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Schnell zu schnell auf den neuartigen Pedelecs

Zahl der E-Bike-Fahrer steigt rasant, die der Unfälle auch

Schnell zu schnell auf den neuartigen Pedelecs

schnell zu schnell auf den neuartigen pedelecs

Pedelec-Kurs bei der Verkehrswacht Ebersberg

Die Zahl der Pedelec-Fahrer steigt rasant. Und leider auch die der Unfälle auf den Fahrrädern mit Elektromotor-Unterstützung. Man kann aber was dagegen tun.

Ebersberg/Landkreis – Auf den ersten Blick schaut alles ganz einfach aus – und ist es dann doch nicht. Ehrenamtliche Mitarbeiter der Kreisverkehrswacht haben auf dem Gelände der Straßenmeisterei in Ebersberg u.a. mit halben Tennisbällen eine große Acht abgesteckt. Es gilt nun, mit einem Pedelec (das, was landläufig, aber fälschlicherweise E-Bike genannt wird) diesen Parcours zu durchfahren. Spurbreite: Nicht mal einen halben Meter.

Schaut, wie schon angemerkt, einfach aus. Doch die ersten Teilnehmer an diesem aktuellen Pedelec-Fahrtraining der Verkehrswacht haben gleich mal viel zu hohes Tempo drauf. Mit der Unterstützung eines leistungsstarken Akkus wird ihr Radl ganz schnell sehr schnell. Es macht einigen, einschließlich des Autors dieses Artikels, beim ersten Anlauf erkennbar Mühe, die Spur halbwegs zu halten. Volle Konzentration ist da erforderlich.

Bei den ersten Übungen ist man schnell viel zu schnell unterwegs

Erst recht, als es darum geht, ein hölzernes, etwa drei Meter langes Spurbrett zu durchfahren. Und auch die Slalomstrecke erfordert besondere Aufmerksamkeit.

Die Krux: Wenn „Kollege Bosch“, so nennen Harald Weinmann und Gerhard Eberl von der Kreisverkehrswacht die Pedelec-Elektromotoren, zu arbeiten beginnt, können diese längst in die Mode gekommenen Fahrräder schon mit geringem körperlichen Dazutun ganz schön flott werden.

Nicht von ungefähr weisen Unfallstatistiken bei Pedelecs zuletzt teils stark nach oben gehende Entwicklungen auf. Die Verkehrswacht Ebersberg reagierte schon 2018 auf die Entwicklungen und begann damals, regelmäßig Trainingsstunden anzubieten. Es gebe, sagt Expolizist Harald Weinmann, Gründe genug, dass Kurse wie dieser auch in Ebersberg Nachfrage bis zum Anschlag erführen. Doch das Gegenteil ist der Fall. In diesem Tag ist die Runde mit zwölf Teilnehmern die große Ausnahme. Verkehrswachtler Gerhard Eberl glaubt zumindest eine Antwort zu kennen: Viele behaupteten, einen Radlkurs nicht nötig zu haben. Man könne doch schon alles. Doch die Wahrheit ist: Herkömmliches Radfahren ist etwas anderes als Pedelec-Fahren.

Herkömmliches Radlfahren hat nichts mit Pedelecs zu tun

Nicht nur die Übung in der abgesteckten Acht macht das deutlich. Auch braucht es unter den Teilnehmern zwischen 59 und 84 Jahren etwas Zeit, um zum Beispiel das besondere Bremsverhalten der neuartigen Räder zu erspüren. Weinmann: „Man ist zwar auf einem Pedelec durchaus schneller unterwegs, hat aber zugleich auch sehr viel stärkere Bremsen.“ Die Bremswege sind grundverschieden. Auch die Kurvenradien sind nicht zu vergleichen.

Da ist Sensibilität gefragt. Und Feingefühl, das man sich aber antrainieren kann. Etwa, wenn es darum geht, mit der einen Hand das Lenkrad noch geradeaus auf Spur zu halten, während man mit der anderen eine Richtungsänderung anzeigt und sich zugleich mindestens mit einem Schulterblick vergewissert, ob nicht von hinten noch Gefahren lauern.

Wie immer startet auch der aktuelle Kurs mit einem theoretischen Teil. Für die Leute von der Kreisverkehrswacht ein willkommenes Forum, für mehr gegenseitigen Respekt im Straßenverkehr zu werben. Die Zeiten seien mal wieder danach, heißt es. Auch die hiesigen Verkehrswachtler haben eine stetig zugenommene Aggressivität auf den Straßen festgestellt.

Manches im theoretischen Teil ist womöglich auch den erfahrensten Kursteilnehmern neu. Das Handyverbot auf dem Rad wird thematisiert. Und was ist mit Kopfhörern? Wo darf man mit einem Pedelec fahren? Wo muss man es? Alles wird ausreichend beantwortet.

Trainingskurse mit der Verkehrswacht werden oft ignoriert

Praktische Tipps fehlen nicht: So oft wie nötig die Schaltung benutzen und nicht immer nur das Unterstützungsprogramm verändern. Vor dem Anfahren rechtzeitig ein paar Gänge runterschalten, um ohne großen Kraftaufwand zu beschleunigen, falls erforderlich. Vorder- und Hinterbremse benutzen. Die Gefahr wäre sonst zu groß, dass das Radl aufbockt und den Piloten schmeißt. Eberl gibt den Teilnehmern nach vier Kursstunden Hoffnung. Lerneffekte hatten sich schließlich schon eingestellt. Hilfreich sein kann ein Pedelec-Kurs in jedem Fall. „Es war gewinnbringend,“ so eine typische Bilanz eines Teilnehmers.

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