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Wer letzte Nacht am schlechtesten geschlafen hat: Yamaha

Liebe MotoGP-Fans,

Mugello ist jedes Jahr ein Highlight! Die Strecke in der Toskana zählt für mich zu den schönsten im Kalender. Es war gut zu sehen, dass nach dem schwachen Vorjahr diesmal zumindest am Sonntag fast 80.000 Fans vor Ort waren und für eine tolle Stimmung gesorgt haben.

Gesehen haben sie Ducati-Festspiele. Die ersten fünf Plätze im Sprint und die ersten vier Plätze im Grand Prix sprechen eine deutliche Sprache. Die Desmosedici ist derzeit einfach das Maß der Dinge in der MotoGP.

Ganz anders die Situation bei Honda. Die ausgestreckten Arme von Marc Marquez nach seinem Sturz sprechen Bände. Das ist schon jetzt eines der Symbolbilder der diesjährigen Saison. Am Limit verzeiht die RC213V nicht den kleinsten Fehler.

Marc Marquez, Joan Mir, Alex Rins, Takaaki Nakagami und Stefan Bradl haben zusammengerechnet an sechs Rennwochenenden 29 Stürze produziert. Das ist eine Menge Schrott. Bei so vielen Stürzen kann natürlich etwas passieren.

An dieser Stelle möchte ich Rins gute Besserung wünschen! Dass er sich das rechte Schien- und Wadenbein im Sprint gebrochen hat, ist natürlich extrem bitter. Denn Rins hat nicht nur mit seinem Sieg in Austin bewiesen, dass er sich in das Honda-Projekt hineinkniet.

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Marc Marquez

Ein starkes Symbolbild: Marc Marquez nach seinem Sturz in Mugello

Foto: Motorsport Images

Anders die Situation bei Joan Mir. Der Ex-Weltmeister wird mit der RC213V einfach nicht warm. Mir wirkt komplett desillusioniert und demotiviert. Wie schlimm seine Verletzung am kleinen Finger der rechten Hand wirklich ist, kann ich von außen nicht beurteilen.

Selbstverständlich wünsche ich auch ihm gute Besserung. Aber ein Aron Canet hat in der Moto2 gezeigt, dass man auch mit einer Fingerverletzung fahren kann. Mittlerweile verfestigt sich bei mir der Eindruck, dass Mir und Honda kein erfolgreiches Projekt werden.

Kommt es mit Saisonende zur Trennung? Ich weiß es nicht. Will Marquez seinen Vertrag vorzeitig auflösen? Ich weiß es nicht. Hat er überhaupt Alternativen bei einem anderen Hersteller? Ducati und KTM haben erfolgreich ihre eigenen Nachwuchsfahrer “herangezüchtet”.

Honda hat sich zumindest Expertise geholt

Mit seiner Geste nach dem Sturz hat Marquez ein starkes Signal nach Japan geschickt. Er ist körperlich wieder fit und probiert alles. Nun liegt es an Honda, auch wieder fit und konkurrenzfähig zu werden.

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Joan Mir

Ist die Zusammenarbeit zwischen Joan Mir und Honda gescheitert?

Im vergangenen Sommer habe ich in einer Kolumne geschrieben, dass sich Honda vielleicht technische Unterstützung von außen holen sollte. Die japanischen Manager haben brav unsere Kolumne gelesen und das auch getan. Die Kooperation mit Kalex ist ein deutlicher Schritt.

Seit diesem Jahr verwendet man auch Auspuffanlagen von Akrapovic. Mit Rins und Mir hat man sich zwei Topfahrer ins Boot geholt. Dazu kam ebenfalls von Suzuki Ken Kawauchi. Es ist natürlich klar, dass der langjährige Suzuki-Ingenieur nicht über Nacht das Blatt wenden kann.

Honda probiert viel, aber man hat noch nicht den Stein der Weisen gefunden. Wie schwierig das ist und wie lange das dauert, sieht man an Ducati. Nach den beiden Rossi-Jahren war man am Tiefpunkt. Zehn Jahre später dominieren die Italiener die MotoGP.

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Alex Rins

Alex Rins muss nach seinem Beinbruch länger pausieren

Aber ganz so schlecht sieht die Situation von Honda eigentlich gar nicht aus. Sie probieren viel und haben Schritte eingeleitet, um aus der Krise zu kommen. Abgesehen von Ducati hat nur Honda in diesem Jahr einen Grand Prix gewonnen.

Und in allen seinen drei Qualifyings hat es Marquez in die erste Startreihe geschafft. Okay, seine “Hinterradlutscher”-Taktik im Qualifying ist nicht die feine Art. Das weiß Marquez selbst und sagt es auch. Aber es ist die einzige Möglichkeit, einen guten Startplatz zu ergattern.

In Le Mans kämpfte Marquez bis zu seinem Sturz kurz vor Rennende ums Podium. Auch in Mugello war er in der Gruppe vorne dabei. Ohne Sturz wäre bestimmt Platz fünf oder sechs möglich gewesen. Das wäre angesichts der Gesamtsituation gar nicht so schlecht.

Im Vergleich dazu sieht es bei Yamaha viel düsterer aus. Wie viel war im Rennen von Fabio Quartararo und Franco Morbidelli zu sehen? Deshalb wähle ich heute nicht Honda für unsere traditionelle Montagskolumne, sondern Yamaha.

Yamaha schafft es kaum in die Top 10

Denn Yamaha schafft es aus eigener Kraft nicht mehr ins Q2, während Marquez regelmäßig in der ersten Reihe steht. Wären die Marquez-Brüder davor nicht gestürzt, dann hätte es Yamaha im Grand Prix gar nicht in die Top 10 geschafft.

Morbidelli hat es in Mugello auf den Punkt gebracht. Er meinte, dass Yamaha wirklich ein sehr gutes Wochenende braucht, um überhaupt aus eigener Kraft in die Top 10 zu kommen. Das ist die Realität und wird sich seiner Meinung nach bis Saisonende nicht ändern.

Und das ist wirklich eine bittere Aussicht. Man sieht Quartararo den Frust an. Er hat sich von seinem langjährigen Manager Eric Mahe getrennt. Versucht der Ex-Weltmeister für die Zeit ab 2025 Yamaha zu verlassen? Sehr wahrscheinlich.

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Fabio Quartararo

Verlässt Fabio Quartararo bald das sinkende Schiff Yamaha?

Während Honda viel probiert, herrscht bei Yamaha Stillstand. Und Stillstand bedeutet im Motorsport Rückschritt. Ja, mit dem Testteam rund um Cal Crutchlow wird viel probiert. Aber nach dem Montagstest in Jerez haben Quartararo und Morbidelli alle neuen Entwicklungen verworfen.

Prinzipiell fahren beide mit einer Konfiguration von 2021. Nur der Motor ist in diesem Jahr etwas stärker, was allerdings für Probleme beim Handling sorgt. Das gute Turning-Verhalten ist verschwunden, das Motorrad insgesamt schwieriger zu fahren. Ein Rückschritt.

Bei Yamaha ist von außen nicht zu erkennen, dass alles in die Waagschale geworfen wird – im Gegensatz zu Honda. Und das bereitet mir die größeren Sorgen. Denn die MotoGP darf eine Marke wie Yamaha nicht verlieren.

Gerald Dirnbeck

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Mit Bildmaterial von Dorna.

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