KTM-Jubel in Spielberg – MotoGP kämpft um Anschluss an F1
Am Red Bull Ring waren insgesamt 173.017 Zuschauer an der Strecke dabei, am Sonntag genau 93.519. Damit war das Motorrad-Spektakel hinter der Formel 1 erneut das zweitgrößte Sportevent des Jahres in Österreich. Im Vergleich zu den Kollegen auf vier Reifen hat die MotoGP in Sachen Beliebtheit in den vergangenen Jahren aber an Boden verloren. Während sich die Formel 1 auch aufgrund des Red-Bull-Hypes vor einigen Wochen über 304.000 Zuschauer freuen durfte und wie im Vorjahr kaum Plätze auf den Tribünen frei blieben, fällt die Bilanz in der Königsklasse des Motorradsports deutlich schwächer aus.
Das hat nicht nur, aber auch mit dem Rücktritt von Superstar Valentino Rossi nach der Saison 2021 zu tun. Der “Dottore” ist rund um den Ring auf den Campingplätzen in Form von Fahnen und Bannern weiter allgegenwärtig, heuer war der populäre Italiener bei einem seiner seltenen Besuche an der Rennstrecke auch persönlich zu Gast. Der 44-Jährige schrieb fleißig Autogramme, gab sich nahbar und fieberte als Teambesitzer mit Marco Bezzecchi und Halbbruder Luca Marini mit, die Dritter und Vierter wurden.
Auf die Erfolge von Rossi und dessen Erzrivalen Marc Marquez fehlt “Pecco” allerdings noch ein gewisses Stück. Marquez ist noch aktiv, der Spanier fährt den Erfolgen auf seiner schwächelnden Honda aber hinterher. Der zwölfte Platz in Spielberg war für den 30-Jährigen die erste Zielankunft im zehnten Saisonrennen, fünf Mal fehlte er verletzungsbedingt nach Stürzen. Auch besondere Rivalitäten wie einst zwischen Rossi und Marquez gibt es unter den derzeitigen Spitzenfahrern nicht wirklich. Von einer erfolgreichen Netflix-Serie wie “Drive to Survive” über die Formel 1 ganz zu schweigen.
“Wir sind Freunde, auch außerhalb der Strecke verbringen wir viel Zeit”, sagte Bagnaia etwa über seine Beziehung zu seinem italienischen Landsmann Bezzecchi, einem seiner größten Konkurrenten. Der WM-Dritte fährt genauso wie Bagnaia eine Ducati, wie auch Jorge Martin (2.), Johann Zarco (5.) und Marini (6.). Unter den Ducatis hält sich die Feindschaft zumindest in Grenzen, und KTM-Hoffnung Binder hat als WM-Vierter sowieso meistens ein Lächeln auf den Lippen.
Im August 2016 war die MotoGP in die Steiermark zurückgekehrt, damals mit 215.850 Zuschauern – deutlich mehr als die Formel 1 (85.000). In den darauffolgenden Jahren drehten sich die Zahlen. Trotzdem kann die Motorrad-Rennserie dieses Jahr zufrieden Bilanz ziehen, im Vergleich zu 2022 (167.850) gab es ein leichtes Plus. “Die MotoGP ist momentan extrem attraktiv”, betonte Beirer, bei den ersten acht Saisonrennen hat es überall Zuschauerrekorde gegeben. Und: “Die Jungs, die vorne mitfahren, haben alle Heldenstatus verdient. Wir wünschen uns alle, dass wieder ein Valentino auf die Beine kommt. Er hat aber große Fußstapfen hinterlassen.”