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Haben Autobauer die Angreifermentalität verloren?

Automotive-Branche in Veserde

Haben Autobauer die Angreifermentalität verloren?

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Die Veranstalter mit Gastreferent: Özgür Gökce (MAV), Christian Will (Auto Will), Prof. Dr. Stefan Bratzel (Center of Automotive Management), Jochen Schröder (GWS), Christoph Brünger (SIHK), Christian Lepping (AGV), Landrat Marco Voge (MK). simon dietewich, dnz

Haben die deutschen Autobauer ihre „Angreifermentalität“ verloren? Ist man durch den jahrelangen Erfolg weniger hungrig? Das vermutet Automobilexperte Prof. Dr. Stefan Bratzel, der im Hotel Holzrichter in Veserde mit heimischen Automobilzulieferern diskutierte.

Nachrodt-Wiblingwerde – „Südwestfalens Automobilwirtschaft im Wandel – wohin geht die Reise?“ – Diese Frage stand im Mittelpunkt der Veranstaltung, zu der die Gesellschaft zur Wirtschafts- und Strukturförderung im Märkischen Kreis (GWS), der Märkische Arbeitgeberverband (MAV), der Arbeitgeberverband Lüdenscheid (AGV), die Südwestfälische Industrie- und Handelskammer zu Hagen (SIHK) und die Kreishandwerkerschaft Märkischer Kreis (KH MK) Entscheidungsträger aus der heimischen Automotive-Branche eingeladen hatten.

„Wir müssen so viel besser und innovativer sein, wie wir teurer sind“, brachte es Prof. Dr. Bratzel, Direktor des Center of Automotive Management (CAM) in Bergisch Gladbach, auf den Punkt. Deutsche Hersteller verlieren Marktanteile an die USA und China. Insbesondere die Elektrifizierung des Antriebsstrangs verschärfe diese Entwicklung, da wichtige Innovationen zu spät oder gar nicht kommen würden. Hinzu kämen hohe Energiekosten, ausufernde Bürokratie und steigende Lohnkosten, die die Stimmung in den Unternehmen zusätzlich eintrüben würden.

Die Zukunft ist elektrisch

Die Zukunft ist laut Stefan Bratzel in jedem Fall elektrisch. „Im Juli waren 50 Prozent der in China neu zugelassenen Fahrzeuge mit Stecker.“ – In Deutschland sei man zum Nachzügler geworden. Man diskutiere zu viel über vermeintliche Probleme wie zu geringe Reichweite, mangelnde Ladeinfrastruktur oder hohe Preise von E-Autos. Eine bessere Ladeinfrastruktur senke die Reichweite und somit die erforderliche Batterie-Kapazität. Bei einem Kostenanteil von 40 Prozent am Gesamtfahrzeug könne sich dies merklich auf den Anschaffungspreis auswirken, so Bratzel.

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Prof. Dr. Stefan Bratzel informierte vor vielen Gästen bei Holzrichter über die Situation in der Automobilbranche. Er vermutet unter anderem, dass man durch den jahrelangen Erfolg weniger hungrig sei. Doch es gebe auch Lösungsansätze.

In der weiteren Diskussion wurde die Tragweite des Strukturwandels für den heimischen Wirtschaftsstandort deutlich. Die Betroffenheit hängt vor allem davon ab, wie stark die regionale Automobilwirtschaft noch auf die konventionellen Antriebstechnologien fokussiert ist und wie hoch die Anpassungs- und Umstellungspotenziale in den Unternehmen ausgeprägt sind. Denn die Chancen für die Automobilindustrie seien grundsätzlich vielfältig. Daten und KI würden in Zukunft auch in dieser Branche eine immer größere Rolle spielen. Und die Potenzialmärkte lägen in IT-gestützten Anwendungsfeldern – in den Bereichen Elektrifizierung des Antriebsstranges sowie autonomes und vernetztes Fahren. Der Großteil der Wertschöpfung liege im Bereich der Batterie, Halbleiter und Software.

Der Automobilexperte appellierte insbesondere an die Veränderungsbereitschaft der Unternehmen und an neue Kooperationsmuster zwischen Herstellern und Zulieferern mit Unternehmen aus der digitalen Welt. Denn die Margen für die traditionellen Zulieferer sinken. Und genau hier liege das Problem, denn im Märkischen Kreis hingen etwa 4000 Arbeitsplätze am Antriebsstrang. „Unsere Region ist insbesondere von der Metallindustrie geprägt“, betonte GWS-Geschäftsführer Jochen Schröder, und: „Für viele Unternehmen könnten daher auch neue Produkte außerhalb der Automobilindustrie eine Alternative sein.“

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