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Berliner Polizei: Tourist amüsiert sich über „beschämend schlechte Fahrzeugausstattung“

berliner polizei: tourist amüsiert sich über „beschämend schlechte fahrzeugausstattung“

Ein Transporter der Berliner Polizei in kräftigem Grün. Eigentlich hat die Berliner Polizei bereits 2010 auf die Farbgebung Blau-Silber umgestellt.

Berlins Polizei ist um ein weltoffenes und vor allem modernes Image bemüht. Doch mag es mitunter nicht so recht klappen. Wer die Hauptstadt besucht – gerade jetzt zur Fußball-EM – sieht, in welch marodem Zustand mitunter die Ausstattung der Polizei ist.

Franz-Josef Heutger, ein pensionierter Polizeibeamter aus Warstein (NRW), besuchte am vergangenen Wochenende Berlin. Nach vielen Jahren war er mal wieder in der Bundeshauptstadt. Ihm fiel auf, dass die Berliner Polizei offenbar über eine, „soweit in der Öffentlichkeit erkennbar, beschämend schlechte Fahrzeugausstattung verfügt“. Das war für ihn Anlass, einen Leserbrief an die Berliner Zeitung zu schreiben.

Unter anderem habe er als Streifenwagen einen Opel-Zafira und ältere VW-Busse gesehen, schreibt er. „Beide Fahrzeuge werden seit Jahren nicht mehr produziert, sind auch völlig untermotorisiert, ein aktuelles Fahrzeugmodell habe ich trotz intensiver Aufmerksamkeit in der Stadt während des gesamten Aufenthaltes nicht ausmachen können“, schreibt Franz-Josef Heutger. „Der Gipfel meiner Beobachtung: Bei dem Besuch des Reichstagsbereiches, an diesem Tag auch stark besucht wegen der dort installierten ‚Fanmeile‘, konnte ich neben zwei dort mit Fahrern wartenden schwarzen neuwertigen Audi A8 – offenbar Politiker-Limousinen – zwei abgestellte Polizeigruppenfahrzeuge beobachten.“

Eines dieser Fahrzeuge habe sich durch eine grüne Farbe ausgezeichnet. „Diese Farbgebung für Polizeifahrzeuge ist mir in NRW jahresmäßig nicht mehr geläufig.“ Ironisch fügt er hinzu: „Das Alter der beiden Mercedes-Modelle würde ich als stark H-Kennzeichen-verdächtig bezeichnen.“ Das H-Kennzeichen steht für „historisch“. Es ist ein Nummernschild, das an Fahrzeuge mit historischem Wert vergeben wird, die vor mindestens 30 Jahren erstmals zugelassen wurden. Berlin begann im Jahr 2010 seine Polizeiautos auf Blau-Silber umzustellen.

Über sein Berlin-Erlebnis sagt er: „Diese Zustände sind dem Ansehen einer Bundeshauptstadt in absolut beschämender Weise abträglich und – für mich genauso wichtig – eine Geringschätzung der Arbeit der Berliner Polizeibediensteten, die mit typisch Berliner Umständen (Clan- und Drogenkriminalität, ‚Folklore‘-Veranstaltungen wie 1.-Mai-Kundgebung und Silvesterfeier, wie es sie in diesem Ausmaß in keiner deutschen Großstadt gibt) zusätzlich belastet sind.“

Unser Leser fügt noch ein Postskriptum an: „In Bayern, wo sicherlich nicht alles gut ist, fährt die Polizei zumindest in der Landeshauptstadt und auf den Autobahnen aktuelle BMW 5er-Touring, Farbgebung in der eigentlich bundesweiten Farbgebung Silber-Blau!“

Heutger sagt auf Nachfrage, dass er Erster Polizeihauptkommissar war. In seiner über 43-jährigen Dienstzeit sei er etwa 35 Jahre im operativen Dienst, davon 13 Jahre in Düsseldorf Dienstgruppenleiter gewesen und habe in der Einsatzleitstelle gearbeitet. Er dürfte also einige praktische Erfahrungen haben.

Der Fuhrpark der Berliner Polizei, der aus mehreren Tausend Fahrzeugen besteht – vom Pkw bis zum Radlader – ist tatsächlich zum großen Teil veraltet. Einige Fahrzeuge sind schon mehrere Jahrzehnte alt. Vor allem die zivilen Pkw, mit denen Zivilfahnder unterwegs sind, sind in die Jahre gekommen. Viele Autos haben lange Laufzeiten und hohe Kilometerstände auf den Tachos; sie sind verschlissen, etwa die Kupplungen. Nach Angaben von Beamten leidet die Behörde zudem unter einem Fahrzeugmangel, da viele Autos kaputt sind. In den polizeieigenen Werkstätten mangele es an Personal und in externen Werkstätten gälten die üblichen Wartezeiten.

Die Situation dürfte sich weiter verschärfen, denn Berlin muss sparen. So hat die Polizei in diesem Jahr 20,7 Millionen Euro weniger. Im kommenden Jahr ist mit weiteren Einsparungen zu rechnen. Deshalb muss zum Beispiel der Kauf neuer Fahrzeuge verschoben werden.

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