erfurt steht demnach zum Verkauf, die Produktion am Standort Gemmingen werde beendet. Die Produktion in Weingarten ist schon seit längerer Zeit beendet.

Das weltweit aktive Unternehmen hat allein in Deutschland fünf Standorte des Mutterkonzerns, weitere fünf Standorte in Deutschland haben Tochtergesellschaften von Schuler. Weitere 22 Standorte hat Schuler in anderen Ländern der Welt, wie auch in den USA und China.

Das Unternehmen Schuler wurde bereits 1852 in Göppingen gegründet, zunächst wurden Maschinen hergestellt, bevor 1924 die erste Karosserie gepresst wurde, damals für die Opel AG, wie das Unternehmen auf ihrer Webseite erklärt.

Krise in der Autobranche: Ein perfekter Sturm besorgt die Industrie

Die Krise in der Autoindustrie hat mehrere Ursachen, es ist ein perfekter Sturm entstanden: Der Wegfall der E-Auto-Prämie in Deutschland im vergangenen Jahr hat die Nachfrage nach Batterieautos einbrechen lassen. Die Hersteller stellt das gleich vor mehrere Probleme: Die Werke sind nicht ausgelastet, wegen der schärferen EU-Flottenziele für den CO₂-Ausstoß ab 2025 drohen dann hohe Strafzahlungen.

Ein großes Problem sei dabei die Politik selbst, sagt Branchenexperte Frank Schwope, der Automobilwirtschaft an der Fachhochschule des Mittelstands in Köln und Hannover lehrt. „Das ewige Hin und Her bei der Elektromobilität verunsichert die Kunden und führt nur zu Verzerrungen.“

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Ein Mitarbeiter von Porsche montiert Teile an einen Neuwagen in der Produktion. Der europäische Automarkt ist im Bereich der Neuzulassungen förmlich eingebrochen.

Die unsichere Konjunktur sorgt auch insgesamt für schwache Geschäfte, vor allem in Deutschland. Im August brachen die Pkw-Neuzulassungen hier gegenüber dem Vorjahresmonat um fast 28 Prozent ein, in der EU insgesamt ging es um 18 Prozent nach unten. Und nachhaltiges Wachstum erwarten Experten in Europa nicht. Der hiesige Automarkt gilt als weitgehend gesättigt.

In China werden weniger deutsche Autos gekauft

Zugleich stockt auch das Geschäft im Ausland. Zum Verhängnis wird der deutschen Autoindustrie hier ihre hohe Abhängigkeit von China, wo sie rund ein Drittel ihres Geschäfts macht. Jahrelang hatte der dortige Automarkt für rasantes Wachstum und gute Gewinne gesorgt. Die aktuell stockende Nachfrage nach ihren Modellen trifft VW & Co. nun umso härter. „Den deutschen Herstellern scheinen auf dem chinesischen Markt die Felle davonzuschwimmen“, sagt Schwope. Neue Marken aus China legen dort rasant zu und drängen mit ihren E-Autos jetzt auch nach Europa. Und die, so Schwope, seien technologisch oft nicht nur ebenbürtig, sondern sogar überlegen.

Zugleich haben die deutschen Hersteller mit deutlichen höheren Energie- und Personalkosten zu kämpfen. Die Produktion preiswerter Einstiegsmodelle rechne sich in Deutschland daher nicht, so Schwope. „Es werden hier daher vor allem höherpreisige Fahrzeuge produziert.“ Im internationalen Vergleich falle Deutschland als Industriestandort aber immer weiter zurück, kritisierte kürzlich VDA-Präsidentin Hildegard Müller. Hier müsse dringend gegengesteuert werden. (mit Material von dpa)

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