Motorenproduktion beim Zulieferer Mahle: Während Fabriken für Verbrennerkomponenten Sonderschichten fahren, herrscht in Elektro-Werken Flaute.
In Elektroautos gehört das Thermomanagement zu den entscheidenden Bauteilen. Es kühlt und wärmt Innenraum, Motor, Batterie und Leistungselektronik und sorgt so für effizient genutzte Energie und größere Reichweiten. Insofern freut sich der Stuttgarter Automobilzulieferer Mahle gerade sehr über zwei Großaufträge für das neu entwickelte Thermomanagement mit einem Volumen von fast 1,5 Milliarden Euro. Nach Informationen der F.A.Z. aus Branchenkreisen könnten die Automobilhersteller Stellantis und BYD die Kunden sein.
Auch Mahle hat die Geschäfte nach mehreren Krisenjahren 2023 stabilisiert, und zwar durch das Geschäft mit Komponenten für konventionelle Verbrennertechnik. Der Umsatz ist um 3 Prozent auf 12,8 Milliarden Euro gestiegen. 72.000 Mitarbeiter auf der Welt haben einen operativen Gewinn (Ebit) von 304 Millionen Euro erwirtschaftet nach 60 Millionen im Jahr davor. Das entspricht einer Umsatzrendite von 2,4 Prozent.
Werke für Elektrokomponenten nicht ausgelastet
„Der Profit kommt vom Verbrenner – ganz klar“, erläuterte Franz. Bei Mahle sind das vor allem Kolbensysteme und Zylinderkomponenten, außerdem Pumpen und Filter. „Mit rein elektrischen Komponenten wie Motoren und Leistungselektroniken wird dagegen kein Geld verdient – da wird nur investiert. Und zwar sehr oft in Kapazitäten, die heute deutlich nicht ausgelastet sind, weil sich die Nachfrage völlig anders entwickelt hat.“ Die Folge ist, dass Fabriken für Verbrennertechnologie Sonderschichten fahren, während in Elektrofertigungen Flaute herrscht. „Die Verkaufszahlen von batterieelektrischen Fahrzeugen sind noch weit davon entfernt, die hohen Investitionen zu rechtfertigen, die wir wie viele andere in diesem Technologiefeld tätigen“, sagte der Mahle-Chef.
Franz erneuerte zudem seine in der F.A.Z. vor wenigen Wochen erhobene Forderung nach einer Aufhebung des Verbrennerverbots. „Allein mit der Elektromobilität werden wir unsere Klimaziele nicht erreichen, für einen wirksamen Klimaschutz müssen wir CO2 schneller reduzieren“, erläuterte Franz: „Deshalb brauchen wir nachhaltige Verbrennungsmotoren, die mit erneuerbaren Kraftstoffen betrieben werden.“ Die Regulatorik müsse an der Realität ausgerichtet sein, um die Transformation wirtschaftlich und auch beschäftigungspolitisch erfolgreich umzusetzen: „Wer darauf keine Antwort hat und trotzdem ein Verbrennerverbot fordert, der geht mit den Beschäftigten nicht fair um.“
Zwei Drittel der 10.000 Arbeitsplätze von Mahle in Deutschland hängen noch an der Verbrennertechnik. 2023 hat das Unternehmen mit den Arbeitnehmervertretern einen Zukunftstarifvertrag geschlossen, der eine Beschäftigungssicherung bis Ende 2025 umfasst. Gerade laufen die Gespräche für die Zeit danach. „Das ist kein einfacher Prozess, wir reden mit jeder Fabrik – und die Werke, die hochverkettete Anlagen effizient betreiben, haben auch in Elektromobilität gute Chancen.“ Wenn sie denn irgendwann kommt – und Komponenten wie die Thermomanagementsysteme dem Unternehmen dann auch Profite bringen.