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Günstige Kleinwagen mit Automatik im Test - Kia Picanto und Mitsubishi Space Star

Günstige, sparsame Kleinwagen mit Automatikgetriebe wie Kia Picanto und Mitsubishi Space Star – das gilt schon lange als gute Idee für stadtbetonte Automobilität. Aber auch eine gute Idee hat ihre beste Zeit mal hinter sich, wie der Vergleichstest zeigt.

günstige kleinwagen mit automatik im test - kia picanto und mitsubishi space star

Lohnt sich im Elektro-Zeitalter noch ein Kleinstwagen als Benziner? Kia und Mitsubishi treten mit Automatikgetriebe zum Test an.

Einen Gleitschirm-Flugschein, das Bodensee-Schifferpatent samt Binnensegel- und -sportboot-Führerschein oder das Auto-Führerschein-Upgrade für Motorräder bis 11 kW. All diese Fertigkeiten könnten Sie für rund 800 Euro und etwas Zeit erwerben. Wenn Sie sich nun Ihren Favoriten aussuchen und merken könnten? Wir brauchen das später im Vergleichstest, wenn es um den Picanto mit automatisierter Fünfgangbox geht. Doch starten wir mit dem Space Star, der mit stufenlosem CVT-Getriebe antritt. Dafür lernen wir das schöne niederländische Wort “achteruitrijden”. Und daf kommt so:

Es liegt an verregneten Fernsehnachmittagen auf Omas Sofa, dass nicht die Malerei Rembrandt van Rijns unser kindliches Bild der Niederlande prägte als vielmehr die Werke von Rudi Carrell, Frau Antje und den tapferen Piloten der Rückwärtsfahrrennen – dem Achteruitrijden. Die wurden je nach Sichtweise zu Ehren oder zur Verwertung von allerlei DAF-Modellen erfunden. Deren singuläre Bemerkenswertigkeit besteht darin, mit der Riemenkraftübertragung Variomatic vorwärts wie rückwärts gleich schnell fahren zu können.

Mitsubishi Space Star: Technisch veraltet, gutes Getriebe

Diese kulturhistorische Errungenschaft fällt uns immer ein, wenn ein Auto mit stufenloser Automatik bei uns in die Tiefgarage rollt. Wie nun der Space Star, den Mitsubishi mit einem von blumiger Heiterkeit geprägten Klebedekor, Windabweisern und Schmutzlappen schickt, als seien die 1990er-Jahre nie vergangen. Wobei sich dieser Eindruck in geringerer Heiterkeit auch beim Fahren zeigt. Schon als der Space Star im Februar 2013 startet, ist er technisch nicht gerade der letzte Schrei, sondern eher ein Flüstern aus der Vergangenheit. Seither hat Mitsubishi den Wagen zwar zweimal modellgepflegt, doch blieb es 2016 wie 2019 vornehmlich bei stilistischen Änderungen. Was ebenfalls blieb: die Leichtigkeit des Wagens (937 kg), die sich auch durch die Dünnblechigkeit außen und die Einfachheit der Einrichtung innen erklärt. So beherbergt der Space Star vier Erwachsene mit zumutbaren Raumreserven. Auf der platten, dürr gepolsterten Rückbank dürften drei sitzen, wobei wir dann zu Mitfahrern von intensiver Kontaktfreude raten. Fahrer und Beifahrer sitzen etwas bequemer, aber eben nur etwas – und keineswegs leiser.

Das liegt an der Geräuschintensität, zu der sich Dreizylinder-Saugbenziner und CVT-Getriebe (es heißt INVECS III, als führte es eine Dynastie fort) anstacheln. Zwar legt der Mitsubishi homogen und fix los, jenseits von Stadttempo jedoch ermattet seine Dringlichkeit. Soll die Geschwindigkeit weiter steigen, lässt INVECS, der/die/das Dritte, die Drehzahl des Motors hochschnellen und verändert zur Tempo-Intensivierung die Übersetzung – ein Vorgang, der sich in seiner Klang-, weniger in seiner Entschlusskraft, im Sport-Modus des Getriebes steigern lässt. Wobei der Space Star das mit dem Antrieb an sich ordentlich hinbekommt. Nicht nur im Vergleich zu dem, was es über den Kia gleich zu erzählen gilt, sondern vielmehr noch im Vergleich zu all seinen anderen Fähigkeiten. Etwa im Bereich der Sicherheit.

Denn da kommt der Mitsubishi selbst in der Topversion nur mit dem Minimalprogramm an. Doch auch das fehlt beim Select+, der aus Halogenlampen funzelt und bei dem sich kein einziges Assistenzsystem ins Fahrgeschehen mischt. Allzu vehement mag auch die Bremsanlage das so mühsam errungene Tempo nicht wegbremsen. Aus 100 km/h mit warmer Anlage braucht er gut 40 Meter. Was es uns ermöglicht, zu datieren, wie lange die Zeit her ist, aus welcher der Space Star gefallen ist. Denn gut war das 1991, als der Peugeot 106 das bei uns im Test zusammenbremste. Zudem verschafft das weich abgestimmte Fahrwerk dem Mitsubishi zwar eine gewisse Fertigkeit, mit Unebenheiten zurechtzukommen. In Kurven allerdings verleitet es den Wagen erst zu intensiver Seitenneigung und sodann einem Untersteuern, dessen Platzbedarf eine Größe erlangt, die man solch einem kleinen Wagen gar nicht zutraut.

Alternative? E-Auto!

Mit all dem mag man sich womöglich arrangieren, steht einem der Sinn danach, ein sparsames (na ja, die 6,4 l/100 km im Test sind eher reichlich), leicht bedienbares, über fünf Jahre garantiegesichertes und günstiges Auto zu erwerben. Aber der Space Star mit CVT-Getriebe kostet 17 780 Euro. Siebzehn. Tausend. Siebenhundert. Achtzig. Das sind 560 Euro mehr als für einen mit 9570 Euro kaufprämierten Fiat 500 Elektro. Der hat auch Automatik, ist in allem, wirklich allem, ein viel besseres Auto. Aber der hat nur 190 km Reichweite, meinen Sie? Ja. Doch weiter als das mag man mit dem Space Star auch nicht fahren. Aber vielleicht mit dem Kia?

Kia Picanto: Schlechtes Getriebe, moderne Technik

Keinesfalls sollte die Entscheidung für oder gegen das automatisierte Getriebe des Kia nach erhofften Bedienerleichterungen oder Komfortsteigerungen fallen – beides steht nicht zu erwarten. Stattdessen raten wir zu einem Entscheidungsprozess kritischer Selbstreflexion, in dessen Zentrum die Frage steht: Ist man überhaupt in der Lage, selbst noch schlechter zu schalten, als es die 800 Euro teure Box vermag? Das automatisierte Getriebe mit Einscheiben-Trockenkupplung, so informiert Kia, ersetze die bisher für den Picanto angebotene Vierstufen-Wandlerautomatik. Wobei das Wort “ersetzen” eine gewisse Gleichwertigkeit in der Summe der Fertigkeiten und Vorzüge erwarten lässt.

Nun, der Normverbrauch des Picanto AMT liegt rund einen halben Liter unter dem des Wandlerwagens. Im Test verbraucht der automatisierte Picanto mit 6,0 l/100 km exakt so viel wie zuletzt im Test mit Schaltgetriebe. Verbuchen wir das als Vorteil. Als den einzigen. Denn sollte man sich je wieder – wie einst Bundespräsident Roman Herzog – wünschen, ein Ruck möge durch Deutschland gehen, wäre ein Picanto dafür ein guter Ausgangspunkt: Wählhebel auf N, Startknopf, Wählhebel auf D, und dann wird aber mal dermaßen losgeruckt.

Hat sich der Kia mal in den ersten Gang geschliffen, inszeniert er jeden weiteren Gangwechsel in Ausschweifung. Erst nimmt die Steuerung unverhofft das Gas weg – das ergibt den ersten Ruck. Dann öffnet ein Aktuator die Kupplung, derweil wägt die Steuerung des Getriebes ab, welche Zahnradpaarung nächstens angemessen erschiene. Ein Unterfangen, das ohne Eile zu einer Entscheidung gelangt, die der Getriebeaktuator gemächlich umsetzt. Ist das vollbracht, schließt die Kupplung – wobei es gelingt, diesen Vorgang gleichzeitig langsam und doch ruckend durchzuführen. Die Steuerung gibt wieder Kraft und Leistung des Motors frei. Vor allem liegt das Interesse des Systems darin, möglichst bald in den fünften Gang vorgeruckt zu sein – wohl in der Erwägung, die mühsame Schalterei dann erledigt zu haben. Eine Vermutung, die unterstützt wird durch die Unlust des Getriebes, zurückzuschalten. Solche Gangwechsel führt es spät, dafür mit noch mehr Rucken durch.

Nun besteht die Möglichkeit, das Rucken zu mindern, indem man den Fuß vom Gas nimmt, wenn das Getriebe schaltet – wobei einem dabei hellseherische Fähigkeiten zupasskommen, anders ist das irrlichternde Timing der Steuerung kaum mitzugehen. Man könne, mag man raten, die Gänge selbst in der manuellen Gasse schalten, so den Moment des Wechsels selbst wählen. Nun, wer das Geschick besitzt, mit rechtzeitigem Gangwählen, Gaswegnehmen und -geben das Rucken zu bändigen, bekommt auch das Kuppeln noch hin.

Zwei Gegensätze, keine Kaufempfehlung

Anders als beim Space Star, dessen Antrieb noch das schummrige Highlight des ganzen Wagens darstellt, ist es beim Picanto genau andersherum. Bei ihm ruiniert das Getriebe ein an sich gutes Auto. Seit seinem Start im Frühjahr 2017 hat Kia den Picanto modern gehalten. Seither bekam er neben ein paar stilistischen Auffrischungen auch ein moderneres Infotainment samt Echtzeitverkehrsmeldungen, Telefonintegration und Acht-Zoll-Touchscreen. Dazu hat er eine für die Klasse umfangreiche sowie mit Frontkamera und Heckradar gut aufgestellte Assistenzabteilung bis hin zu aktivem Spurhalte- und -wechselassistent. Die Eingängigkeit der Bedienung hat er sich ebenso bewahrt wie die Solidität im Auftritt. Dazu bringt der Picanto vier Personen zwar nicht auf mehr Raum, aber auf viel besseren Sitzen vorn und der bequemen Fondbank unter – klar, auch hier reisen hinten nur zwei einigermaßen ungedrängt.

Eher aufdrängend ist der Geräuschpegel. Der Vierzylinder dröhnt bei höherer Last und Drehzahl auch nicht manierlicher als der Dreizylinder des Space Star. Dazu federt der Kia staksig über Unebenheiten. Das liegt am strafferen Set-up, das ihm ein viel stabileres Fahrverhalten einbringt. Und sogar etwas Handling. Wobei das vor allem durch die Handlichkeit geprägt ist, mit welcher der Picanto über verschlungene Straßen wuselt – mit ordentlicher Rückmeldung und Präzision in der Lenkung.

So könnte der Kia noch als halbstrahlender Sieger ins Ziel kommen, mit dem Rat, das manuelle Getriebe zu wählen und die gesparten 800 Euro Aufpreis für das, was auch immer Sie sich oben ausgeguckt haben, zu verpulvern. Aber auch der Picanto bremst schlecht und er kostet in besserer GT-line-Ausstattung noch mehr als der Space Star. Für die 18 590 Euro gäbe es – sollten Sie den Fiat 500 E nicht wollen – auch einen Skoda Fabia 1.0 TSI (18 140 Euro). Wenn Sie also fragten, ob Sie dennoch Picanto oder Space Star kaufen sollten, so reagierten wir eher zuruckhaltend.

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