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Legende mit einem Zylinder für 6.500 Pfund

2016 kaufte Mahindra die Markenrechte an BSA. 2022 steht ein neues Motorrad mit neuem Motor und legendärem Namen bei den Händlern.

Legende mit einem Zylinder für 6.500 Pfund

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Birmingham Small Arms Company hieß die Firma eigentlich, man kennt sie jedoch unter dem Kürzel BSA. Mit ihrem bis in die 60er-Jahre gebauten Einzylinder Gold Star wurde die britische Marke weltbekannt, bevor Anfang der 70er-Jahre der Niedergang kam. Ende 2016 hat der indische Mahindra-Konzern über seine Tochtergesellschaft Yezdi die Markenrechte an BSA gekauft und angekündigt, unter dem Namen wieder Motorräder bauen und diese auch international auf den Markt bringen zu wollen. Als Zeitraum für das Comback von BSA wurden seinerzeit zwei Jahre genannt. Im August 2019 kündigte Yezdi mit einem Post auf Instagram “ein Comeback” an. Mit welchen Modellen blieb dabei allerdings völlig offen. Der BSA-Start ließ lange auf sich warten. Ende 2021 war es endlich so weit. Auf der Motorshow in Birmingham feiert die neue Birmingham Small Arms ihren Neustart. Die Überraschung: BSA bringt die Gold Star zurück. Mit einem Einzylinder mit 652 Kubik. Ab August 2022 sollen die neuen Modelle bei den Händlern stehen. Zumindest in Großbritannien. Von deutschen Händlern hat MOTORRAD noch nicht gehört.

BSA Gold Star 650

Die neue BSA Gold Star setzt wie ihr historisches Vorbild auf einen potenten Einzylinder. Der aktuelle Single setzt auf Wasserkühlung, 652 Kubikzentimeter Hubraum, Doppelzündung, 45 PS bei 6.000 Touren und 55 Nm Drehmoment bei 4.500/min. Die Gold Star 650 passt so perfekt in die A2-Klasse und liegt mit der Leistung nicht weit weg vom Hauptkonkurrenten: der Royal Enfield Continental GT mit 650 Kubik und 48 PS. Der sehr klassisch gezeichnete Single hängt in einem Stahlrohrrahmen mit Doppelschleife und einfacher Schwinge aus Stahl. Das Fahrwerk besteht aus einer Telegabel mit Singlescheibe und Brembo-Zange vorn. Hinten trägt die Gold Star Stereo-Dämpfer und ebenfalls eine Scheibenbremse. Die Speichenfelgen mit je 36 Speichen tragen Pirelli Phantom Sportcomp in den Dimensionen 100/70-18 vorn und 150/70-17 hinten. ABS ist obligatorisch an Bord. Fahrfertig wiegt die neue Gold Star 213 Kilogramm. In den Tank passen 12 Liter und mit einem Verbrauch von nur 3,36 Liter kommt die Gold Star theoretisch bis zu 357 Kilometer weit. BSA will die neue 650er in den Farben Rot, Dawn Silver, Highland Green und in der nicht näher spezifizierten Legacy Edition anbieten. Letztere trägt den Lack Silver Sheen und dürfte der alten Gold Star mit ihrem verchromten Tank nahekommen. Die Preise starten in England bei 6500 Pfund Stirlilng für Highland Green über 6.800 Pfung für die Insignia Red, Midnight Black and Dawn Silver bis zu 7.000 Pfund für die Silver Sheen Legacy Edition.

Motor wirklich alt

Einzylinder mit Wasserkühlung waren und sind selten. Anfang der 1990er bis Anfang des neuen Jahrtausends waren diese Konstruktionen gerne und oft in Enduros verbaut. Prominente Vertreter sind die Aprilia Pegaso und die BMW F 650. Und wer sich deren technische Daten und vor allem Bilder anschaut, entdeckt viel Gemeinsames zwischen der alten Rotax-Konstruktion und dem BSA-Single. Nicht nur der übereinstimmende Hubraum, die Doppelzündung und sehr ähnliche Leistungsdaten haben beide Antriebe miteinander gemein, sondern auch die Bauweise des Gehäuses: Der fast senkrecht stehende Zylinder, die Lage des Anlassers direkt am Zylinderfuß, der Ölfilter genau gegenüber, der großflächige Schacht der Steuerkette zum Zylinderkopf in Fahrrichtung links und der charakteristische Primärtrieb unterstreichen die Verwandschaft. Der BSA-Single und der alte Einzylinder von Rotax haben sehr viel gemeinsam, selbst wenn der Zylinderkopf neu gestaltet ist. Beim alten Rotax-Single steht der Einlasskanal fast senkrecht, während er beim BSA-Single waagrecht liegt. Und es ist nur logisch, denn der Single war nie schlecht. Er war für Mittelklasse-Enduros nur nicht mehr die beste Wahl und neue Abgasnormen mir Euro 3, 4 und 5 bedeuten für Motoren nur selten ein technisches Aus. Meist sind sie das wirtschaftliche Ende eines Antriebes.

BSA aus England und als Elektroversionen

Im November 2020 hatte Anand Mahindra, indischer Milliardär und Vorsitzender der Mahindra Group, in einem Interview mit der britischen Zeitung “The Guardian” die Comebackpläne erneut aufgeriffen. BSA soll im Jahr 2021 an den Start gehen – und zwar mit einer Produktion in Großbritannien. Wobei es sich hier nur um eine Endmontage aus aus Indien zugelieferten Bausätzen handeln soll. Aktuell gäbe es zwar noch Unabwägbarkeiten wegen Corona und dem Brexit, aber der Plan an sich stehe. Zunächst soll BSA mit Motorrädern mit Verbrennermotoren starten, später dann aber auch auf Elektroantriebe umschwenken. Wobei “später” bereits Ende 2021 bedeutet. Mahindra wird in Kürze mit dem Bau eines Forschungs- und Entwicklungsstandorts in Banbury beginnen, wo bereits das Mahindra Racing-Team ansässig ist.

Weltweit über 200.000 Beschäftigte

In der Motorradszene ist Mahindra keineswegs unbekannt. Seit 2011 startet der Konzern mit Firmensitz in Mumbai als Konstrukteur mit eigenem Team erfolgreich in der Moto3-Weltmeisterschaft. In Indien zählt Mahindra als Anbieter von Autos, Motorrädern, Landmaschinen und Flugzeugen zu den ganz Großen. Weltweit beschäftigt der Konzern über 200.000 Mitarbeiter (zum Vergleich: BMW hat weltweit 122.500 Beschäftigte). Parallel zum Kauf von BSA hatte Mahindra seinerzeit auch die indischen Lizenzrechte der tschechischen Marke Jawa erworben. Die ersten neuen Jawa-Modelle sind bereits zu kaufen. Ebenfalls zum Portfolio der Inder gehört die Motorrad- und Scooter-Sparte von Peugeot.

Fazit

Der indische Mahindra-Konzern bringt 2021 die Kultmarke BSA zurück. Mit Modellen rund um einen neuen 650er-Zweizylinder will BSA direkt gegen Wettbewerber Royal Enfield antreten.

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