Doch, es gibt sie noch, die Automobile, die spontane Begeisterung auslösen. Bei dem Biker, der sich die kurvige Bergstraße hoch kämpft und beim Entgegenkommen zustimmend den Daumen reckt. Oder den Schulkindern, die im Dorf ein paar Meter hinterher laufen, um länger etwas sehen und hören zu können. Oder dem jungen Mann in seiner Hauseinfahrt, der beim Vorbeifahren anerkennend nickt. Der Mercedes AMG GT 63 ist ein Sympathieträger. Zumindest auf spanischen Land- und Dorfstraßen.
Ikone 2.0
Das Kombiinstrument des Mercedes AMG GT 63 ist vielfach programmierbar
Die Mercedes-Designer haben bei der zweiten Generation ihres Spitzenmodells einige Anstrengungen unternommen, damit das so bleibt. Denn beinahe hätte der AMG GT, der in Bremen gebaut wird und ab Frühjahr 2024 ausgeliefert werden soll, etwas von seiner dynamischen Eleganz eingebüßt. Mit 4.728 mm ist er fast 18 Zentimeter länger als sein Vorgänger, die Höhe hat um sieben Zentimeter zugelegt und die Breite um 4,5 Zentimeter. Zudem bringt er rund 300 Kilogramm mehr auf die Waage.
Dabei hat ihm der Längenzuwachs vor allem innen durchaus gut getan. Optional gibt es ihn auch als 2+2-Sitzer. Zumindest Kinder sollten ausreichend Platz in der zweiten Reihe haben. Da sich die Rücklehnen umklappen lassen, liefert der normal 321 Liter große Kofferraum dann bis zu 675 Liter. Die Ladekante ist etwas hoch geraten, dafür aber öffnet die Heckklappe weit. In der ersten Reihe ist für größere Zeitgenossen gut Platz. Ein- wie Ausstieg durch die weit öffnenden Türen klappen ohne allzu große Verrenkungen, man fühlt sich trotz des üppigen Mitteltunnels nicht eingezwängt und die bequemen Sportsitze lassen sich auch weit nach hinten schieben.
Alles edel, alles passt zusammen. Das Kombidisplay vor dem Fahrer ist vielfältig programmierbar, das optionale Head-Up-Display bietet Platz für die wichtigsten Infos, das 11,9 Zoll große Display auf der Mittelkonsole, das sich bis weit ins Armaturenbrett hoch zieht, bietet eine klare Navigationsanzeige und dient als Schaltzentrale für den Bordcomputer.
Egal ob Parkplatz oder kurvige Bergstraße: Dafür, dass das Fahren im AMG GT 63 ebenso lustvoll wie problemlos ist, haben die Ingenieure reichlich Technik eingebaut. So sorgt etwa die bis zu 2,5 Grad mitlenkende Hinterachse für kleine Lenkradien und sichere Kurvenfahrten. Die Wankbewegung hat Mercedes durch ein ausgeklügeltes System nahezu eliminiert. Im Prinzip sind die einzelnen Dämpfer des Autos verbunden. Der Dämpfer vorne links ist über eine hydraulische Leitung mit dem Dämpfer vorne rechts verbunden. Dazu gibt es über eine Leitung quer durch das Fahrzeug auch eine Verbindung zu den hinteren Dämpfern. Ein zweiter Kreislauf verbindet zudem die anderen Seiten der Dämpferkammern. Klingt kompliziert? Ist es auch. Aber es funktioniert. Der Sportler hat serienmäßig einen variablen Allradantrieb, der die Antriebskraft situationsbedingt und stufenlos zwischen 50:50 zwischen den Achsen und 100% an die Hinterachse verteilt. Sechs Fahrprogramme stehen zur Wahl, jederzeit schaltbar über einen Knopf am Lenkrad. Die neunstufige Automatik schaltet blitzschnell und kaum merkbar. Wer mag, kann auch über zwei große Schaltwippen am Lenkrad manuell schalten.
Wie üblich hat all das seinen Preis. Das Mercedes AMG GT 63 Coupé kostet ab 188.704 Euro, für die Plus-Version werden 198.557 Euro fällig – beliebig ausbaubar nach oben. In abgespeckter Version soll der AMG GT ab Sommer 2024 dann auch als 55er zu haben sein, mit 476 PS / 350 kW Leistung.