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Trump will VW, BMW und Co. „amerikanisch“ machen – Experte: „Verlagerung in die USA möglich“

trump will vw, bmw und co. „amerikanisch“ machen – experte: „verlagerung in die usa möglich“

US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump erklärte auf einer Wahlveranstaltung in Georgia, dass er deutsche Autobauer zu amerikanischen Autobauern machen wolle.

Die deutsche Autoindustrie befindet sich in einer der größten Krisen. Volkswagen zieht Werksschließungen in Deutschland in Betracht, Mercedes-Benz fährt weniger Gewinne ein als erhofft und Autozulieferer spielen vermehrt mit dem Gedanken, ins Ausland abzuwandern.

US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump will die Gunst der Stunde offenbar nutzen, die deutschen Hersteller in die USA zu locken. Das berichtet die Nachrichtenagentur AP. Auf einer Wahlveranstaltung des Republikaners am Dienstagabend im US-Bundesstaat Georgia warb der Ex-Präsident mit Steuerversprechen um internationale Firmen. Er sagte: „Ich möchte, dass deutsche Autofirmen zu amerikanischen Autofirmen werden. Ich will, dass sie ihre Fabriken hier bauen.“ Trump versprach, jedem großen Unternehmen ein Angebot zu machen, wenn er die Präsidentschaftswahl am 5. November gewinnen sollte.

„Ich werde Ihnen die niedrigsten Steuern, die niedrigsten Energiekosten, die geringste Regulierungslast und den freien Zugang zum besten und größten Markt der Welt bieten, aber nur, wenn Sie Ihr Produkt hier herstellen“, sagte Trump. Wie realistisch sind seine Werbeversuche Richtung VW, BMW und Co.?

Trump betonte in seinen teils unübersichtlichen und losen Ankündigungen, dass es für seine Versprechungen gewisse Voraussetzungen gebe. „Wenn Sie Ihr Produkt nicht hier herstellen, müssen Sie einen Zoll bezahlen – einen sehr hohen Zoll, wenn Sie Ihr Produkt in die Vereinigten Staaten schicken.“ Trump führte weiter aus: „Wir werden Autos auf einem Niveau herstellen, das ihr noch nie zuvor gesehen habt. Wir werden Autos herstellen, größer, besser, schöner, stärker und schneller als je zuvor.“ Weiter drohte der 79-Jährige, dass er „anderen Ländern die Arbeitsplätze wegnehmen“ wolle.

Auf Anfrage der Berliner Zeitung, wie reizvoll und realistisch die Anwerbeversuche von Trump sind, erklärt ein Sprecher von VW, dass man sich dazu „gegenwärtig nicht äußern“ werde. Auch BMW betont auf Anfrage: „Wir beteiligen uns nicht an öffentlichen Spekulationen über den Ausgang der US-Präsidentschaftswahl.“ BMW sei allerdings bereits heute in den USA stark vertreten, unter anderem durch ein Werk in Spartanburg im US-Bundesstaat South Carolina.

trump will vw, bmw und co. „amerikanisch“ machen – experte: „verlagerung in die usa möglich“

Montage eines BMW X3 im Werk in Spartanburg im US-Bundesstaat South Carolina.

Ein Sprecher von Mercedes erklärt, dass man „Standort- und Investitionsentscheidungen auf Basis einer Vielzahl von langfristigen Faktoren wie der Verfügbarkeit qualifizierter Arbeitskräfte oder der Anwesenheit von Zulieferern, Materialien und Komponenten“ treffe. Mercedes verfolge seit langem eine „local for local“ Strategie, um in den verschiedenen Wirtschaftsregionen der Welt jeweils vor Ort mit Beschaffung, Entwicklung und Produktion präsent zu sein. „Dadurch erreichen wir eine gewisse lokale Unabhängigkeit“, so der Sprecher. Die Frage, ob man die Präsenz in den USA weiter ausbauen werde, blieb unbeantwortet.

Der Verband der Automobilindustrie (VDA) wollte die Aussagen von Trump auf Nachfrage nicht kommentieren. Ein Sprecher des VDA betonte jedoch ebenfalls, dass die deutsche Automobilindustrie seit Jahrzehnten in den USA präsent und die Vereinigten Staaten ein „wichtiger Bestandteil im Produktionsnetzwerk der deutschen Automobilindustrie“ seien. Im vergangenen Jahr hätten die deutschen Hersteller in den USA so viele Fahrzeuge gefertigt wie nie zuvor. Daher müsse die Politik „weltweit auf internationale Zusammenarbeit, faire Wettbewerbsbedingungen und freien Handel setzten statt auf Abschottung“. Die EU und die Bundesregierung sollten die drohenden Zölle daher „überdenken“.

Autoexperte Stefan Bratzel, Leiter des Center of Automotive Management (CAM) in Bergisch Gladbach, erklärte gegenüber der Berliner Zeitung, dass es bereits seit längerem eine Tendenz gebe, Fahrzeuge in den Regionen zu bauen, in denen sie auch verkauft werden sollen. Die USA hätten schon jetzt Standortvorteile gegenüber Deutschland. „Wenn sich die regulativen Rahmenbedingungen für den Export verschlechtern, werden weitere Verlagerungen in die USA wahrscheinlicher“, befürchtet Bratzel.

Auch Branchenexperte Ferdinand Dudenhöffer, Gründer des privatwirtschaftlichen Forschungsinstituts Center Automotive Research (CAR), betonte auf Anfrage, dass man die Aussagen von Trump „ernst nehmen“ müsse. Allerdings glaube er nicht, dass weitere deutsche Werke in den Vereinigten Staaten entstehen werden. „Die USA sind ein gesättigter Markt. Die neuen Werke entstehen in Asien, dort liegt die Zukunft.“

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