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Supersportler

Mehr drin, mehr dran für mehr Geld

Lohnt es sich, zwei Motorräder Probe zu fahren, an denen gerade mal zwei winzige Details neu sind, noch dazu gar nicht (Traktionskontrolle) oder nur in Intervallen sichtbar (LED-Blinker)? Antwort vorab: Ja sicher. MOTORRAD fuhr die neue Ninja 650.

Mehr drin, mehr dran für mehr Geld

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Rein äußerlich macht der Volks-Sportler Kawasaki Ninja 650 zwar schwer auf ZX-10 R. Doch unter der chicken Schale steckt ja “nur” ein 650er mit 68 PS. Dieser Twin ist noch ein echter Gegenläufer: Der eine Kolben saust dem auf, der andere nieder. Typisch Kawasaki dreht der Zweizylinder nach Kaltstart recht hoch, rund 2.000 Touren. Kernig-knurrig klingt der Twin mit 180-Grad-Kurbelwelle aus dem kurzen Stummel am brotkastenförmigen Sammler. Erster Pluspunkt: Alles komplett aus Edelstahl gefertigt. Super-easy: Zum Ziehen der klasse dosierbaren, extrem leichtgängigen Seilzugkupplung reichen ein oder zwei Finger.

Bekannter Twin mit Elan

Die “Assist Slipper Clutch” kommt dank spezieller Rampen im Kupplungskorb übrigens mit nur drei Kupplungsfedern aus. Mit Elan setzt sich Kawasakis Bonsai-Kämpfer in Fahrt. Kurze Übersetzung macht ihn recht elastisch und durchzugsstark. Ab 4.000/min kommt Leben in die Bude, ab 6.000 Touren wird es einigermaßen feurig. Schon bei 8.000 Touren ist der Leistungsgipfel geentert, mahnt der Schaltblitz zum Einlegen des nächsthöheren Gangs. Besonders in der zweiten Drehzahlhälfte pulsiert der kleine Raubatz unter dem 15-Liter-Tank eher derbe. Ausgleichswelle hin oder her: Unter den Fußrasten sitzen nicht ohne Grund fette Ausgleichsgewichte.

Leicht und handlich

Das 195 Kilogramm leichte Fliegengewicht ist im Kurven-Karussell voll in seinem Element. Locker-flockig wischt die Ninja durch alle Radien, lenkt mit der Leichtigkeit eines Mountainbikes ein. Eine superhandlicher, giftgrüner Wirbelwind ist das! Der hohe, einteilige Lenker und der schmale 160er-Hinterreifen wirken wunder, weil handlingfördernd. Spielerisch lässt sich die Kawa hin-und-herwerfen. Sie ist heute mit Bridgestone S 22 besohlt. Die Japan-Pneus grippen klasse, rollen herrlich rund bis zur Reifenkante. Ab Werk trägt die in Thailand gebaute Ninja 650 Dunlop Roadsmart 2 in Sonderkennung “W”.

Neue Traktionskontrolle

Die abschaltbare Traktionskontrolle KTRC hat in Stufe 1 nicht viel zu regeln. Erst in Stufe 2 bleibt selbst mit nur 68 PS mitunter mal recht unvermittelt und lang die Leistung weg: Droht das Hinterrad durchzudrehen, wird erst die Zündung zurückgenommen, dann ausgeschaltet. Wenn das noch nicht reicht, schließt die sekundäre, vom Bordrechner betätigte Drosselklappe.

Einfaches, solides Fahrwerk

Einfach sind die weichen, komfortorientierten Federelemente gestrickt – eine 41er-Telegabel und ein liegendes, lediglich in der Federbasis verstellbares Federbein. Immerhin trägt es ein Umlenksystem, könnte bei forcierter Gangart mehr Dämpfung, gerade in der Zugstufe vertragen. Und die Front taucht beim Griff zu den erstaunlich wirkungsvollen Doppelkolben-Schwimmsätteln weit ab. Sie beißen ordentlich, doch nicht perfekt dosierbar auf die hippen Petal-Bremsscheiben im Wave-Look.

Neu: 4 Jahre Garantie

Mit 790 Millimeter Sitzhöhe taugt die Ninja wie ihre zweieiige, 188 Kilogramm leichte Zwillingsschwester Z 650 bestens für kleine Fahrer(innen). Spätestens ab 1,80 Meter Größe empfiehlt sich der optionale, höhere Fahrersitz. Zumal er das Feedback von der Front, das Gefühl fürs Vorderrad entscheidend verbessert. Letzte Pluspunkte des Mini-Sportlers wie des Naked Bikes sind das kontrastreiche, gut ablesbares TFT-Display mit Connectivity-Funktion, langgestreckte 12.000er-Wartungsintervalle und – neu – vier Jahre Hersteller-Garantie. Beide wurde nach der leichten Modellpflege 550 Euro teurer. Scheint eine Form von Mehrwert-teuer zu sein.

Fazit

Kurz vor der nun auch hierzulande beginnenden Motorrad-Saison haben uns Kawasaki Z und Ninja 650 bei der ersten Fahrprobe jedenfalls ganz ordentlich Freude bereitet.

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