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BMW M135i (2025) im Fahrbericht: Geht doch!

Die neue Kompaktrakete aus München soll wieder alte Tugenden aufgreifen

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Der 1er BMW – oder einfach THE 1 – startet in seine vierte Modellgeneration. Nachdem vor allem der Vorgänger die in ihn gestellten Erwartungen hinsichtlich der markentypischen Dynamik nicht ganz erfüllen konnte, soll nun alles besser werden. Vor allem das Top-Modell M135 xDrive soll den Platzhirschen unter den Hot Hatches wieder richtig Paroli bieten können. Wir konnten die Taschenrakete bereits fahren.

Was ist das?

Schon wieder ein neuer BMW 1er? Nachdem die beiden ersten Generationen sieben bzw. acht Jahre den Markt beglücken durften, war für die Baureihe F40 bereits nach fünf Jahren Schluss. Eher unüblich für einen deutschen Premiumhersteller. Der Nachfolger F70 soll nur wieder zu alten Erfolgen finden. Schließlich ist die kleinste Baureihe für BMW nach wie vor ein ganz wichtiger Baustein. Die Kompaktklasse ist der Einstieg in die Marke, wie hier ganz oft betont wird.

Im Gegensatz zu Mitbewerbern wie Mercedes (wo die A-Klasse bald den Heldentod sterben wird) oder auch Ford (der Fockus steht bereits auf dem Abstellgleis) sieht BMW die Kompaktklasse weiterhin als Chance, junge Kunden von Mitbewerbern abzuholen und mit klassischen BMW-Tugenden an die Marke zu binden.

Schnelle Daten BMW M135 xDrive
Motor Vierzylinder-Turbo-Benziner, 1.998 ccm
Getriebe Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe
Antrieb xDrive Allradantrieb
Leistung 221 kW / 300 PS
Drehmoment 400 Nm
Preis ab 56.200 Euro (M 135 xDrive)

Vor allem dem Vorgänger gelang dies hinsichtlich der Marken-DNA – der Fahrfreude – nur bedingt. Heute gibt man bei BMW auch offen zu, dass der F40 nicht ganz so performt hat, wie es sich der Markt wünschte. Infolgedessen lag der Fokus beim Nachfolger auf genau diesem Schwerpunkt. Vor allem das von Anfang an lieferbare Top-Modell, der M135 (jetzt ohne i), soll das demonstrieren und wieder ein echter Sportler sein.

Exterieur | Infotainment | Innenraum | Antrieb | Fahrwerk | Preise | Fazit

Bildergalerie: BMW M135i xDrive (2024) im Test

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Exterieur

Schon von außen kann der neue 1er dieses Versprechen einlösen. Die Silhouette wirkt deutlich flacher, gestreckter und dynamischer mit langer Motorhaube und deutlicher Keilform. Das liegt auch an der um 42 Millimeter verlängerten Karosserie, die nun 4,36 misst. Während die Breite unverändert blieb, legte auch die Höhe um 25 Millimeter zu.

Vor allem auf den neuen Doppel-Nieren-Grill sind die Designer sehr stolz, und das zu Recht. Nach den Experimenten mit den Riesen-Nieren und Schlitzaugen (7er, X7 usw) oder den Bieberzähnen des M4 fand man hier zu einer zwar recht dominanten, aber sehr gefälligen Lösung zurück. Zudem wird die flache Doppelniere durch einen echten Glasfaserrahmen samt Beleuchtung in Szene gesetzt, was bei Nacht sehr gut aussieht.

Auch die neuen Scheinwerfer – auf Wunsch mit Adaptivlicht – mit ihren vier Lichtsignaturen wirken frisch und scharf. Schwarze M-Performance-Spiegel und ein deutlich konturierter Heckdiffusor unterstreichen die sportliche Optik. Vor allem aber die schöne Vierrohrauspuffanlage mit ECHTEN Endrohren ist heutzutage fast schon ein Novum. Damit bekennt sich der M135 eindeutig zu seiner M-Herkunft und ist im Übrigen der einzige 1er mit sichtbaren Endrohren.

Abmessungen BMW M135 xDrive
Länge 4.361 mm
Breite 1.800 mm
Höhe 1.459 mm
Radstand 2.670 mm
Kofferraum 380 – 1.200 l
Leergewicht 1.550 kg
Zuladung 550 kg

Infotainment

Auch innen wurde alles im Vergleich zum Vorgänger auf links gedreht. Auch der 1er verfügt jetzt über das Curved Display der aktuellen BMW-Mode. Der gebogene, volldigitale Anzeigeverbund aus 10,25 Zoll großem Information Display und 10,7 Zoll großem Control Display fügt sich in die cleane Instrumententafel gut ein, lässt aber den Blick frei auf das recht unförmige Gehäuse des Headup-Displays. Ansonsten herrscht konsequente Digitalisierung und man ist sehr stolz auf die weitere Reduzierung von Tasten und Reglern.

Dementsprechend ist die Bedienung leider suboptimal, insbesondere da auch hier auf den traditionellen iDrive-Regler verzichtet wurde. Das würde BMW auch gern in den höheren Klassen tun, aber dort ist der Touchscreen zu weit vom Fahrer entfernt, weshalb das ikonische Bedienelement dort weiter seine Daseinsberechtigung hat. Im 1er leider nicht.

Man merkt schon, dass die Entwickler versucht haben, die unheimliche Funktionsfülle möglichst übersichtlich darzustellen, beispielsweise mit thematisch sortierten Farben der Icons. Leider sind diese aber recht klein geraten und schwer zu entziffern. Viele Funktionen sind in vielschichtigen Untermenüs versteckt.

BMW verweist hier gern auf die – wirklich gut funktionierende – Sprachsteuerung, die übrigens auch einen guten Humor hat. Aber für jede kleine Eingabe jedes Mal die Lieblingsmusik, das Hörbuch – oder sogar ein Telefonat – unterbrechen, um mit dem Auto zu reden, wenn auch ein Tastendruck genügt hätte? Wirklich?

Dass es auch einfach geht, zeigt BMW mit der beliebten Abschaltung des vorgeschriebenen Tempolimitwarners. Ein langer Druck auf die Set-Taste am Lenkrad, das wars! Damit überholt der BMW 1er in dieser Disziplin den bisherigen Spitzenreiter Tesla Model 3, dem auch ein einziger Klick genügte, allerdings auf ein schwer zu treffendes, winziges Icon auf dem Touchscreen. Auch andere oft genutzte Einstellungen lassen sich als Favoriten ablegen und mit wenigen Klicks erreichen.

Natürlich ist kabelloses Android Auto genauso an Bord wie Apple CarPlay. Navi-Befehle werden von dort auch in das Head-up-Display eingespielt. Ebenfalls neu und hilfreich ist die Kurvenanzeige im Head-up-Display, die dem Fahrer in unübersichtlichem Terrain die nächsten Kurven inklusive Schwierigkeitsgrad anzeigt und bei Bedarf vor zu hohem Tempo warnt.

Innenraum

Ein Raumwunder war der 1er nie und auch das aktuelle Modell macht da keine Ausnahme. Auf dem Fahrersitz fühlt man sich aber gut untergebracht. Die im M135 serienmäßigen Sportsitze sind zwar schön eng anliegen, kneifen aber nirgends und bieten sowohl eine komfortable Polsterung als auch guten Seitenhalt.

Das neue M-Sportlenkrad – im M135 mit roter Mittelmarkierung – ist weich gepolstert und liegt sehr gut in der Hand. Der sehr dicke Kranz ist ungewohnt und bei kleinen Händen schon fast zu wuchtig. Auf der Rücksitzbank herrschen akzeptable Platzverhältnisse, solange der Fahrer nicht größer als 1,80 Meter ist. Sonst wird es eng für die Knie. Ein Golf zum Beispiel bietet hier deutlich mehr.

Funfact am Rande: Große Füße bekommt man hinten zwar knapp unter die Vordersitze, aber aufgrund des hohen Schwellers kaum wieder hinaus. Das sorgte bei der Sitzprobe für Schweißausbrüche und viel Gelächter der Anwesenden. Der sehr gute geschnittene Kofferraum fast gute 380 Liter, die sich auf bis zu 1.200 Liter erweitern lassen.

Die Materialanmutung ist größtenteils sehr ansehnlich. Speziell bei den Alu-Designelementen gab man sich größte Mühe. Die hinterleuchteten Blenden sind in einem aufwendigen Prozess tiefgezogen und gefräst und sehen sehr edel aus. Die vielfarbige Ambientebeleuchtung wird so perfekt in Szene gesetzt. Auch die dreifarbige Ziernaht auf dem Armaturenbrett wird aufwendig in Handarbeit (!) aufgebracht.

Zusammen mit den M-Pedalen und den tollen Alcantara-Sitzen sieht das jetzt wirklich nach Top/Sport-Modell aus. Nur ein paar Hartplastikteile, zum Beispiel unter dem Bildschirm oder am Headup-Display, trüben den Premiumanspruch ein wenig.

Insgesamt wirkt das Interieur des M135 nun endlich wieder wie das einen echten Top-Modells und Sportlers. Es unterscheidet sich deutlich von den zivilen Brüdern und lässt auch den Vorgänger sowie einige seiner direkten Mitbewerber ziemlich alt aussehen.

Antrieb

Das Herzstück eines jeden sportlichen BMWs ist der Motor. Auch wenn die Frontantriebsplattform nach wie vor keine Sechszylinder zulässt, kann der Antrieb des M135 durchaus überzeugen. Der neu entwickelte, 300 PS starke Vierzylinder wurde speziell auf spontanes Ansprechverhalten und herausragende Drehfreude getrimmt – beides klassische BMW-Tugenden. Und der Turbomotor enttäuscht nicht.

Fahrleistungen BMM M135 xDrive
0 – 100 km/h 4,9 s
Vmax 250 km/h
Verbrauch 8,1 – 7,6 l/100 km (WLTP)

Im Gegensatz zu seinem manchmal lethargischen Vorgänger ist der Antrieb hellwach und dreht unter wohlklingenden Tönen munter bis ans Limit. Wobei diese Töne größtenteils aus der Konserve kommen und im Sportmodus arg synthetisch klingen. Kann man aber abschalten.

Der Verbrauch liegt im Rahmen dessen, was man von solch einer Taschenrakete erwartet. Wenn man den Fahrspaß genießt und öfter zügig unterwegs ist, ist mit 10 l/100 km dabei. Wer es ruhiger angehen lässt, kann der Verbrauch locker auf eine tiefe Acht oder sogar darunter drücken. Sparfüchse (kaufen die solch ein Auto?) kommen sogar auf unter 7 l/100 km, aber Spaß macht das dann nicht mehr.

Das Doppelkupplungsgetriebe mit sieben Gängen schaltet schnell und meist im richtigen Zeitpunkt. Nur bei spontanen Überholmanövern vergeht (zu) viel Zeit, bis sich das Getriebe sortiert hat. Hier hilft ein Zug an der Boost-Wippe, der den Antrieb für die nächste 10 Sekunden auf höchste Schärfe stellt.

Der xDrive-Allradantrieb ist ein klassisches Hang-On-System, das die Hinterräder bei Bedarf zuschaltet. Dank einer neuen Abstimmung und verfeinerter elektronischen Regelung gelingt es aber, ein sehr agiles Verhalten beim Beschleunigen in der Kurve zu erreichen. Der nächste Schritt wäre ein Torque-Vectoring, über das der M135 aber nicht verfügt.

Fahrverhalten

Serienmäßig mit adaptiven M-Sportfahrwerk ausgestattet verspricht der M135 markentypischen Fahrspaß. Und im Gegensatz zum Vorgänger kann er dieses Versprechen auch einlösen. Untersteuern ist nur noch bei Nässe und brutalem Überlenken spürbar, ansonsten flitzt der Kleine wieselflink um jede Ecke. Einen großen Anteil daran hat die überragende Sportlenkung, die zwar extrem direkt, fast schon spitz reagiert, aber genau das richtige Maß an Haltekraft und Rückmeldung bietet, vor allem im Sportmodus.

Hier hat BMW erstmalig davon abgesehen, die Lenkkräfte im Sportmodus unnötig hoch zu gestalten, sondern ein Werkzeug geschaffen, mit dem sich der Sport-1er einerseits mühelos manövrieren lässt, das aber auf der anderen Seite extreme Präzision und perfekte Rückmeldung bietet. Selbst unter nassen Bedingungen spürt man zwar jedes bisschen Schlupf in den Fingern, aber störende Antriebseinflüsse aus der Vorderachse bleiben komplett aus. Das macht einfach nur Spaß.

Nur im Sportmodus lassen sich die einzelnen Funktionen individualisieren. Den früher klassischen Individualmodus gibt es nicht mehr. Wer sich also seinen Modus individual zusammenstellen möchte, muss dafür den Sportmodus opfern. Sehr schade, zumal es einen “Personal Mode” gibt, der aber keine Änderungen an den Systemen erlaubt. Im Modus “Efficent” sind alle Systeme auf Sparsamkeit ausgelegt. Alle anderen “My Modes” sind nur optische und akustische Spielerei.

Noch ein Wort zum Fahrwerk: Dass BMWs mit M-Sportfahrwerk gut um die Kurve fahren, ist keine Neuigkeit. Wohl aber die Tatsache, dass im Falle des M135 nun auch durchaus Komfort möglich ist. Abseits des Sportmodus, wo zünftig gehoppelt wird, zeigt sich die Abstimmung äußerst geschmeidig und bügelt die meisten Unebenheiten auf ein erträgliches Maß hinunter.

Das Fahrwerk bietet genau das, was die Zielgruppe von solch einem Fahrzeug erwartet: Trockenes, aber keineswegs übertrieben hartes Ansprechverhalten bei höchstem Fahrspaß. Kein Vergleich zum Vorgänger! Eine Sänfte ist aber auch dieser M-BMW nicht, aber das will er auch gar nicht sein.

Die Assistenzsysteme machen ihren Job auch bei strömendem Regen sehr gut – durchaus nicht selbstverständlich. Vor allem die aktive Spurführung und der Stauassistenz überzeugen. Zudem kann der kompakte BMW optional nun auch von außen mit dem Smartphone geparkt werden.

Preise

Wir müssen reden! Über Geld! Für den M135 ruft BMW stolze 56.200 Euro ohne Extras auf. Uff… Das sind über 8.000 Euro mehr als man für den gleichstarken VW Golf GTI Clubsport hinblättern muss, der allerdings ein reiner Frontkratzer ist. Ein Golf R mit Allrad, aber 333 PS kostet schon mindestens 53.795 Euro. Audi verlangt für seinen S3 – ebenfalls Allrad und 333 PS – auch mindestens 55.600 Euro. Ein weiterer Premium-Konkurrent ist der Mercedes-AMG A 35 4MATIC mit 320 PS, der ab 53.544 Euro im Konfigurator steht.

Man sieht, dass BMW den M135 durchaus selbstbewusst, aber nicht übertrieben eingepreist hat. Man darf bei alldem nur nicht vergessen (oder sollte es zum Selbstschutz erst recht), dass es sich immer noch um Kompaktautos handelt!

Fazit 8,5/10

Die Wiedergeburt ist gelungen! Nachdem selbst die Verantwortlichen offen zugegeben haben, dass der Vorgänger nicht alle Erwartungen der Kunden erfüllen konnte, ist der neue 1er nun wieder genau das, was er sein soll: Eine dynamische, fahrspaßorientierte Alternative im Kompaktpool.

Vor allem als M135 findet er zu BMW-typischen Qualitäten zurück und bietet endlich wieder das M-Feeling, dass man zuvor schmerzlich vermisste. Dass er nach wie vor nicht zu den Raumwundern gehört und sich auch bei der Bedienung ein paar Schrulligkeiten leistet, verzeiht man ihm daher gern.

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