Berlin

Finanzen

Wirtschaft

Wirtschafts-nachrichten

Neue Berliner U-Bahn: Weniger Türen, mehr Sitzplätze

neue berliner u-bahn: weniger türen, mehr sitzplätze

Der Innenraum eines Zuges der neuen Baureihe JK.

Glänzend sauber steht sie da, der Innenraum schlicht und schnörkellos gestaltet. Als Farbtupfer wurden die bekannten gelben Haltestangen und ein farbenfrohes Muster auf einigen Sitzen verbaut. In Brandenburg wird derzeit ein erstes Testfahrzeug der neuen Berliner U-Bahnen durchgecheckt. «Das Fahrzeug ist seit ein paar Wochen fertig, jetzt wird es auf Herz und Nieren geprüft», sagte Jure Mikolčić, Chef der Herstellerfirma Stadler, am Freitag in Velten. Die neuen Fahrzeuge seien «tailormade», also genau auf die Wünsche der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) und ihr Netz angepasst. «Daher ist es wichtig, sich Zeit zu lassen für die genaue Prüfung», sagte Mikolčić.

Ein Grund für das aufgeräumte Aussehen der neuen Wagen ist die geringere Zahl an Türen: Vier statt sechs Eingänge sollen künftig ausreichen, um die Fahrgastströme zu bewältigen, die Eingangsbereiche sind dafür großzügiger gestaltet. Durch die geringe Zahl an Türen entsteht auch mehr Platz zum Sitzen: In einem Fahrzeug der Kleinprofil-Baureihe mit vier Wagen gibt es künftig 88 statt bisher 80 Sitzplätze.

Im Berliner U-Bahn-Netz sind zwei verschiedene Fahrzeuggrößen unterwegs, weil nicht alle Tunnel und Gleisanlagen gleich groß sind. Bereits getestet wird in Velten das Kleinprofil der Linien U1 bis U4 (Baureihe JK). Das Großprofil der übrigen U-Bahn-Linien (Baureihe J) folgt bei Tests und Auslieferung mit einigen Wochen Verzögerung. «Was ins kleine Fahrzeug passt, passt auch ins große», war hier nach eigenen Angaben das Motto des Herstellers. Und wirklich klein wirkt die Baureihe JK nicht, zwischen den langen Sitzreihen auf beiden Seiten bleibt reichlich Platz.

Die ersten Fahrgäste werden voraussichtlich in etwa einem Jahr in den neuen U-Bahnen Platz nehmen können. Nach den Tests durch den Hersteller werden voraussichtlich im Frühjahr die ersten Fahrzeuge an die BVG geliefert, die dann eigene Überprüfungen anschließen wird. Dabei müsse etwa das Anfahren bei Steigungen ausprobiert werden, auch Probefahrten unter Volllast mit zahlreichen Sandsäcken statt Fahrgästen stehen BVG-Projektleiter Björn Braune zufolge dann auf dem Programm. 2000 Beschäftigte müssten für den Betrieb geschult werden, etwa Fahrer und Werkstatt-Mitarbeiter. Ursprünglich sollten die Testfahrzeuge schon Ende dieses Jahres an die BVG ausgeliefert werden.

Im Herbst 2023 soll der Probebetrieb starten – erst dann sind die Testfahrzeuge im regulären alltäglichen Betrieb mit Fahrgästen unterwegs. Die Serienlieferung startet nach aktuellem Stand Ende 2023 oder Anfang 2024.

Die BVG hat einen Auftrag über 1500 neue U-Bahn-Wagen erteilt, in einem ersten Abruf werden 376 Wagen von Stadler geliefert. Ältere U-Bahnen sollen durch die neue Reihe nach und nach ersetzt werden. Derzeit besteht die Flotte laut Unternehmen aus etwas mehr als 1250 Fahrzeugen. Die ältesten Wagen, die noch in Betrieb sind, wurden Projektleiter Braune zufolge 1964 gebaut.

Neben weniger Türen und mehr Sitzplätzen fallen im Inneren vor allem vier große Monitore pro Wagen und teils große Panoramafenster auf. Im Mehrzweckabteil, in dem Klappsitze wie gewohnt Platz für Fahrräder oder Kinderwagen bieten, gibt es zudem eine Sitzreihe mit geringerer Sitzhöhe – passend für kleinere Fahrgäste.

Alle Sitze werden mit dem bunten «Muster der Vielfalt» bezogen, das im Sommer von der BVG vorgestellt wurde. Es zeigt ein buntes Meer menschlicher Umrisse – symbolisch für die Vielfalt der Fahrgäste.

TOP STORIES

Top List in the World