Nachdem der Mann mit dem BMW in die SCS gerast und damit einen Shop gerammt hatte, fackelte er das Auto und beinahe sich selbst ab.
Spektakulärer Cobra- und WEGA-Zugriff in einer Wohnung in Wien-Donaustadt: Die Beamten der Sondereinheiten rückten mit schwerer Ausrüstung und Hunden zu den Räumlichkeiten eines Bulgaren (28) an, der zwei Niederländer (28, 31) bei sich versteckt hatte. Einer der Gesuchten versuchte noch die Flucht über ein Fenster, dank Einsatz eines Hubschraubers mit Wärmebildkamera wurden aber schließlich alle drei Männer festgenommen. Der Verdacht der Ermittler: Es soll sich um die berüchtigte Rammbock-Bande bzw. einen Teil davvon handeln, die in Niederösterreich und Wien Einbrüche mit massiver Brutalität ausführte.
Besonders spektakulär fiel im Mai ein Coup in der Shopping City Süd (SCS) aus: Die Kriminellen hatten in der Nacht auf 22. Mai 2023 in Wien einen 3er-BMW mit Wiener Kennzeichen gestohlen und brachten das Auto am Morgen des 22. Mai zur Shopping City Süd in Vösendorf (Mödling). Über einen Lieferanteneingang wurde das Fahrzeug in Millimeterarbeit (mit abgebrochenen Seitspiegeln) kurz vor 4 Uhr morgens ins Innere der SCS gebracht, dann wurde der BMW erneut gestartet, das Gaspedal durchgedrückt – mit vollem Karacho donnerte der Lenker gegen die Scheibe des Juwelier-Shops.
Zur Vorgeschichte der internationalen Bande: Mit enormer krimineller Energie im Gepäck sollen zwei Niederländer bereits vor Monaten nach Österreich gekommen sein. Die Holländer sollen, als Teil einer Bande (über 500 Delikte in Deutschland, über 50 in der Schweiz), eine Spezial-Ausbildung genossen haben: Umgang mit Sprengstoff, Kfz- und Technik-Know-How.
In Wien nahmen die beiden Kontakt mit einem seit zehn Jahren in Österreich lebenden Bulgaren (28) auf, der die Holländer bei sich wohnen ließ und wichtige logistische Arbeiten verrichtete, wie eben Mietautos aufstellen. Bereits im Jänner 2023 hatte die Bande versucht, einen Juwelier in Wiener Neustadt zu knacken, scheiterte aber. Sachschaden: 10.000 Euro.
Ganz ähnlich ging das Trio am 20.6. bei einem Juwelier im Wiener Donauzentrum und am 26.6. bei einem Juwelier in Wr. Neustadt vor. Der Wagen vom 26. Juni wurde in Weigelsdorf (Baden) abgefackelt. Die Spurensicherung der Tatortgruppe des Landeskriminalamtes Niederösterreich am Tatort in Wiener Neustadt erbrachte dabei einen DNA-Treffer zu einem 31-jährigen niederländischen Staatsbürger.
Seit September war die Bande daher teilobserviert worden. “Wir können das nicht rund um die Uhr machen, hatten aber doch den Hinweis bekommen und hatten die Verdächtigen im Visier.” Dennoch: Am 6. Oktober sprengten sie einen Bankomat in Markgrafneusiedl, flüchteten. Kurz darauf wurde das Trio von der Cobra gefasst („Heute“ berichtete).
Der Gesamtschaden: 1,1 Mio. Euro. Der Bulgare zeigte sich geständig (Unterkunftgeber, Mieter des Mietfahrzeuges und Anzünden des Fluchtfahrzeuges), die Holländer schweigen eisern, das Trio ist in Untersuchungshaft in der Justizanstalt Wr. Neustadt (die Unschuldsvermutung gilt).
Übrigens: Für den Rammbock-Coup in Baden Ende Mai soll das Trio nicht verantwortlich sein. “Da war zwar rudimentär dasselbe Vorgehen, aber bei den Einzelheiten doch Unterschiede”, erklärt ein Ermittler. Diese Tat dürfte eben aufs Konto von “Firmen-Kollegen” gehen.
Alle Bilder der Rammbock-Coups – zum Durchklicken