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Endlich unabhängig vom Stromnetz

Nicht jeder Übernachtungsplatz hält eine Steckdose parat. Häufig begrenzt dann der Stromspeicher die Aufenthaltsdauer. Längere Autarkie verspricht eine moderne Lithiumbatterie. Das gilt es beim Einbau zu beachten.

Lithiumbatterien sind aus unserem Alltag kaum noch wegzudenken. Zuerst tauchten sie als kleine Knopfzellen in Armbanduhren auf, dann als Speicher für stromhungrige Smartphones und Laptops und nun sogar als Tank von Elektroautos. Auch im Reisemobil wachsen die Ansprüche, immer mehr Verbrauchsgebräte saugen den Stromspeicher leer, und der Komfort, über einen Wechselrichter ein 230-Volt-Gerät zu betreiben, wird geschätzt.

Viel Stromkapazität dank Lithiumbatterie

Statt eine zweite oder dritte Bleibatterie zu ergänzen, stellt sich immer öfter die Frage, ob eine Lithiumbatterie nicht die bessere Wahl wäre. Die Preise sind zwar immer noch um ein Vielfaches höher als für eine Blei-Gel- oder -AGM-Batterie gleicher “Größe”, also Amperestunden-Zahl. Berücksichtigt man aber, dass die nutzbare Kapazität einer Lithiumbatterie im Vergleich etwa doppelt so hoch ist und die Zyklenzahl sogar das Dreifache und mehr erreicht, sind die Anschaffungskosten über die ganze Lebensdauer nicht unbedingt höher.

Einen ausführlichen Vergleich der Lithium- und AGM-Batterien können Sie hier nachlesen.

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Batteriegehäuse sind meist verschweißt und geben ihr Innenleben nicht so einfach preis. Liontron geht einen anderen Weg und verschraubt Deckel und Komponenten seiner Batterien. So können einzelne Zellblöcke oder Elektronikteile ausgetauscht werden. Ein Siegel schützt aus Garantiegründen vor unbefugtem Zugriff.

Geladen werden muss natürlich auch die Lithiumbatterie. Dafür kommen abseits der Landstromdose vor allem eine Solaranlage, ein Generator oder der Motor des Basisfahrzeugs in Frage. Wer gerne durch die Lande tingelt, könnte eigentlich bei jeder Weiterfahrt mal eben die Stromreserven wieder auffüllen. Moderne Motoren machen da aber nicht mit, denn sie sind auf minimalen CO2-Ausstoß getrimmt. Dabei helfen sogenannte intelligente Lichtmaschinen, die den Stromfluss abschalten, sobald die Starterbatterie voll ist – auch wenn die Bordbatterie noch Ladung nötig hätte.

Abhilfe schaffen sogenannte Ladebooster, die sich unterwegs um eine bessere Ladeleistung für die Aufbaubatterie kümmern. Handelt es sich dabei um eine schnellladefähige Lithiumbatterie, lohnt es, mit massiver Booster-Power zu arbeiten, was eine weitgehende Vollladung schon bei mittellangen Fahrstrecken verspricht.

Diesem Gedanken folgt die hier gezeigte Optimierung. Dabei wird die serienmäßige Blei-AGM-Batterie mit 95 Ah gegen einen Liontron-LiFePO4-Akku (kurz LFP) mit 200 Ah getauscht und durch zwei Victron-Ladebooster mit je 30 A Ladestrom ergänzt. Um die LPF-Batterie auch am Landstrom maximal schnell und optimal zu laden, wäre außerdem der Tausch des Elektroblocks oder die Ergänzung durch ein zweites Ladegerät mit Lithiumkennlinie erforderlich. Wir belassen es im Etrusco-Dauertestwagen der Redaktion jedoch ganz bewusst beim vorgenannten Umfang, um in der Praxis zu testen, wie weit man bereits damit kommt.

Das muss beim Einbau berücksichtigt werden

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Bilder: Lithiumbatterie einbauen

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Den Einbau erledigte das engagierte Team von Mika Caravan in Dinkelsbühl in rund vier Stunden. Je nach Einbausituation kann es aber auch länger dauern als hier, wo nur kurze Kabelwege innerhalb des Fahrerhauses zu verlegen waren. So können die Kosten für den Einbau zwischen rund 600 und 800 Euro schwanken.

Die gezeigte Anordnung der Bordelektrikkomponenten in den Sitzkonsolen des Fiat Ducato findet sich sehr häufig in Reisemobilen der Einsteiger- und Mittelklasse. Liontron hat eigens dafür zwei LFP-Batteriemodelle mit 150 oder 200 Ah im Programm, deren Abmessungen speziell auf die Sitzkonsolen zugeschnitten sind. Der Platz in der Konsole reicht sogar gerade so, dass die beiden Ladebooster auch noch daneben installiert werden können und die Leitungswege damit verlustarm kurz bleiben.

Selbst wenn es sich hier um relativ ungefährliche 12-Volt-Gleichstrom-Installationstechnik handelt, empfiehlt es sich, die Umrüstung der Fachwerkstatt zu überlassen. Immerhin fließen Ströme von bis zu 60 Ampere, da müssen nicht nur die Leitungsquerschnitte mit Bedacht gewählt werden – hier 16-mm2-Kabel –, sondern auch die Enden dauerhaft vibrationssicher verschraubt sein. Dafür werden mit einem Spezialwerkzeug Ringösen auf die Enden der konfektionierten Kabel gepresst und mit Schrumpfschläuchen abisoliert.

Platz zum Arbeiten verschafft das Entfernen aller Verkleidungsteile der Sitzkonsolen und am besten auch der Sitze. Dazu müssen aber die Kabelverbindungen der Sitze getrennt und später wieder verbunden werden – ein Vorgang, der wegen der pyrotechnischen Gurtstraffer dem Fachpersonal vorbehalten bleiben sollte.

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Sind die beiden Vordersitze entfernt, kann man ganz einfach unter dem Beifahrersitz die Batterie und unter dem Fahrersitz die Elektroblock (blau) erreichen.

Neben die beiden dicken Plusleitungen, die von den Boostern bis zur Starterbatterie führen, legt man außerdem eine D+-Steuerleitung, die meldet, wenn der Motor läuft – erst dann beginnen die Booster mit ihrer Arbeit. Oft findet sich in der Nähe des Elektroblocks oder Ladegeräts eine passende Klemme, wo die Steuerleitung der Booster mit angeschlossen werden kann, denn der Kühlschrank benötigt dieses Signal ebenso, sollte er mit einer automatischen Energiequellenwahl ausgestattet sein. Wenn das vorhandene Ladegerät – hier ein Schaudt EBL 31 – keine Kennlinie für Lithiumbatterien aufweist, wählt man die für Blei-Gel-Akkus, weil die Ladeendspannung von 14,4 Volt besser für LFP-Batterien passt.

Sowohl die Liontron-Batterie als auch die Victron-Booster haben ein Bluetooth-Modul integriert und sind via App ansteuerbar. So lassen sich nicht nur alle relevanten Zustandswerte der Batterie direkt ablesen, sondern auch verschiedene Booster-Einstellungen gezielt der Situation anpassen. Das sind auch gute Voraussetzungen, um die Tauglichkeit dieser Lösung im Praxiseinsatz der nächsten Monate zu testen.

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