- Analyse: CAM sieht derzeit Markthochlauf der Elektromoblität gefährdet
- Stromversorgung: RWE wird Partner von NIO.
- Design-Ikonen: Kulturkritik zum Cybertruck
Analyse: CAM sieht derzeit Markthochlauf der Elektromoblität gefährdet
Mit dem derzeit verfügbaren Modellangebot in Deutschland ist ein schneller Markthochlauf der Elektromobilität nur schwer realisierbar. Zwar steigt die Zahl der batterieelektrischen Fahrzeugmodelle im Vergleich zum Vorjahr um über ein Drittel auf nunmehr 105 Modelle an (Gesamtjahr 2022: 78 Modelle). Allerdings machen davon SUVs knapp die Hälfte (46% bzw. 48 Modelle) aus, während sich das Modellangebot in den für den Hochlauf wichtigen Fahrzeugklassen Minis und Kleinwagen reduziert.
Gleichzeitig steigen die Anschaffungspreise für E-Autos. Der an den Neuzulassungen gewichtete durchschnittliche Fahrzeugpreis (ohne Sonderausstattung) erhöht sich im Vergleich zum Gesamtjahr 2022 um 4.023 € bzw. 8,3% auf 52.693 € (brutto, ohne Abzug der Förderung). Im Mittel steigen jedoch auch die Reichweite der Modelle auf 423 km (WLTP) und die Ladeleistungen der Modelle auf 133 kW.
Steigerung der Reichweite führt zu Anstieg des Leergewichts
Marktanteil in Deutschland bleibt bei etwa 2%
Das sind die wichtigsten Ergebnisse des aktuellen Electromobility Report des Center of Automotive Management (CAM), der die Modellangebote in Deutschland und China analysiert. Nach elf Monaten des Jahres 2023 haben vollelektrische Antriebe mit knapp 470.000 Neuzulassungen einen Anteil von rund 18%. Damit ergibt sich im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ein Wachstum um 28% sowie ein marginaler Anstieg des Marktanteils um 2%. Diese Ausgangslage lässt einen eher verhaltenen Markthochlauf im folgenden Kalenderjahr 2024 erwarten.
Erst ab 2025 verstärktes Angebot von kostengünstigen Stromern
Erst ab 2025 und fortfolgende Jahre ist mit einem verstärkten Angebot kostengünstiger und ausreichend wettbewerbsfähiger E-Autos zu rechnen (z.B. Tesla Kompaktmodell, Renault Twingo, VW ID.2), die den Markthochlauf signifikant beschleunigen werden. Für 2024 prognostiziert das CAM circa 600.000 BEV-Neuzulassungen (+15% ggü. 2023), während im Folgejahr 2025 von etwa 750.000 Einheiten (+25% ggü. 2024) ausgegangen wird.
Studienleiter Stefan Bratzel: „Während sich die Reichweite und Ladeleistung von Elektromodellen relativ gut entwickeln, krankt der Markthochlauf der Elektromobilität wesentlich an wettbewerbsfähigen Anschaffungspreisen im Vergleich zu Verbrennern. Der weitere Preisanstieg von Elektromodellen ist Gift für die neue Marktphase der Elektromobilität, bei der nach den technikaffinen Early Adoptern nun- mehr Kundensegmente mit kleinerem Geldbeutel adressiert werden müssen. Für die Automobilhersteller wird die Reduzierung der Herstellkosten von Elektrofahrzeugen ein zentraler Erfolgsfaktor, zumal die globalen Marktführer Tesla und BYD bereits auf einer deutlich besseren Kostenbasis agieren. Die Reduzierung bzw. der mögliche Wegfall des Kaufzuschusses wäre für den weiteren dynamischen Markthochlauf in den nächsten zwei bis drei Jahren kritisch.“
Stromversorgung: RWE wird Partner von NIO.
Im Rahmen einer Kooperationsvereinbarung wird RWE, die Stromversorgung mit grünem Strom für alle NIO Liegenschaften übernehmen, die nicht direkt Strom vom Grundstückseigentümer beziehen. Zur NIO Infrastruktur zählen unter anderem NIO Power Swap Stations, NIO Houses, NIO Hubs und verschiedene NIO Büroräume.
Attraktive Strompreise werden an NIO User weitergegeben
„Durch die Zusammenarbeit mit RWE und dem Zugang zur Strombörse mit seinen variablen Handelspreisen können wir die Batterien in unseren PSS kostenoptimiert laden. Beispielsweise nachts oder wenn der Strompreis besonders günstig ist. Wir werden einen Preis anbieten, der äußerst wettbewerbsfähig ist im Vergleich und sich dennoch nicht täglich oder stündlich ändert, sodass unsere NIO User Planungssicherheit bekommen. Gerade bei starken Preisschwankungen am Markt sehen wir dies als besonderen Mehrwert“, so Marius Hayler, General Manager NIO Deutschland.
Kostenloser Batteriewechsel und Strom bis 31.03.2024 verlängert
NIO User, die die Batterie ihres Fahrzeugs im „Battery-as-a-Service-Modell“ (BaaS) mieten, erhalten Zugang zur Power Swap Station (PSS), eine Technologie- und Energielösung, die den vollautomatischen Batterietausch in rund fünf Minuten ermöglicht. Aktuell können NIO User bis Ende des Jahres die Batterie gebührenfrei wechseln und von kostenlosem Strom an den PSS profitieren. NIO verlängert diese Aktion nun bis mindestens Ende März 2024.
Zwei kostenfreie Swaps monatlich ab April 2024
Ab April 2024 erhalten User zwei kostenlose Swaps pro Monat im BaaS-Modell, lediglich der erhaltene Strom kommt noch on top dazu. Das bedeutet, dass User nur die Energiedifferenz zwischen der neuen und zurückgegebenen Batterie bezahlen. Ab dem dritten Swap fällt eine sogenannte Swapping-Gebühr von 10 Euro an. Das neue Preismodel umfasst somit zwei Komponenten: Die Swapping Service Gebühr sowie die Energie. Durch die Kooperation mit RWE zahlen NIO User einen besonders attraktiven Preis, der mit rund 0,39 Euro pro Kilowattstunde vergleichbar ist.
Neun weitere Power Swap Stations vor Eröffnung
e-engine meint: die Tatsache, dass man von günstigem Strom als NIO-User profitieren kann, finden wir äußerst spannend. Auch der Ausbau der PSS nimmt Fahrt auf. Das BaaS-Modell könnte tatsächlich so die beste Alternative zum Kauf werden.
Design-Ikonen: Kulturkritik zum Cybertruck
Victoria Scott, ihres Zeichens Autokritiker beim US-Portal Road & Track, hat sich des Cybertruck angenommen. Dabei gilt es festzuhalten, dass Scott eigentlich Kulturkritiker werden wollte – eine, wie sie selbst sagt, recht brotlose Kunst. Dann schon lieber Autorjournalist, denn Autos „mochte ich schon immer“, so ihre Aussage.
Nun hat sie sich in einem Essay mit dem US-amerikanischen Autofetisch befasst. Das zentrale Thema ist natürlich der Cybertruck, den sie stilistisch als „(…) eine Parodie auf eine dystopische Zukunft aus den Achzigern“ sieht. Er erinnere sie mehr an den Johnnycab aus Total Recall als an den Peugeot Spinner aus Blade Runner. Fun-Fact: Musk stellte den Cybertruck just an dem Tag vor, an dem auch der Originalfilm Blade Runner spielt. Musk bezeichnete den Cybertruck als das Gefährt, das der Bladerunner gefahren hätte. Nun ja.
Zudem betonte Musk, dass der Cybertruck ein „gepanzerter Mannschaftstransporter aus der Zukunft sei …“ Starke Worte, die vermutlich erklären sollen, warum das Auto einen kugelsicheren Body hat. Schließlich könnte die Apokalypse jederzeit eintreten. Und nur Cybertruck-Besitzer werden dann, fast wie Prepper, vorbereitet sein.
BREAKING: Ford rescues Tesla Cybertruck after it struggles to carry small payload up a snowy hill pic.twitter.com/98cQuQ0vhk
— Ethan (@EZebroni) December 12, 2023
Es folgen Erklärungen zum Pessimissmus der Amerikaner, der sich unter anderem im Kauf solcher Fahrzeuge widerspiegele. Denn so Scott: “ Mehr als die Hälfte der heute in Amerika verkauften Fahrzeuge sind Trucks und Geländewagen (SUVs)“. Da passt auch Musks Aussage, dass der Cybertruck in einer „Auseinandersetzung“ mit anderen Fahrzeugen „gewinnen“ wird.
e-engine meint: Der Artikel ist äußerst amüsant und mit viel Esprit geschrieben, weshalb wir ihn unseren Lesern empfehlen möchten (—> Road&Track). Apropos „Auseinandersetzung“: der Cybertruck schlägt momentan reihenweise andere Fahrzeuge auf dem Drag Strip, nur bei der Geländetauglichkeit gibt es so einige Defizite, die meistens auf die Piloten zurückzuführen sind (sagen jedenfalls die Fans) … Amüsant.
Fotos & Charts: Ampere (Renault), BYD, Citroën, CAM (Center of Automotive Management), Tesla, NIO