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ADAC und Stiftung Warentest warnen vor lebensgefährlichem Kindersitz

Im Test versagte ein Sitz der Marke Peg Perego beim Frontalcrash. Käufer sind aber vorerst auf Kulanz angewiesen.

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Ich heb‘ ab: Der 15-Kilo-Dummy Sekundenbruchteile nach dem Crash. © ADAC

Bei Crashversuchen des ADAC und der Stiftung Warentest ist ein Kindersitz der Marke Peg Perego mit gravierenden Sicherheitsmängeln aufgefallen. Am Sitz des Typs Viaggio Twist brach zuerst der Stützfuß der zugehörigen Isofix-Basis ab, woraufhin sich die Sitzschale löste und samt Dummy nach vorn geschleudert wurde. Im realen Leben drohten dem gegen die Fahrtrichtung angeschnallten Kind schwere Verletzungen, warnt der ADAC. Vom Kauf oder einer weitere Verwendung des Kindersitzes werde deshalb dringend abgeraten.

Peg Perego hat inzwischen reagiert und die Auslieferung seines Produkts gestoppt. Das Unternehmen wolle eigene Tests durchführen und dann über das weitere Vorgehen entscheiden, sagt Dennis Stieler von der Stiftung Warentest. „Da der Sitz die Tests für die Zulassungsnorm bestanden hat, ist Peg Perego – zumindest Stand jetzt – nicht verpflichtet, die verkauften Sitze zurückzunehmen.“ Käufer könnten vorerst nur um Kulanz bitten. Einen Anspruch auf Rückgabe oder Umtausch haben Verbraucher nur, wenn gesetzliche Anforderungen nicht erfüllt werden.

Der Viaggio Twist ist ein für Ein- bis Vierjährige konzipierter Sitz und für Körpergrößen von 64 bis 105 Zentimeter freigegeben. Erst im Oktober 2023 haben der Sitz und die Basis ihre gesetzlich vorgeschriebene Zulassung erhalten. Der Sitz kostet rund 300 Euro, die Isofix-Station Base Twist weitere 220 Euro.

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So sieht der Kindersitz von Peg Perego samt Isofix-Basis und Stützfuß aus. Der italienische Hersteller hat die Auslieferung inzwischen gestoppt. © ADAC

Ihm und seinen Kollegen sei mitgeteilt worden, dass seit dem Marktstart erst 13 Einheiten in Deutschland verkauft worden seien, sagt Dennis Stieler. Die in den Crashtests verwendeten Prüfmuster stammen aus Italien, wo Peg Perego seinen Hauptsitz hat. In Deutschland fungieren unter anderem große Babyausstatter als Vertriebspartner.

Alle Ergebnisse des noch laufenden Kindersitztests werden am 21. Mai online und im Juni-Heft der Zeitschrift Test veröffentlicht. Laut ADAC sind insgesamt 24 Sitze überprüft worden. Alle Prüfmuster müssen einen Frontalaufprall mit 64 km/h überstehen. Das Szenario ist an den Euro-NCAP-Crashtest angelehnt. Gravierende Sicherheitsmängel seien dabei die Ausnahme, sagt Warentester Stieler.

Der letzte ähnlich kritische Fall stammt aus dem Jahr 2021. Damals hatte sich ein Autokindersitz der Marke Chicco sowohl beim Frontalcrash als auch bei einem Seitenaufprall von der Basis gelöst. Auch hier war der Dummy unkontrolliert durchs Fahrzeuginnere geflogen. Chicco reagierte mit einem Rückruf für das Modell Kiros i-Size und die zugehörige Isofix-Basis.

Einen anderen Rückruf musste 2020 der Hersteller BeSafe wegen Problemen mit der Isofix-Basis für seine Babyschale iZi Go X1 initiieren.

Kulanzanfragen an: PEG Kinderwagenvertriebs- und Service GmbH, Tel.: 08131 51850 (Telefonzeiten nur vormittags) oder per Mail an [email protected]

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