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Philosophie-Wechsel bei KTM: Pedrosa fährt in Misano mit Carbon-Chassis

philosophie-wechsel bei ktm: pedrosa fährt in misano mit carbon-chassis

Der orange Rahmen besteht bei diesem Motorrad aus Carbon

Seit KTM 2017 in die MotoGP eingestiegen ist, wurde auf einen Stahlrahmen gesetzt. Die komplette Konkurrenz verwendet Chassis aus Aluminium. Nun tauchte KTM in Misano mit einem Rahmen aus Carbon auf. Beide Motorräder von Testfahrer Dani Pedrosa, der seinen zweiten Wildcard-Start der Saison 2023 absolviert, sind mit diesem neuen Chassis aufgebaut.

“Dani testet für uns die Zukunft”, grinst Brad Binder. Optisch ist das Carbon-Chassis kaum vom bisherigen aus geschweißten Stahlprofilen zu unterscheiden. KTM “versteckt” die neue Entwicklung auch unter oranger Folie, damit man nicht die typischen Carbon-Fasern sieht.

“Wir verwenden ein anderes Chassis”, bestätigt Pedrosa nach dem Freitagstraining, das er als Dritter abschloss. “Wir testen es immer noch und sammeln Informationen. Viele Details kann ich nicht verraten, aber das Gefühl ist auf jeden Fall anders.”

Carbon-Chassis sind in der MotoGP nicht neu. 2009 wechselte Ducati vom Stahlrohrgitterrahmen auf ein Carbon-Chassis. Wobei das damals bei der GP9 keine klassische Rahmenkonstruktion war, sondern der Motor als tragendes Element integriert war. Nach 2011 wurde dieses Konzept verworfen.

Im Sommer wurde Aprilia-Testfahrer Lorenzo Savadori wenige Tage vor dem Grand Prix von Großbritannien mit einem Carbon-Chassis gesichtet. Er testete diese Entwicklung in Misano. Zur Rennreife hat Aprilia diese Entwicklung noch nicht gebracht.

Auch KTM entwickelt schon länger das Carbon-Chassis. Allerdings konnte man diese Entwicklung bis zum ersten Trainingstag in Misano vor der Öffentlichkeit geheim halten. Der Wechsel des Materials ist ein Wechsel der Philosophie.

Warum KTM die Philosophie des Materials ändert

Denn bisher hat KTM darauf bestanden, dass Stahlrahmen Teil der Firmenphilosophie sind und man mit diesem Material auch die meiste Erfahrung hat. “Wir haben jeden Stein zehnmal umgedreht, um eine weitere Millisekunde zu finden”, sagt Motorsportchef Pit Beirer bei MotoGP.com

“Man kommt dann an ein Limit. Deswegen haben wir uns für das Risiko entschieden und uns eine neue Technologie angesehen. Es hat so gut funktioniert, dass Dani und das Team sich dazu entschieden haben, hier das Rennen damit zu fahren.”

“Wir hatten einige gute Tests, andernfalls wären wir damit nicht hier. Wir glauben, dass dieses Projekt ziemlich nahe dran ist, ‘Ready to Race’ zu sein. Aber es ist ein Testwochenende. Deshalb will ich den Druck von Dani nehmen.”

Bei privaten Testfahrten ist Pedrosa meist alleine unterwegs, denn meist sind nur die wenigen Testfahrer vor Ort. Man trifft sich kaum auf der Strecke. Es ist aber wichtig zu verstehen, wie sich das Motorrad bei Rennbedingungen in der Gruppe verhält.

“Wir testen noch”, hält Pedrosa deshalb den Ball flach. “Wir werden dann die gesamten Informationen von diesem Wochenende rekapitulieren, wenn wir mit all den anderen Fahrern gemeinsam auf der Strecke waren. Wir sammeln mehr Daten für die Zukunft.”

Beim Montagstest in Misano werden voraussichtlich Binder und Jack Miller ihre ersten Runden mit diesem Entwicklungsmotorrad drehen können. Mit dem Carbon-Chassis hat KTM die Konkurrenz überrumpelt, denn sonst forscht nur Aprilia mit diesem Material – zumindest soweit bekannt.

“Wir müssen immer noch Schritte machen und müssen aufholen”, sagt Beirer über das Gesamtbild. “Aber ich habe das Gefühl, dass wir immer näherkommen. Die MotoGP ist so dynamisch geworden.”

“Wenn man vier Wochen stillsteht, dann fällt man von einem Podiumsanwärter aus den WM-Punkten. Man muss ständig etwas bringen. Bei uns in der Fabrik ist jetzt alles am richtigen Platz. Wir müssen nicht sofort etwas an die Rennstrecke bringen, sondern können im Hintergrund entwickeln, während wir gleichzeitig eine konkurrenzfähige Maschine auf der Strecke haben.”

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