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50 Jahre R5 Cup: Stefan Bellof mit Frust statt Lust

50 jahre r5 cup: stefan bellof mit frust statt lust 50 jahre r5 cup: stefan bellof mit frust statt lust 50 jahre r5 cup: stefan bellof mit frust statt lust ​R5-Cup-Kurzgeschichten zum Staunen und Schmunzeln, Episode 8: Wie der spätere Formel 1-Pilot Stefan Bellof bei seiner R5 Turbo-Premiere 1981 nur Frust statt Lust erlebte.

Diese Geschichte beginnt eigentlich schon ein paar Wochen vor dem deutschen R5 Turbo Europa-Cup-Lauf. Weil Stefan Bellof Mitte des Jahres 1981 das Geld für die Fortsetzung seiner erfolgreich begonnenen ersten Formel 3-Saison im Team von Bertram Schäfer ausgegangen war, sprang der cholerische Porsche-Rennstallbesitzer Georg Loos aus Köln mit einer Finanzspritze von 50.000 D-Mark ein.

Allerdings war an die Unterstützung die Bedingung geknüpft, dass Stefan für das Gelo-Team von Loos in einem R5 Turbo beim Europa-Cup-Lauf im Rahmen des F1-Grand Prix Anfang August 1981 in Hockenheim startet.

Loos hatte extra für diesen Auftritt zwei dicke Fünfer bei Renault Sport in Brühl bestellt und mit der Uhrenfirma Chopard einen Edelsponsor an Land gezogen. Das zweite Cockpit war für die flotte Elsässerin Cathy Muller vorgesehen – eine alte Rivalin aus Stefans Kart-Zeiten. Soweit die Vorgeschichte.

Mit gemischten Gefühlen ging Stefan die für ihn eher lästige Pflichtübung an. Schon bei dem Gedanken an das, was da zu erledigen war, stellte es ihm sämtliche Nackenhaare auf. Denn um diese Zeit pflegte er noch eine ausgeprägte Abneigung gegenüber allen Rennautos mit Dach.

Mir hat er damals knurrend gesagt: «Ich mache das jetzt aber wirklich nur dieses eine Mal, weil der Loos mir die Formel 3 bis zum Saisonende finanziert.»

Der überzeugte Formel-Racer musste also erstmals gegen ein Rudel wilder und trickreicher R5 Turbo-Drifter «mit Dach» antreten. Und dazu auch noch gegen so ausgebuffte Cup-Spezialisten vom Kaliber eines Ragnotti, Schütz, Oberndorfer, Lammers, Bleekemolen, Sigala oder Gouhier.

Schlimmer konnte es für den Cup-Neuling gar nicht kommen.

Sowohl Stefan wie auch Teamkollegin Cathy wurden schnell mit den sehr eigenen Gesetzen dieser Rennserie konfrontiert. Schon im Training wurde ihnen die raue Wirklichkeit dieser Rennserie bewusst, als die Spezialisten auf der Geraden gnadenlos links und rechts vorbeipfiffen. Und im Rennen versackten die beiden Loos-Fünfer gar hoffnungslos im hinteren Mittelfeld.

Im 10 Runden-Rennen gab’s für Stefan gleich mehrfach Frust-Momente. Da gings vom ohnehin mäßigen Startplatz immer weiter nach hinten. Zu allem Überfluss überholte ihn auch noch seine Teamkollegin Cathy (die Stefan schon zu Kart-Zeiten nachhaltig geärgert hatte). Und schließlich rempelte ihn auch noch der deutsche Mitkonkurrent Wolfgang Klein im Motodrom von der Piste.

«Es war wirklich nicht lustig», gab Stefan nach dem Rennen auf Nachfrage gegenüber Journalisten diplomatisch zu Protokoll, «ich hab’ mir die Seele aus dem Leib gefahren und trotzdem Platz für Platz verloren. Ich bin froh, dass es vorbei ist.»

Im privaten Kreis wurde er dann noch deutlicher: «Die ersten zehn Autos sind garantiert richtig faul, die nächsten zehn vielleicht nur ein bisschen.»

Als der trickreiche Hans Heyer, bereits mit einschlägiger R5 Turbo-Erfahrung als Gaststarter gesegnet, davon hörte, lachte er sich schlapp: «Das hätte ich ihm gleich sagen können. Da musst du schon technisch ordentlich nachhelfen, sonst fährst du ums Leben und bist am Ende trotzdem nirgends.»

Heyer hat dieses Problem bei seinen Gaststarts übrigens auf eigene Weise gelöst, nachdem es ihm beim ersten Mal so ergangen war wie Stefan. Nach dem verkorksten Training lud er den Fünfer auf, um ihn in seiner bestens ausgerüsteten Betriebs-Werkstatt in Wegberg einer «Frischzellenkur» zu unterziehen. Mit dem Resultat, dass er am nächsten Tag, aus dem Mittelfeld gestartet, munter um die Führung mitraufte.

Formel 3-Shooting-Star Bellof verließ das Motodrom an diesem 2. August 1981 jedenfalls gedemütigt, frustriert und stocksauer. Acht Monate später, exakt am ersten April-Wochenende 1982, kehrte er als Formel 2-Neuling an die Frust-Stätte zurück. Diesmal verließ er das Motodrom als umjubelter Sieger und neue deutsche Formel-Hoffnung.

An die 80.000 Zuschauer, etwa genauso viele wie acht Monate zuvor beim misslungenen Auftritt beim Formel 1-GP, erlebten an diesem 7. April 1982 im restlos ausverkauften Motodrom eine Sternstunde des deutschen Motorsports und die Geburt eines neuen deutschen Helden.

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