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Schnelle Autos keine Nachwuchs-Garantie

schnelle autos keine nachwuchs-garantie

Boxenstopp: Mechaniker Fabio Vultaggio (links) schaut den jungen Besuchern beim Reifenwechsel über die Schulter.

Unternehmen suchen händeringend Nachwuchs. Das ist nichts Neues. Automarken wie Ferrari, die bei jungen Leuten hoch im Kurs stehen, müssten es einfacher haben als andere Unternehmen, möchte man meinen, doch auch der italienische Sport­wagenbauer spürt den Konkurrenzkampf um gute Nachwuchskräfte.

Im Rahmen der „Woche der Ausbildung“ der Bundesagentur für Arbeit hatten Ferrari-Händler kürzlich zu einem sogenannten Zukunftstag geladen, bei dem der Beruf des Kfz-Mechatronikers im Mittelpunkt stand. Man müsse nah­barer werden, heißt es bei Ferrari, auch weil die Hemmschwelle, sich bei Vertragspartnern der Marke aus Maranello zu bewerben, oft zu groß sei.

Um diese abzubauen, hat auch das Frankfurter Autohaus Ulrich als einer der größeren unter den 13 Ferrari-Vertragshändlern in Deutschland und Österreich, mit einem Showroom im Gallus, an einem Samstag im März seine Türen geöffnet. Alles in allem 22 Jugendliche, die sich unter anderem für den Beruf des Mechatronikers interessieren, sind gekommen, auch ein Mädchen, das Automobilkauffrau werden möchte. „Das passt uns aber sehr gut, denn auch als Kauffrau muss man die Technik verstehen“, sagt Mario Trupp, der Kaufmännische Leiter. Ein bis zwei Ausbildungsstellen für Mechatroniker schreibt das Autohaus jedes Jahr aus.

„Wir müssen sichtbarer werden“

Die Lage am Ausbildungsmarkt bleibt angespannt, wie die Zahlen der Bundesagentur für Arbeit für das gesamte Land zeigen. Für den Zeitraum Oktober bis Januar verzeichnet die Statistik 1000 junge Frauen und Männer mehr auf Ausbildungssuche als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Ebenso lag die Anzahl der sofort verfügbaren Ausbildungsstellen um 4000 höher als ein Jahr zuvor. In dem Zeitraum, den die Arbeitsfachleute auch das fünfte Quartal nennen, standen 85.000 Ausbildungsstellen in Betrieben lediglich 64.000 gemeldeten Bewerbern gegenüber.

Auch Ferrari steht jetzt im Wettbewerb, beispielsweise mit deutschen Premiumherstellern. Früher seien Bewerber deutlich schneller von sich aus auf den Händler zugekommen. Die Marke wolle nun den Zukunftstag etablieren, bei Ausbildungsmessen präsenter sein und mit Schulen zusammenarbeiten, sagt eine Ferrari-Sprecherin.

„Im Handwerk wird es immer schwieriger, Nachwuchs zu finden“, sagt Bernd Eissner, After-Sales-Leiter bei Ferrari Zentraleuropa, beim Besuch im Autohaus Ulrich. „Wir müssen sichtbarer werden.“ Grundsätzlich sei man auch offen für Bewerbungen erfahrener Mechaniker.

Fabio Vultaggio ist mittlerweile ein solcher. Seit 2017 arbeitet er bei Ferrari und hilft am Zukunftstag beim Reifenwechsel, den die Teilnehmer als eine von drei Stationen absolvieren sollen. „Natürlich hat man anfangs Respekt vor solchen Fahrzeugen“, sagt der Sechsundzwanzigjährige und meint damit auch den gelben Ferrari 296 GTB mit einer Gesamtleistung von 830 PS, neben dem er steht. „Aber man gewöhnt sich dran und gewinnt auch an Mut.“ Die Marke sei für ihn auch Passion, so wie bei den meisten der Kunden, die ins Autohaus an die Schmidtstraße kämen.

Gut vorbereitete Besucher

Beim Schnuppertag legen sich die jungen Besucher ins Zeug – und überraschen die Verantwortlichen mitunter. So schafft es ein Jugendlicher, den Lego-Wagen, der an einer der drei Stationen mithilfe eines Plans zusammengebaut werden soll, in 27 Minuten fertigzustellen. Laut Trupp braucht man für die Aufgabe, die einer Reparatur mit Leitfaden nachempfunden ist, in der Regel etwa eine Stunde.

Manch einer hatte sich auch schon vor dem Tag informiert, um „nichts falsch zu machen“, wie Maximilian Lehmann erzählt. Der 15 Jahre alte Schüler hat bereits zuvor ein Praktikum im Autohaus Ulrich absolviert. Zur dem Zukunftstag habe er sich ausreichend Ferrari-Websites und Videos rund um den Reifenwechsel angeschaut, um gut vorbereitet zu sein.

Letztendlich soll die Veranstaltung aber keine Einbahnstraße sein, wie die Verantwortlichen des Vertragshändlers hervorheben. Auch die potentiellen Bewerber sollen die Möglichkeit bekommen, genau hinzuschauen und zu prüfen, ob eine Ausbildung bei der Automarke für sie infrage kommt. Schließlich gehe es auch darum, einen Abbruch der Ausbildung zu verhindern – etwa weil jemand überfordert sei.

Der Zukunftstag jedenfalls geht erfolgreich zu Ende. Unter den 22 Kandidaten hat der Kaufmännische Leiter „fünf echte Talente“ ausgemacht, wie er sagt. „Zwei davon würden wir gern als Auszubildende gewinnen.“

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